Ich hatte ihn schon mehrmals im Glas, wo er sich anfangs als bretthartes Biest präsentierte. Daraus habe ich gelernt, dass er, wenn er nicht schon länger in einer Großflasche oxidieren durfte, erstmal ein paar Stunden (wirklich!) im abgedeckten Glas braucht, um sich zu beruhigen. Die habe ich ihm heute gegönnt und werde dafür belohnt. Nase: Eine geniale Nusskrokantnote, gesprenkelt auf ein mit Marzipan-Vanillepuddingcreme gefülltes Plunderteilchen. Zuckerglasierter Amerikaner. Samtiger Kakao mit Zimt. Schöne Holzwürze mit ein paar Nelken und aromatischem, nicht scharfem schwarzen Pfeffer. Im Hintergrund kann ich etwas Helltraubiges erahnen. Dann wieder Backstube, diesmal fühle ich mich an Bananenmuffins erinnert. Als nächstes Kamille und trockenes Heu. Er wird auch mehr und mehr bitterschokoladig und röstwürzig, sogar ein paar kleine Räucheraromen von getoastetem Holz wehen mir durch die Nase. Wirklich vielschichtig und sehr einladend. Aber dann kommt der Gaumen... Mund: Im Mund entbrennt ein harter Kampf. Er stürmt und drängt, ist in den ersten, für mich sehr fordernden 10-15 Sekunden harsch und bissig. Dann beruhigt er sich zum Glück merklich, eine ordentliche röstwürzige Eichenfracht steht im Vordergrund. Auch als recht strohig würde ich ihn beschreiben. Tannenhonig sorgt für ein volles Mundgefühl. In Richtung Abgang habe ich dann tatsächlich Manzanilla-Anklänge. Insgesamt ein schöner straffer Körper. Abgang: Puh, meine Zunge ist erleichtert. Da hat sie echt ein hartes Stück Arbeit geleistet und genießt nun die wohlverdiente Erholung...Sehr trocken mit direkt leicht pelzigem Gefühl auf der Zunge. Das Strohige wandelt sich in Richtung getrockneter Tabakblätter, auch etwas neues Leder habe ich, sowie getrocknete Küchenkräuter. Dann wird er grünfruchtig-weinsäuerlich-herb.
Fazit: Dieser Malt ist definitiv nichts für jeden Tag und erfordert ordentlich Mitarbeit des geneigten Genießers. Auf jeden Fall sehr ungewöhnlich und hochspannend. Nach entsprechend langer Standzeit hat er sich toll eingegroovt und verströmt ganz fantastische Zuckerbäckeraromen gepaart mit feiner röstigwürziger Eiche. Der anfängliche Kampf am Gaumen wurde mit wiederrum wunderbaren Eichenaromen und herben, kräutrigen hellen Sherrynoten belohnt, in denen ich durchaus etwas vom Manzanilla wiederfinden konnte.
"Everything in moderation, including moderation." Oscar Wilde
Nase: nussig-bitter, Vollmilchschokolade wird mehr, Sherry, leicht Eiche, leicht würzig, Vanille, Süße, mini Marzipan, Papier-Pappe, mini Gummi, Menthol kommt leicht mit Wasser: Erdbeere, Lakritze, leicht Zitrone, Honig?
aus 1920er: Orange (ggf. Schalenabrieb), brauner Zucker, Vanille, Süß-Lakritz, ein Mix aus Fichte, Kiefer, Eukalyptus, ...), Minze? mit Wasser: dünner, leicht Eiche, Shortbread kommt, Vanillegebäck, getrocknete Kräuter, eine Note die ich nicht benenen kann
Gaumen: rund, voll, kräftig Eiche, würzig, Sherry (anders speziell), Pappe, eine chemische Note, herb-bitter, Nuss, Leder in der Sonne, Schokolade ~75%, leicht Rosinen, leicht bitter
mit Wasser: weicher, Sherry, sehr würzig, Bleistiftholz
Abgang: lang herb, warm, spät süßer Honig
mit Wasser: würziger, Gummi + Werkstatt
Bewertung: Ich fand den Malt ganz OK, aber nicht umbedingt ein Kaufkandidat für mich hatte er wenig vom Sherry oder vielleicht anders/ungewöhnlich vom Manzanilla