Armagnac Aurian for Wu Dram Clan 1979 (2021) 46,5%
Geruch: Viel Dunkles mit Pflaume, Moos und Walderde; Zwetschkenröster mit Zimt und einer Prise Ingwer. Dahinter eine angenehme Tabak- und Holzrauchnote. Gleichsam eine Mischung aus dem ersten Aurian-1979er und dem 1984er-Laberdolive. Eine zarte Veilchennote gesellt sich dazu, was mich wiederum an das 1990er-Glenfarclas-Family-Cask erinnert; genug der Vergleiche. Natürlich ist das unverkennbar ein würziger alter Armagnac mit ein paar besonderen Noten. Die Zeit bringt auch noch reife Schwarzbeeren und ein paar Heidelbeeren, begleitet von feiner Frische. Die 46,5% liefern eine dichte und dennoch elegant-glatte Textur.
Geschmack: In den Mundraum kommt dieser Aurian intensiv und fein-ölig, das Rosinen-Zimt-Pflaumen-Potpourri entfaltet sich sehr angenehm. Die rund 46% ergeben einmal mehr perfekte Trinkstärke, insbesondere bei naturbelassenen Armagnacs sind diese höheren 40%-Werte der ideale Schnittpunkt zwischen Aromenkraft und langer Rollbarkeit am Gaumen; wellenlanger Abgang inklusive. Am Gaumen melden sich im Folgenden dunkle Schokolade, feine florale Noten und der zarte Eichenrauch taucht ebenfalls auf. Die Beeren kommen wieder, würzige Zimtnoten ergänzen das Arrangement. Im Übrigen liefert die Eiche nicht viel mehr als den alten Rahmen für das höchst lebendige Gascogner Spiritstillleben.
Abgang: Der Ausklang resümiert den Geruchs- und Gaumeneindruck und bleibt v.a. in Wellen präsent. Fein auskleidend legt sich der Aromenfilm über Mundraum und Rachen und geht wärmend tiefer in die Magengrube. All das tritt sehr ruhig auf und klassisch dunkelfruchtig-würzig.
Fazit: Eine Abfüllung für Armagnacliebhaber. War die 2020er-Version noch merkbar auf fassstärkengewohnte Single-Malt-Liebhaber zugeschnitten, ist dieser 1979er aus dem Jahr 2021 ein meisterhafter Spirit für traditionelle Armagnacheads, sprich ölig-dicht, aber ohne Hitze sowie pflaumig-fruchtig mit würzig-waldigen Noten in der Nase wie am Gaumen. Der feine Eichenrauch sowie das florale Veilchenaroma verleiht dem Ganzen die besondere Note.
Dieser Armagnac hat die intensive Dunkelfruchtsüße eines 1984er-Laberdolive mit den jeweils speziellen Süße- und Rosinen-Noten, die auch ohne stundenlange Zerlegung spontan begeistern. Ein "All-Day-Luxus-Vergnügen" mithin, das man sich zumindest bei den besseren Gelegenheiten gönnen sollte. Für die stundenlange Feinarbeit wäre ein 1979er-Laberdolive zu empfehlen. Zwei Seiten einer Medaille, zwei Mal Spirithimmel. Dieser Aurian gefällt mir außerordentlich, mein Urteil nach ersten Tests zu Flaschenleerungsbeginn lautet: 96.5 Punkte (96.5-96.5-96).