Nase: Was da aus dem Glas kommt, riecht echt nicht schön. Ich muss sofort an perlenden warmem Cidre denken. Und zwar an keinen gut gemachten. Die Äpfel wirken arg angegoren und der Alkohol wirkt unangenehm. Für einen Moment überlege ich allen Ernstes, ob ich diesen Tropfen überhaupt probiere. Von möchten ist auch nach einigen Minuten Standzeit und mehrfachem Dahinriechen nicht die Rede. Unterschwellig schwingt ein unappetitliches Putzlappenaroma mit. Bohnerwachs trifft auf Zitrus-Scheuermilch und Essigreiniger. Unterirdisch. Regelrecht zum Abgwöhnen. Ich gebe mir einen Ruck und fasse all meinen Mut zusammen.
Mund: Klar trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Das Mundgefühl ist wässrig. Allerdings folgt eine gute Nachricht. Zunächst schmeckt der Kasei erst einmal nach überhaupt gar nichts. Ich halte ihn für ein paar Sekunden angespannt im Mund und merke, dass sich über seichtes Malz hinaus geschmacklich unterschwellig doch noch etwas zusammenbraut. Die Vorboten sind allerdings keine guten. Vergorene Äpfel treffen auf einen künstlichen Limettengeschmack. Unterschwellig schwingt etwas derart Grantiges mit, dass ich mir nur eines wünsche: ein schnelles und kurzes Ende.
Abgang: Der Abgang ist wie der Geschmack. Man fiebert dem Ende entgegen. Warum können Minuten nur so lang sein? Wenn jemand im Kreis grinsend von einem Mars Karsei-Tasting zurückkommt, bitte nur keine falschen Rückschlüsse ziehen. Er/sie wird grinsen, weil es durchgestanden ist.
Charakter: Ein perfektes Beispiel dafür, wie Whisky nicht schmecken sollte. Wird wahrscheinlich wegen des japanischen Ehrbegriffs exportiert, um aus der Zwickmühle herauszukommen, im Inland nicht sein Gesicht zu verlieren oder gar eine rituelle Selbsttötung inszenieren zu müssen. Oder aber es handelt sich um eine Art Kamikaze-Malt, der dazu gedacht ist, maximale Angst und Schrecken zu verbreiten, um jeden whiskyliebhabenden Eindringling von den wahren Schätzen japanischer Whiskyherstellungskunst fernzuhalten und möglichst frühzeitig eine bedingungslose Kapitulation zu erzwingen.
Bewertung: Schlechter als das heutige Spiel der deutschen Nationalmannschaft. Dort steht es nach 71 Minuten gegen Spanien gerade 0:5 aus deutscher Sicht. Für diese Rache Godzillas gibt es von mir heute 50 Punkte Auweia, wie finde ich jetzt nur einen guten Abschluss? Vielleicht mit dem Hinweis von Benedikt Lüning, dass es sich um einen sehr gut geblendeten, sehr ausgeglichenen Whisky handelt, bei dem man auch so ein kleines bisschen ein Schnäppchen schlagen kann. 3…2…1 und Deine Reise zum Mars beginnt.