Geruch: die Eichenaromen sind sofort gegenwärtig, 32 Jahre Reifung sind ja auch kein Pappenstiel, dennoch wirkt der Malt frisch, was an den intensiven Zitrusaromen liegen könnte, frische Sägespäne, Zitronenzesten, ein wenig Waldboden, nasses Packpapier, weisser Pfeffer, entfernt Kleehonig, alte Aprikosenmarmelade, mineralisch, Getreidenoten
Abgang: mittellanger Abgang, pfeffrig, eine scharfe Holzwürze, deftige Zitrusaromen, die letzten Aromen stammen aus dem Nussumfeld, evtl. unreife Walnüsse.
Fazit: ich gebe eine 3- (trinkbar) in meinem Bewertungsschema, trotz des hohen Alters gefühlt frisch und jung
Nase: Was für feine helle Früchte. Fragil und dennoch intensiv. Grüne Äpfel, reife Limetten, Honigmelone, Cantaloupe Melone, Litschi, Mango, Aprikosen und Kaktusfrucht bescheren einen üppigen exotischen Obstkorb, der einem unaufgeregt entgegenfliegt. Etwas brauner Zucker, Zitrinenthymian und Zitronenmelisse schwingen mit und nach etwas längerer Standzeit kommt immer mehr Orangenöl hinzu. Klasse. Ich mag gar nicht mehr aufhören, zu verriechen. Zumal stets neue feine Nuancen zu entdecken sind. Bienenwachs, Rapshonig, Segelleinen, Stachelbeeren, ein Ahnung trockenen Eichenholzes, etwas leicht Mineralisches. Einfach nur herrlich.
Mund: Der Tropfen trifft überaus weich auf die Zungenspitze. Wie auf Samtpfoten kommt er daher, um sich einige Sekunden später mit ordentlich viel weißem Pfeffer und Ingwer in die Zunge zu verkrallen. Bevor das passiert, trägt Orangenöl aber den ganzen exotischen Früchtkorb aus der Nase in den Mund. Melonen, reife Limetten, grüne Äpfel, Aprikosen und Mango geben auch geschmacklich eine bemerkenswert gute Figur ab. Der würzige Anschub sorgt für einen interessanten Spannungsbogen, der zu keiner Zeit über die Stränge schlägt. Bei alledem schwingt ein mineralischer Unterton mit und sobald sich die Würze legt, zeigt sich auch immer mehr leckeres, trockenes Eichenholz. Zusammen mit etwas Grapefruit und einer Handvoll Mandeln geht es immer noch exotisch-fruchtig und würzig ins Finish über.
Abgang: Das Finish ist überdurchschnittlich lang. Auf altem, trockenen Eichenholz tanzen die exotischen Früchte munter im Mund hin und her. Das lebendige süß-saure Wechselspiel gefällt mir ausgesprochen gut. Anfänglich sind die süßlicheren Früchte aus dem Geschmack noch stärker präsent. Peu è peu übernehmen dann aber die bittersüßen Zitrusfrüchte das Kommando. Die Grapefruit erweist sich dabei als kongeniale Wachablösung. Spannend bleibt das Finish insofern, als dass die Würzigkeit des Geschmacks begleitend bis ganz zum Schluß erhalten bleibt. Besonders gut gefällt mir, wie prägend und irgendwie doch zurückhaltend elegant das Eichenholz agiert. Gegen Ende dreht es noch einmal unaufgeregt eine Ehrenrunde und trägt mich genussvoll davon.
Charakter: Diese Abfüllung wartet mit einem beeindruckend üppigen exotischen Früchtekorb auf. Die Nase ist hinreißend komplex und geschmacklich gibt es zusätzlich noch ordentlich Dampf im Sinne von weißem Pfeffer und Ingwer. Ab dem letzten Drittel erweist sich eine hervorragend gealterte Eiche als versierte Zeremonienmeisterin. Sie lässt allen einzelnen Facetten Spielraum und setzt hinten raus im Zusammenspiel mit Grapefruit noch einmal ein genussvolles trockenes holziges Ausrufezeichen.
Bewertung: Eine rundum schöne Abfüllung aus vergangenen Tagen mit einer Stilistik, die man heutzutage leider immer weniger findet. Von mir gibt es seufzend satte 92 Punkte.