Das Grundlegende vorweg: Old Tub ist Jim Beam. Im späten 19. Jahrhundert stellte die Beam Distillery einen Bourbon namens "Old Tub" her, der sich zum beliebtesten Produkt der Destillerie mauserte. Dies anerkenndend wurde die zuvor Jake Beam Distillery heißende Firma 1892 umbenannt in Old Tub Distillery. So so sollte sie bis 1943 heißen, als sie schließlich den heutigen Namen Jim Beam Distillery erhielt. (Anmerkung "tub" bezieht sich auf Brennkessel, nicht auf Badewanne.)
Somit wäre die Namensherleitung schonmal geklärt. ;) Und so ganz beliebig ist die Anlehnung tatsächlich nicht, denn gewisse Produktionsweisen entsprechen "der alten Art". 1. Kühlfiltration. Er unterlief keiner. Die Kühlfiltration wurde in den 1960ern erfunden und erst im Laufe der '80er verbreitet. Bei Whiskey bis ca. 46% Alkoholgehalt (Richtwert) ist sie "nötig" um zu verhindern, dass der Whiskey bei Kälte trüb wird. Heute filtert Beam standardmäßig bis einschließlich 50% Alkoholgehalt, um "auf Nummer sicher" zu gehen. Nun, nicht diesen Old Tub, trotz der "nur" 50% alc. Denn, wir erinnern uns: Er spielt an aufs späte 19. / frühe 20. Jahrhundert, die Kühlfiltration war also noch lange nicht erfunden. 2. Karbonfilterung. Auch die hat er nicht. Die Karbonfilterung dient vor allem der Entfernung von Fassrückständen, hierfür wird der gereifte Whiskey durch eine dünne Schicht Aktivkohle gefiltert. Diese Praktik wurde nach der Prohibition, also in den Jahren nach 1933, üblich. Auch hier also folgerichtig, dass die "Traditionsabfüllung" die ans späte 19. Jahrhundert erinnern möchte, diesen Prozess nicht durchlaufen hat.
Entsprechend lesen wir "Unfiltered" auf dem Etikett, und gemeint ist das oben beschriebene. Eine gewisse Filterung durchlief er natürlich trotzdem, allein um die gröbsten Grüße aus dem Fass zu entfernen. Diese Filterung fiel jedoch sicherlich grob aus, und mag im Effekt vage erinnern an Vor-Prohibitions Praktiken, etwa der Filterung durch Papier oder Stoff.
Eine gewisse Faustregel - über die es Wert wäre an anderer Stelle näher zu diskutieren - ist: Je grober eine Filterung, deso mehr Geschmack bleibt im Endprodukt. Schauen wir also mal, was der Old Tub im Glas bietet...
Nase: Mais, etwas Honig, etwas Vanille Mund: Mais, Vanille, Honig, Nüsse, Würze, etwas Eiche, Gewürze... Muskat, Zimt Abgang: mittellang, wärmend, etwas würzig
Unverkennbar Beam. Ein gelungener Beam, sei dazu gesagt. Am ehesten ist man erinnert an einen Jim Beam Single Barrel (47,5%), doch der Old Tub hat in dem Vergleich die Nase vorn und überzeugt durch einen runderen Gesamtcharakter. Nicht auffällig schmeckbar ist hingegen die "unfiltrierte" Natur des Tropfens: Nein, hier macht sich keine bemerkenswerte Fülle oder Tiefe oder Andersartikeit bemerkbar. Ich sage es offen: Sowohl Knob Creek, als auch Old Grand Dad Bottled in Bond (beide von Beam, beide ebenfalls 50% alc) gefallen mir ganz direkt verglichen ein ganzes Stück besser als der Old Tub! Aber dennoch: Das Gesamtpaket stimmt beim Old Tub. Ein kräftiger und runder - nicht allzu tiefer oder komplexer - Beam, der im US-Preisbereich von 20 - 25$ absolut fair angesiedelt ist. Gäbe es ihn hierzulande für einen ungefähr ähnlichen Preis, wäre er für Beam-Fans eine ganz klare Empfehlung, aber auch für Leute die mit Beam bisher nicht warm wurden eine Überlegung Wert.
Mehr zum Old Tub - übrigens im Vergleich mit einer anderen "Traditionsabfüllung" von Beam - gibt's hier im Video: