Geruch: Eine wunderschön alte tabak-, beeren-, eichen- und rancio-satte Nase. Sehr dicht. Leicht feuchter Waldboden, Weinkeller nach einem Regentag. Schwarzbeermus. Eine wunderbare Rauchnote durchweht die alte Bibliothek mit schweren Ledersesseln. Herrlich.
Geschmack: Im Mundraum wird die Fruchtigkeit sofort enorm voll und intensiv: Schwarzbeermus, Pflaumenchutney. Mit sehr runder und voller Textur. Feinste Rancio-Noten. Tabak und Eichenrauch sind etwas im Hintergrund, Leder geht ein Stück nach vor. Die Pflaume kommt wieder, die Eiche ist in der genau richtigen Stärke präsent. Der Eichenrauch wird in der zweiten Welle etwas stärker. Sehr alt, sehr gediegen, sehr intensiv.
Abgang: Der lange Abgang führt die vollen Leder-, Eichen- und würzigen Dunkelfruchtnoten fort. 60 Jahre Reife bewirken schon etwas. Beim Generationen-Cognac der Painturaud-Brüder lautet das Motto: In der Ruhe liegt die Kraft. Gelassen kehren die Aromen in der zweiten und dritten Welle wieder und erfreuen das Genießerherz.
Fazit: Ein wunderschöner alter Cognac, Stichwort "alte Bibliothek". Schwere Ledersessel, leicht staubige Rücken uralter Bücher, der süßliche Duft von Tabak. Pflaumenmus und Beerenchutney. Rancio der Marke feuchte Walderde und alter Weinkeller. Sowie eine äußerst erfreuliche Holzrauchnote. Ein großartiger Cognac der Stilrichtung "Tabak-Pflaumen-Klassik". Spirithimmel mit 96.5 Gesamtpunkten (96.5-96.5-96.5).
Wenn man an solchen spirits riecht, frag ich mich immer wie bringt man eine eichpflaumenrauchnote oder eine pflaumeichenrauchnote in den cognac? Tja... Riecht auch ein bisschen nach leicht angebrannten nüssen, vllt sogar maroni wenn man schon in der weihnachtszeit ist! im mund dann viel süsser als erwartet, b(ä) eerig und wieder diese krasse rauchpflaumeneichennote. Sehr stimmig und auch ölig, schiebt gewaltig an bei 40%! Wo sind die whiskyaner die behaupten 40 umdrehungen sind viel zu wenig??
Einziger kritikpunkt: der abgang könnte etwas länger sein! Aber wie immer ist das jammern auf brutal hohem niveau. 94pkte
Nase: Auf Anhieb sehr eigenwillig und charaktervoll. Als erstes strömt intensiver, von süßen dunklen Früchten untermalter Holzrauch in die Nase. Mit etwas Fantasie gar mit einer dezenten Schwefelnote. Richtung feuchter Waldboden und leicht gärigen Zwetschgen. Das stört mich an dieser Stelle aber keineswegs. Im Gegenteil: der Spannungsbogen steigt. Neben dem rauchenden Eichenholz gibt es eine Menge reifer süßer Pflaumen, Rosinen, Leder und Tabak. Unterschwellig schwingt Crème Brûlée mit. Hier und da blitzt die Fruchtsäure reifer dunkler Sauerkirschen durch. Honig und Holzleim sorgen für ein interessantes Hintergrundaroma und mit der Zeit kommen auch Sternanis, Lakritz und Kräuter zunehmend zur Geltung. Thymian und Oregano treffen auf Zimt. Zwischendurch kommt immer wieder die Crème Brûlée durch. Eine intensive, vielschichtige und spannende Nase. Die Vorfreude auf den ersten Schluck steigt.
Mund: Leicht ölig und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Zu Beginn präsentiert er sich eher von seiner würzigen Seite. Eichenholz, viel Zimt und Pfeffer machen den Auftakt. Begleitend entwickelt sich langsam ein leckerer dunkler Schokoladengeschmack. Mir kommen mit Schokolade ummantelte Rosinen in den Sinn. Die Eiche dreht zunehmends in Richtung Zigarrenkiste. Tabak und Lakritz erweisen sich als formidable Begleiter und während alledem arbeiten sich immer mehr Passionsfrüchte in den Vordergrund. Das gefällt mir wirklich ausgesprochen gut. Nahtlos geht es ins Finish über.
Abgang: Das Finish ist dezent und fein, aber irgendwie doch nachhaltig und lang. Neben eleganten Eichenholz gibt es getrocknete Rosinen und reife Pflaumen. Die Pflaumen wirken regelrecht von der Sonne getrocknet. Die Zigarrenkiste harmoniert damit ganz wunderbar. Ganz zu schweigen von dem leckeren Lakritz und dem Zimt. Ganz zum Schluß lassen ein paar Walnüsse in Bestform langsam den finalen Vorhang fallen.
Charakter: Selten habe ich diese Alkoholstärke mit soviel Nachdruck empfunden. Nicht vordergründig, aber subtil. Diese Abfüllung punktet mit einer hervorragenden Eiche und zauberhaften reifen dunklen Früchten, allen voran Pflaumen. Tabak, Zimt und Lakritz lassen mich genussvoll im Sessel versinken und von den prima Passionsfrüchten im Geschmack möchte ich hier gar nicht weiter schwärmen.
Bewertung: Dieser Cognac trifft meinen Nerv. Statt Orangen gibt es hier reife Pflaumen und Lakritz. Dazu Eichenholz allererster Güte und geniale Passionsfrüchte. Dafür gibt es von mir satte 93 Punkte. Tendenz 94.