Nase: Auf Anhieb gibt es ordentlich viele grüne Äpfel und Limetten in die Nase. Herbes, fast schon rauchig anmutendes Eichenholz schwingt mit. Allerdings etwas zurückgenommen und keinesfalls in Richtung Torfrauch gehend. Zu den grünen Äpfeln mischen sich gelbe, leicht mehlige Lageräpfel. Hin und wieder schimmert etwas Bergamotte durch. Der Grundcharakter erinnert mich an einen sauberen Bruichladdich aus dem Bourbonfass ohne Kuhstallnoten. Hintergründig schwingt etwas florales mit. Lavendel und Honig treten gleichzeitig auf den Plan. Ein Hauch Vanille schwingt mit. Für einen Moment zieht ein leicht cremig-seifiges Aroma in die Nase. Der Alkohol ist gut eingebunden. Ich tippe auf eine Trinkstärke von 46-48% Vol.
Mund: Der Tropfen trifft ölig, intensiv und überraschend würzig auf die Zunge. Neben herben Getreidenote und leicht süßlichen hellen Früchten ist sofort eine Menge schwarzer Pfeffer im Spiel. Ein bisschen Sternanis schiebt zusätzlich an. An Früchten kommen wieder deutlich Äpfel durch. Viel mehr kann ich auf den ersten Schluck aber nicht ausmachen. Dafür gibt es ganz ordentlich Vanille. Sie bestärkt die Fruchtsüße und sorgt für einen schönen Kontrapunkt zu der Würzigkeit. Das Mundgefühl ist satt und lässt keine Wünsche offen. Im Unterschied zur Nase glaube ich geschmacklich jetzt doch an eine Fassstärke. Ein paar Tropfen Wasser tun geschmacklich jedenfalls ganz gut. Sie nehmen der Abfüllung ihre Schärfespitzen. Ein recht aggressiver würziger Eindruck bleibt allerdings auch verdünnt und bei allen nachfolgenden Schlucken erhalten. Diese Abfüllung brennt recht ordentlich im Mund. Das verdeckt leider ein wenig die Geschmacksentwicklung. Kräuter sind jedenfalls auch mit im Spiel. Einzeln greifen kann ich sie aber leider nicht. Im Übergang zum Finish kommen dann immer mehr Baumsaft, Eichenholz und Mandeln durch. Gefühlt geht es nicht zuletzt wegen der ausgeprägten Würze etwas zu schnell ins Finish über. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Ausgewogenheit bzw. Entspanntheit gewünscht.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang. Helle Früchte ziehen sich unverkennbar durch den gesamten Abgang. Allen voran wieder Lageräpfel. Das eigentliche Programm machen allerdings die Eiche und die Kräuter. Ganz zu schweigen von den leckeren Zitrusaromen, die gerade gegen Ende des Finishs immer stärker zur Geltung kommen. Neben Limette und Bergamotte gibt es jetzt auch etwas Pampelmuse. Mit frischem herbem Baumsaft der Eiche vermengt und nicht zu knapp mit Pfeffer und Anis abgeschmeckt. Zu guter letzt sollen Malz und vor allem auch die Vanille erwähnt sein. Letztere sorgt bis zum Schluß für eine angenehm cremige Einbettung dieses an sich eher etwas ungestümen Kraftpakets.
Charakter: Eine ordentliche fassstarke Bourbon-Abfüllung die etwas ungestüm und sehr würzig daherkommt. Ecken und Kanten kann man ihr jedenfalls nicht absprechen. Äpfel, Baumsaft, Eichenholz, Zitrusfrüchte und vor allem auch Pfeffer und Anis sollte man mögen. Süß-sauer, bitter-herb, holzig und cremig. Irgendwie ein ungeschliffener Rookie, aber dennoch kein Greenhorn Der Fasseinfluss ist deutlich, so dass ich blind auf eine gewisse Lagerzeit tippe. Kurz und schmerzlos: Highlands, Bourbon, 15 Jahre, ü50% Vol. Alkoholstärke. Distillerie? Keine Ahnung. So richtig passt da irgendwie nichts, was ich kenne. Ist das vielleicht ein Glencadam?
Bewertung: Vielleicht liegt es an meiner Tagesform. Diese Abfüllung ist lecker, kommt mir aber etwas zu ungestüm und würzig daher. Auf der anderen Seite ist sie dadurch recht charaktervoll. Und gut trinkbar ist sie allema. Von mir gibt es heute etwas unschlüssige aber gut gemeinte 88 Punkte. Ich kann mir vorstellen, dass es interessant sein könnte, diese Abfüllung in unterschiedlichen Verdünnungsgraden zu probieren. Und über die Zeit hinweg zu beobachten, wie sie sich in der offenen Flasche entwickelt. Möglicherweise wird sie über die Oxidation sanfter und etwas weniger scharf.