Geruch: zart, direkt zeigen sich Sherrynoten, die durch eine feine Rauchtönigkeit ergänzt werden, entfernt Wiesenhonig, ein Hauch Rosinen, Algen, Meeresluft, kleine Anteile von Aprikosen, überreifen Orangen und Pflaumenmus, angedünsteter Speck, dieser Malt zeigt gerade, wie auch dezente Aromen begeistern können, letztendlich kommt es doch immer auf die harmonische Kombination der Einzelteile an, mit der Zeit melden sich dann auch leicht medizinische Töne, die auch heute noch einen Lagavulin ausmachen, entfernt Eukalyptus und Pfeffer
Geschmack: sehr weich, aber auch intensiv und vollmundig, Honigtöne, zarter Rauch, überreife Orangen, Tabakaromen, Rosinen, Zartbitterschokolade, im Mund durchaus frisch mit etwas Eukalyptus und weißem Pfeffer
Abgang: langer Abgang, die nun aschigen Raucharomen füllen nun den ganzen Mundraum, Honig, Tabak, schokoladig, am Ende Eukalyptus und ein wenig weißer Pfeffer
Fazit: ich gebe eine 1 (Liebling) in meinem Bewertungsschema, hätte ich doch nur ein Flasche von diesem alten Lagavulin, zart und einfühlsam und jeder Schluck immer mit einem Gedanken an Islay versehen, liegt es an der langen Zeit in der Flasche, den alten Herstellungsprozessen und Rohstoffen oder an der Ehrfurcht vor diesem alten Islay-Malt - keine Ahnung, damals keine Besonderheit, heute pure Romantik für viele Whiskyfans.
Lagavulin 12-year-old Pure Islay Malt (Abfüllung aus den 70ern), WID:53515
Nase: Anfangs erstaunlich mineralisch anmutender Rauch, der sich deutlich von dem der heutigen (2018) 16-jährigen Standardabfüllung unterscheidet, insgesamt sehr zart und von deutlich weniger säuerlichen Noten begleitet als der heutige 16er. Neben dem Rauch leicht süßliche Noten, wie getrocknete Orangenscheiben, sogar etwas Marzipan, aber auch ein angenehmer Hauch Benzin, Malz, Leder, Kaffee, nach einer Weile sogar dunkle Schokolade und Himbeeren. Alles fügt sich zu einem sehr harmonischen Gesamtbild. Es lohnt sich sehr, ihm genug Zeit zum atmen und zur Entfaltung zu geben.
Gaumen: Der Antritt macht erst einen milden und leicht wässrigen Eindruck, im Anschluss wird aber doch noch ordentlich der Speichelfluss angeregt. Maritimer Rauch, Orangen, Anis, Pappe, Karamell, Espresso, Kirschen.
Abgang: Mittellanger Abgang. Eine sehr angenehm-wärmende Rauchnote bleibt zurück. Im Mund bleiben auch eine Minute nach dem letzten Schluck noch süß-ölige Tropfen zurück, die nach Orangen, Asche, Vanille, Cocktailkirschen und Marzipan schmecken. Toll!
Eine sehr spannende Sache, diese Abfüllung zu probieren, die auf mich im ersten Eindruck wie ein sehr zartes Pflänzchen wirkt. Wenn man ihr genug Zeit gibt, gibt es viel zu erkunden. Eine etwas höhere Trinkstärke wäre natürlich traumhaft. Ich hatte die 16-jährige Standardabfüllung (2018) danebenstehen und fand es sehr spannend nach Parallelen zu suchen, die es natürlich auch gibt, ganz wie ich gehofft habe. Die ältere Abfüllung ist noch etwas facettenreicher aber es ist nicht so - und ich bin schon erleichtert darüber - dass sie den neuen 16er total in den Schatten stellen würde. Ich werde in Zukunft also auch gut ohne Zeitmaschine klarkommen und mich an den Lagas erfreuen, die aktuell verfügbar sind und die auf ihre Weise ebenso großartig sind.