WillowBurn 2015/2020 1st fill Heaven Hill Bourbon Cask (WID 168262)
Farbe: Amontillado sherry
Nase: Unmittelbar zieht eine süße Mischung aus Haselnüssen, Crème Brûlée, Vanille und Honig in die Nase. Neben süßlichem Malz gesellen sich Holzrauch und Räucherspeck hinzu. Für einen Moment muss ich an ein Spanferkel denken. Womöglich auch einem gewissen Hunger geschuldet. Piment, Wacholder, Majoran und Oregano sorgen für eine passende Kräuterbegleitung. Orangen- und Zitronenschalen liegen im Hintergrund. Die Fassstärke macht sich durch ein gewisses Kribbeln in der Nase bemerkbar. Ein wenig sticht der Alkohol unverdünnt in Form von Pfefferminz dann doch durch. Ein halber Teelöffel Wasser auf knapp drei cl schafft da Abhilfe, ohne dass der Rest des Aromas an Spannung einbüßt.
Mund: Ölig und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Er lässt mich zunächst etwas ratlos dastehen. Diffuse Früchtsäure, kandierte Orangen und kandierte Pampelmusen treffen auf Räucherschinken und Schweinebraten. Während Buchenholzrauch durch den Mund qualmt, übernehmen Piment und bitter-herbe Kräuter das Zepter. Kerbel und Sauerampfer agieren derart dominant, dass selbst die bitteren Mandeln und das Eichenholz im Geschmack nur eine Nebenrolle spielen.
Abgang: Das Finish ist lang. Auf Bittermandeln und grobem Eichenholz gebettet, klingen von Buchenholzrauch umnebelte Limetten, Pampelmusen und Zitronen, süßliches Malz und der süßliche Räucherschinken lange nach. Die bitter-herben Kräuter halten sich bis ganz zum Schluß und hinterlassen zusammen mit dem fett anmutenden Räucherschinken-Rauch eine markanten geschmacklichen Fußabdruck im gesamten Mundraum.
Charakter: Ein ungewöhnliches konspiratives Treffen von Whisky, Kräuterschnaps und Schweinebraten in einer Buchenholz-Räucherkammer. Diese herbe Kräuterbitterkeit hatte ich bei einem Glen Els so ausgeprägt bislang noch nicht. Hingegen tritt der süßliche Räucherschinken respektive Schweinebraten bei den neueren Abfüllungen ja desöfteren auf. Bemerkenswert finde ich in diesem Fall auch die kandierten Orangen und Pampelmusen. Sie drängen unerwarteterweise das süße Malz, die Crème Brûlée, die Vanille und sogar den Honig ein wenig in den Hintergrund.
Bewertung: Charaktervoll und gut trinkbar. Wenngleich ich zu dem Ausgabepreis davon keine Großflasche bräuchte. Ein Geheimtipp für alle Vegetarier und Veganer, die mal einen unbändigen Japp auf Räucherschinken bekämpfen müssen. Von mir gibt es insgesamt 87 Punkte.