Bewertung: joa, schlecht ist der nicht, aber irgendwie ganz schön unausgewogen und eher auf der säuerlichen Seite - schräges Teil und auf jeden Fall unterhaltsam, aber so richtig abholen will der mich nicht... 6/10 oder 87/100
Nase: Im Ersteindruck extrem sommerfruchtig (überreif). Ein Korb saftig-süßer Mirabellen, Pfirsiche und Aprikosen. Dazu kommen dann kalkig-mineralische Eindrücke sowie gewachstes Baumwolltuch. Vielleicht auch etwas wie nasser Ton, eine dezente Erdigkeit. Blumig-fruchtiger Weißburgunder, genossen im erfrischend kühlen Steinkeller eines Schieferhauses. Zart getoastetes, feinaromatisches Eichenholz hält sich souverän im Hintergrund und lässt die anderen Aromen viel Raum, sich zu entfalten. Etwas krautig-Herbales fügt sich ebenfalls harmonisch ins Gesamtbild ein. Eine wunderschöne Nase, die nach dem ersten Schluck auch noch ein paar ganz spezielle, wunderbar edelfaule Botrytisnoten für mich bereithält (yay!). Mund: Cremig-herbsäuerlich-frisch, dann sofort eine überwältigend kraftvolle Assoziation altgereiften lange gelagerten Rieslings (Großes Gewächs, alte Reben, Beerenauslese - seufz!), inklusive Weinkeller (Schiefergemäuer, gut belüftet). Wirklich eine tolle mineralische Struktur, fruchtbetont mit lebendiger, gut integrierter Säure. Als ob das nicht schon genug wäre, kommen dann auch noch Toast, Brioche und Mürbeteiggebäck hinzu und machen das Mundgefühl nochmal voller, hmmmm! Das Holz steuert eine ganz feine Würze bei. Abgang: Abgefahren, dieses wahnsinnig leckere, tiefe, hochkonzentrierte Uralt-Rieslingfeeling. Hatte ich so noch nie. Schwerer, fast melasseartiger Traubenmost. Wieder sehr dezent auftretendes, elegant-aromarisches, vanillig-tofeeartiges, feinwürziges Eichenholz. All das hält lange an und lässt die Zunge angenehm trocken werden, wobei gleichzeitig mein Speichelfluss angeregt wird. Mit einem belebenden Virbrieren hält er sich ewig lange am Gaumen.
Fazit: Wahrhaft großes Kino für mich als Weißwein- und vor allem Rieslingliebhaberin. Dieser Ben Nevis wirkt in der Nase rund und harmonisch. Ich empfinde ihn als perfekt (lang)gereift und bin sehr angetan von seiner ausgeprägten Fruchtbetontheit (sommerreife helle Steinfrüchte), dem zart-aromatischen und perfekt dosierten Eichenholz und ganz besonders dann von dem machtvollen, raumgreifenden GG-Riesling Feeling, das er am Gaumen entfaltet. Um aus der Falstaff-Bewertung eines Van Volxem zu zitieren: animierend, mit eleganter, aber nachdrücklicher Kraftentfaltung und sehr langem Nachhall.
"Everything in moderation, including moderation." Oscar Wilde
Der Startpreis war bei den meisten Händlern bei €199. Es gab auch ein oder zwei Händler, die ihn für €190 verkauften. Für €180 hatte ich ihn nicht gesehen.