Aus dem Glas strömt mir dieses betörend zuckersüße Bouquet eines großen Früchtekorbs entgegen, einige schon leicht gegoren, sowie überreife schrumpelig süsse Trauben im Spätherbst am Rebstock. Herrlich fruchtige Nase, genau das habe ich heute gebraucht. Aber so eine richtig volle fruchtige Dröhnung. Das ganze Zimmer duftet nach reifen Früchten.
Im Mund weniger süss und fruchtig als die Nase es vermuten lässt, vom Alkohol nicht viel zu merken. Ganz leichtes Prickeln auf der Zunge und nur leicht cremiges Mundgefühl, ein wenig Rum-Trauben Marzipan. Hinten raus wird es nussig. In der Pfanne leicht geröstete und anschließend in Honig karamellisierte Walnüsse. Dann eine Erinnerungen an die Kindheit an eine Aprikosenplantage, wo bergeweise die getrockneten Kerne lagen. Wir haben sie geknackt und nicht gerade wenige davon gegessen. Heutzutage wäre ich wahrscheinlich wegen der enthaltenen Blausäure vorsichtiger. Aber jo mei, wir habens überlebt. Abgang eher enttäuschend kurz, etwas bittere Holznoten, würzig, ein Anklang von Bitterorangen. Diese Holznoten dominieren und verbleiben am längsten, aber die Bitterkeit ist zum Glück weg. Nicht sooo angenehm, wer möchte schon minutenlang auf einem Zweig herumkauen?
Etwas Offtopic sind diese göttlichen Aprikosen von der Plantage trotzdem erwähnenswert. So richtig große vollreife saftige und duftende Früchte. Wenn sie vom Baum fielen machte es unten Platsch und das Fruchtfleisch zerfloss regelrecht am Boden. Dieser zückersüsse Saft floss uns am Kinn herunter. War unvermeidbar. Nicht so mehlig und strohig wie heutzutage diese totgezüchteten Teile. Auch farblich ein herrlich tiefes rötliches Orange.
Natürlich kann man sich aufregen. Man kann aber auch Kekse essen.