Typ: Cognac Region: Grande Champagne Produzent: Famille Vallein-Tercinier, Frankreich Jahrgang/Blend: 1934, bottled in 2015 Abgefüllt: Brut de Fût Alkohol: 42% Preis ~600-750€ (2020)
Von einem Flaschenteilungsteilnehmer nach meinen Eindrücken gefragt, hatte ich mich noch im Sommer beinahe schon despektierlich über diesen alten Cognac geäußert: er sei zu alt, wäre besser früher abgefüllt worden und für mich mit seinen säuerlichen Madeiranoten ohnehin kaum trinkbar. Hat sich daran etwas geändert, nachdem der Rest nun einige Monaten in der fast leeren Flasche hat atmen können?
Zunächst: Die Säure ist erheblich zurückgegangen und wird inzwischen von einer ausgeprägten Vanillenote umgeben, die für mehr Freundlichkeit, Zugänglichkeit und vor allem Lieblichkeit sorgt. Das bringt schon einmal Balance und Spannung. Ähnlich große Unterschiede ergeben sich auch hinsichtlich der kräftigen Mentholfrische, die nun erheblich zahmer erscheint. Aber: Weiterhin bleiben die Früchte für mich ausschließlich im rotsäuerlichen Spektrum: Eingelegte Kirschen und säuerliche, rote Johannesbeeren. Immerhin ist der ungeliebte Madeiraeindruck doch schwächer. Unabhängig davon ist der Geruch vollmundig und weckt daher Assoziationen an Fleisch, Rinderfond, und Leder. Nach einer Zeit kommen Thymian für die Kräuter, Karamell für die Süße sowie Birnenzimtkompott für die Fruchtsüße hinzu.
Im Mund zeigt sich ein kräftiges Süß-Säure-Spiel, bei dem das Holz zunächst fest zugreift, dann aber noch einmal loslässt. Und auch die schon auftretende Trockenheit stellt sich noch einmal für die Sauerfruchtnoten und den rosanen Pfeffer zurück. Dann kommt aber doch schon bald die gesamte Trockenheit, die den Wunsch nach Wasser weckt. Zu meinem Unglück dominieren die säuerlichen Altersnoten den ohnehin staubigen Abgang.