Nase: Erwartungsgemäß gibt es zu Beginn Torfrauch. Allerdings fällt er nicht gleich mit der Tür ins Haus fällt. Anfänglich nimmt er sich vergleichsweise stark zurück, und überlässt einer leckeren Mischung aus Jod, Getreide und Malz die Bühne. Röstaromen schwingen mit. Ich muss für einen Moment an Crème Brûlée denken, bis ich gar bei Popcorn lande. Der Torfrauch nimmt langsam aber stetig mehr Raum ein. Er diffundiert quasi durch die genannten Aromen. Im Hintergrund liegt rauhes Eichenholz. Die Vorfreude auf das Probieren ist groß.
Mund: Intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Rauh und umschmeichelnd zugleich. Ein satter robuster Getreidegeschmack macht den Auftakt. Er wird von ordentlich viel Torfrauch begleitet, der gefühlt von kalter Asche durchsetzt ist. Schließlich erobert maritimes Jod den ganzen Mundraum. Ich muss an angespülte Algen denken, die am Strand in der Sonne trocknen. Pfeffer sorgt zwischendurch für einen leicht erhöhten Schub und gegen Ende der Geschmacksentwicklung kommt immer mehr Eichenholz durch.
Abgang: Das Finish ist lang. Auf rauhem Eichenholz gebettet klingen der herzhafte Getreidegeschmack und maritimes Jod lange nach während der Torfrauch die Gemengelage durchwabert und hin und wieder ein kleines Aschepartikel auf die Zunge regnet.
Charakter: Eine schöne fassstarke Abfüllung, die mit ihrem leckeren Zusammenspiel von Getreide, Torfrauch, maritimem Jod und Eichenholz punktet. Irgendwie straightforward und robust, aber dennoch elegant. Irgendwie ein Laphroaig in bestechender Reinform. Fass und Destillat spielen entzückend einfach brilliant zusammen.
Bewertung: Für eine belastbare Bewertung war mein Sample eigentlich zu klein. Dennoch hat es mich derart abgeholt, dass ich hier kurzerhand satte 90 Punkte in den Raum stelle. Ich wäre nicht traurig, wenn ich irgendwann wider Erwarten doch noch einmal eine Gelegenheit zum genaueren Kennenlernen bekäme. Zum Ausgabepreis für mich ein Großflaschenkandidat.