Nase: Reife Äpfel und Steinobst in Richtung Aprikosen, Vanille, zarter Rauch begleitet, eine leichte erfrischende Zitrusnote strömt vorbei, die Getreidesüße des Grain-Whiskys ist zu spüren, eine Mischung aus kalkiger Trockenheit und Bienenwachs füllt den Nasenraum, hübsch komplex und angenehm
Gaumen: Fudge, der Grain dominiert, sahnig samtig, Vanille, unspektakuläre und nicht wirklich greifbare Gewürze, Pomeranze, Tannenhonig, ein paar Krümel Apfelchips kleben zwischen den Zähnen, die Eiche wird deutlicher, jedoch nicht unbedingt in ihrer Aromenfülle, sondern eher in ihrer Bitterkeit, Muskatnuss, die Komplexität des Aromas wird leider nicht bestätigt
Abgang: Gerade so mittellang, alkoholische Seiten zeigen sich, Pfeffer, eine leicht bittere Tendenz, wie die Trennwand einer Grapefruit, geröstete Haselnüsse, Vanille, etwas mineralisch salzig, Salmiak, trockener Rauch, herbe Sahne-Schokolade
Bewertung: Auch wenn dieser weltberühmte Blend deutlich vom enthaltenen Grain-Whisky dominiert ist, zeigt sich im Geruch das Talent des Masterblenders. Einen besser ausbalancierten Rundumschlag in Sachen Aromen findet man bei einem in Massen produzierten 12jährigen Blended Scotch wohl selten. Allerdings fehlt im Geschmack das malzige Rückgrat, um die Last der 12 Jahre in Eichenfässern, die zum Teil doch einen recht verbitterten Eindruck machen, zu stemmen.
“I definitely was attracted to similar things in punk and science. They both depend on a healthy dose of skepticism.” Greg Graffin
Irgendwie wirkt Ralfy so verbittert wie es ein Teil der eingesetzten Fässer zu sein scheint. Die 72 Punkte finde ich zu streng. Das ist ein Massenprodukt von einem Big Player, da gibt es wirklich keine Sympathiepunkte. So schlecht ist der Blend dann aber auch wieder nicht.
Aroma: Süß im Antritt mit den für mich typischen OBF Noten. Florale Noten und eine leichte Eichenwürze
Geschmack: Interessanter Geschmack. Süß und leicht im Antritt und dazu alte muffige Kellernoten (alter feuchter Keller mit Spinnweben). Richtung Abgang zeigt er seine 12 Jahre im Fass. Hier assoziiere ich auch die gestärkte Bügelwäsche meiner Oma. Das ist eine schöne Erinnerung aus den 80ern.
Abgang: Mittellang und leicht bitter klingt er aus. Diese Note erinnert mich immer an Traubenkerne.
Fazit: Interessant und gut trinkbar. Für 12 Jahre hätte ich allerdings etwas mehr Vielschichtigkeit erwartet.
Das Fass ist eine wichtigere Erfindung als das Rad, denn in einem Rad kann man keinen Whisky reifen.
Johnnie Walker 12 Jahre Black Label, 40% alc. Import durch Wax & Vitale (1970er Jahre). Ausbau: keine Angabe
Nase: Altes Eichenholz und eine angenehm leichte Süße. Ich finde Haferbrei, Malz und staubiges Getreide. Zudem Apfelschalen, Roggenbrot und etwas Holzkohle.
Gaumen: Wachsweich und durch die lange Zeit in der Flasche hat der Whisky wohl etwas gelitten. Karamell, Walnüsse und Asche, Apfelkerne und Champignons.
Abgang: Kurz bis mittellang, hier wird noch einmal mehr die leicht rauchige Komponente herausgestellt. Salz,Holzkohle, Asche und geröstetes Malz. Zum Ende hin recht bitter und leicht pelzig.
Fazit: Ein süffiger Whisky mit angenehmen Rauch, aber jetzt auch nicht aus der Masse früherer Blends heraussticht. 82/100 Punkte (2023)