Die Flasche ist mittlerweile zu einem Drittel geleert und ein paar Tage offen, gute Voraussetzungen um meine Eindrücke zu verfassen
Nase: 56, irgendwas Umdrehungen...bäääm, erstmal volle Ladung Alkohol. Pattex, ne ordentliche Portion. Dunkelste eingekochte Pflaumen und Kirschen, Liebstöckl. Etwas Wasser braucht der, dann kommen herber Tabak und relativ deutliche Minze hervor. In den Händen verrieben dazu wieder diese wunderbar säuerlichen Früchte Johannisbeere, Stachelbeere.
Mund: Zuerst süß, dann brennts, dann wirds würzig. Wieder eine Geschmacksexplosion. Süße Pflaume mit viel Zimt und Nelken, ewig eingekocht. Ein guter Schuss Ingwer, Mandelmus, Marzipan. Süße Eichenwürze. Was für eine Mischung. Beim zweiten Schluck wirds direkt herber, als ob die Rezeptoren für süß belegt sind und sich nun die bitteren melden. Ordentlich Holzeinschlag, keine Adstringenz, Majoran. Traubenkerne, herber Tabak wieder.
Abgang. Mittellang und zunehmend bitter, allerdings ohne zu überdrehen. Dunkler Toast mit Erdnussbutter, Lakritz, Orangenschalen, alles untermalt von einer schönen Mentholnote.
Ich musste direkt an den 2007er aus der Domaine de Charron denken. Der ist sehr ähnlich und gleich wunderbar. Diese Zimtnote, die Marzipanaromatik und diese herb-süße Holzigkeit machen diesen jungen Vertreter der Domaine de Seailles zu einem wirklichen Genuss. Wiedereinmal zeigt sich: großartiger Armagnac muss nicht uralt sein, bereits mit 15 Jahren plus gibts da wirklich tolle Sachen.