Zitat von Legge im Beitrag #20zurück zum Thema bzw. eine Frage dazu (weil ich keine Zeit hab mir das Video anzusehen): gehts um Vollreifung in kleinen Fässern oder auch Finish? Letztes ist ja eher Standard geworden, Duncan Taylor hat sogar seine eigene große Serie mit den Octave Abfüllungen.
In dem Video geht es um die Vollreifung in kleinen Fässern (30 Liter). Es wird explizit das Beispiel St. Kilian angesprochen, die solche Fässer für Privatpersonen mit New Make befüllen und dann drei Jahre bis zur Abfüllung lagern.
Also das mit den 30L Privatfässern finde ich super. Obwohl ich es selbst für mich nicht haben muss. Man kann dort ein Auswahltasting buchen und sich aus Ex-Rum, -Boubon und Sherryfass wählen, man kann sein Fass im Lager besuchen und ne Probe ziehen und hat am Ende 40-50Fl. von seinem eigenen Whsiky, den man auch selbst abfüllen und labeln kann. Ich finde die Idee super Ich allerdings möchte keine 40Fl. von ein und dem selben Whisky.
Allerdings für ein Forum oder Whiskyclub, Stammtisch oder Local Dealer finde ich das ne gute Möglichkeit. Das kann schon ein Traum von einem Whiskynerd sein ohne sich ein sauteures 220l Fass aus Schottland organisieren zu müssen.
*Ich bin nicht bei St.Kilian angestellt*
Das Fass ist eine wichtigere Erfindung als das Rad, denn in einem Rad kann man keinen Whisky reifen.
Zitat von Drum im Beitrag #21Wenn ein (erfolgreicher) Obstbrenner anfängt Whisky zu brennen und der liegt dann bei ungewissem Ergebnis mind. 3 Jahre im Lager bis er verkauft werden kann, macht er dann den großen Reibach bei all den Kosten die entstanden sind? [...]
@Drum Das finanzielle Risiko für einen Obstbrenner dürfte beim Versuch Whisky herzustellen überschaubar bleiben. Die Kosten für eine Tonne Getreide, selbst für Gerstenmalz, ist im Vergleich zu qualitativ einwandfreiem Obst vergleichsweise gering und das Equipment mit den Obstbrennblasen ist auch schon da. Klar müssen dann noch Fässer besorgt und Lagerplatz bereitgestellt werden, aber es ist ja jetzt nicht so, dass hier gleich riesige Fasslager entstehen müssen. Viele Obstbrenner füllen pro Jahr ein paar Fässer ab und lassen die teilweise irgendwo auf dem Hof in der Scheune oder im Waschkeller liegen, bis das Destillat drei Jahre Reifezeit hinter sich hat und in Flaschen gefüllt werden kann. Der große Brennereienboom ging ja in Deutschland auch erst richtig los, nachdem gesehen wurde, was bei der Brennerei Lantenhammer mit dem Slyrs für ein Erfolg verzeichnet werden konnte. Ziegler hat z.B. 2008 mit der Whiskyherstellung begonnen, da war Slyrs auf dem Markt schon etabliert und ist von Obstbrennblasen auf ihre kleinen Pot Stills umgestiegen.
Was anderes ist es natürlich bei einer Brennerei wie St. Kilian, die ein großes Investment tätigen mussten und eine neue Whiskybrennerei aufgebaut haben. Da ist sicher sehr viel Geld reingeflossen und muss auch wieder reingeholt werden, weswegen ich es vollkommen verstehen kann, dass man versucht, nach drei Jahren mit einer Reifung in kleinen, aktiven Fässern ein hochwertiges Produkt herzustellen. Ich hab erst einen Malt dieser Brennerei probiert und fand das Ergebnis ehrlich gesagt recht ordentlich. Die können schon gut brennen, ein paar Jährchen länger im Fass schadet aber wahrscheinlich nicht, es sei denn, der Eichenimpakt durch die kleinen Fässer ist zu heftig.
Aber versteh mich bitte nicht falsch, ich bin froh um jede Vielfalt, die sich auf dem Whiskymarkt entwickelt und bin auch immer bereit, neue Erfahrungen zu machen. Da mein Bruder bei seinen Reisen durch Deutschland auch bei fast jeder Obstbrennerei, bei der er vorbeikommt, anhält und sich dann gerne auch mal eine Flasche Whisky mitnimmt, sofern sie dort angeboten wird (was mittlerweile fast meistens der Fall ist), habe ich auch schon sehr viele Whiskys von deutschen Kleinbrennern probieren können. Das meiste war vernachlässigbar und teilweise auch echt nicht gut, aber ein paar wirklich schöne Produkte durfte ich auch schon kosten. Über die Jahre wird sich dann schon zeigen, wer ein ordentliches Endprodukt herstellen kann, das sich auch länger etablieren kann, und für wen die kurzzeitige Produktion von Whisky nur ein Experiment mit unbedeutendem Ausgang war, weshalb dann wieder nur Obstbrände hergestellt werden.
“I definitely was attracted to similar things in punk and science. They both depend on a healthy dose of skepticism.” Greg Graffin