Art: Single Malt Region: Islay Abfüller: Die Whiskybotschaft Abfüllungsserie: It's never too late for cask strength
Alter: 10 Jahre Brenndatum vom 1. und 2. Batch: 2010 Abfülldatum vom 1. und 2. Batch: 2020 Fasstyp: nachgereift für mindestens 9 Monate in einem 32 Liter Blood Tub, das vorher mit Gonzalez Byass PX Sherry gefüllt war Alkohol: 50,0 %vol Preis: ~60€ (halber Liter) Label: The Evil Clown von Künstlerin Marion Jansen aus Nieukerk
Nase: Sehr zurückhaltend kommen die rauchigen Seiten und die Aromen von warmem Stroh und Heu nur sehr langsam zum Vorschein, hauptsächlich geschrotetes Getreide bestimmt den Ersteindruck, die leicht gesalzene gelbe Bauernbutter fängt schon an zu schmelzen, eine subtile animalische Würze liegt in der Luft, mit etwas Luft wird die zimtige Torfrauchnote zwar deutlicher, bleibt aber dennoch überraschend gering ausgeprägt, eine hintergründige Süße von Datteln und Rosinen sowie mit Vanille aromatisiertem Wildblütenhonig ist erkennbar, eine dezente Fruchtnote von Dörrpflaumen und kandierten herben Kirschen sorgt für ein wenig mehr Tiefgang, die grünholzige und leicht harzige Eiche wirkt recht frisch und ein bisschen aggressiv
Gaumen: Getreidige Süße flutet den Mund, warmes Stroh und feucht dampfendes Heu belegen die Zunge, dabei ist das Mundgefühl sehr buttrig, leicht salzig, geschmolzener Raclettekäse, Bratapfel, dann schwebt der mit Zimt geschwängerte Torfrauch heran und legt sich mit einer öligen Ascheschicht nieder, sattes Malz breitet sich aus, Dattelsüße ergänzt sich mit klebrigen Rosinen und auch ein paar Dörrpflaumen, zum Schluss noch eine kleine Cocktailkirsche oben drauf und man vermeint schon alles entdeckt zu haben, aber letztlich sorgt noch eine Mischung aus gezuckertem Kakao Marke ''Nesquik'' und trockenem Leder sowie ein paar Krümeln sehr hellem Drehtabak für ein bisschen Abwechslung, hinten raus etwas herber mit einer Andeutung an Wildkirsche, die grüngesichtige Eiche lauert im Hintergrund und geifert schon tröpfchenweise Harz auf den Boden
Abgang: Recht lang, aber nicht unbedingt durchweg angenehm, zunächst lassen es viel brauner Zucker und saftige Datteln ziemlich süß angehen, Vanille und Karamell, dann erfreut die ansprechende Mischung aus malzig strohigen Getreidenoten und aromatischem kräuterigem Torfrauch mit einer ordentlichen Menge Zimt den Gaumen, aber die kleinen Fässer zeigen letztlich noch ihre kantigen harzig-frischen Seiten mit vielen Bitterstoffen, erinnert an den Strunk eines Chicorées, die Bitterkeit setzt sich doch etwas nachhaltiger fest und fördert nicht unbedingt die Süffigkeit des Malts
Bewertung: Dieser ''Port Charlotte'' wirkt anfangs ziemlich zahm, auch die Rauchnote ist viel geringer ausgeprägt, als ich es normalerweise gewohnt bin. Er erscheint fast schon wie ein zahnloser Tiger, der aufgrund seiner ausgeprägten Süße voll auf Schmusekurs geht. Zum Ende des Abgangs hin setzt er dann allerdings ein spitzes Holzgebiss ein und beißt ordentlich zu, was ihn mir nicht unbedingt sympathisch macht. Ein klassischer Fall von „Ende nicht gut, alles leider auch nicht richtig gut!“
“I definitely was attracted to similar things in punk and science. They both depend on a healthy dose of skepticism.” Greg Graffin