Geruch: Das erste, das auffällt, ist die ganz wunderbare Rauchnote. Dahinter liegen Ringlotte und Pflaume und ganz viele Kräuter. Hatte ich in dieser Form auch noch nicht, ist aber mehr als interessant! Herber Sherry, etwas Madeira. Dieser leicht rauchige Cognac hat etwas sehr Eigenes, sehr Verführerisches. Polierte Mahagonimöbel.
Geschmack: Kommt auch in den Mundraum mit der vollen Eichenrauchnote, dann dem Ringlottenpfirsich, den Kräutern und herbem Sherry. Fein und dennoch leicht ölig, würzig und dennoch schön fruchtig. Alte Hölzer.
Abgang: Der Ausklang ist nicht ganz so lang, aber länger als mittellang und bestens erinnerlich.
Fazit: Und wieder eine ganz eigene Cognac-Variante! Die Eichenrauchigkeit mit den intensiven Kräuter- und Sherrynoten, ergänzt um "Ringlottenpfirsich" ist schon sehr gut und erstaunlich. Was kleine Hersteller alles zaubern können an Aromen! Für mich nach den ersten gemeinsamen Stunden ein 95-Punkte-Spirit (95.5-95-94.5). Bin schon gespannt auf die weitere Entwicklung ...
Nase: Auf Anhieb gibt es ordentlich viel Früchte in die Nase. Marillen, Aprikosen und Pfirsiche, werden von einer leckeren Madeira-Süße begleitet. Die Gemengelage wirkt bei alleem leicht wachsig. Weintraubenkerne kommen durch und es dauert nich lange, bis das Eichenholz seine volle Pracht entfaltet. Beim zweiten Dahinriechen wird mir dieser richtig schöne, betörende Holzrauch erst so richtig bewusst. Eine prima Note, die ich bei einem Cognac in der Form bis dato noch nicht hatte. Orangen, Orangenöl und Grapefruitschalen runden das verdammt stimmige Gesamtbild ab. Hind und wieder blitzt ein Anflug von Passionsfrucht durch. Und sind da auch Physalis? Die Vorfreude aufs Probieren steigt.
Mund: Butterweich trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Sofort spült die Madeira-Fruchtigkeit aus der Nase in den Mundraum. Pfirsiche, Aprikosen und Marillen werden von einer kleinen Prise weißen Pfeffer begleitet. Orangenöl untermalt den Geschmack. Wie auchin der Nase, arbeitet sich peu à peu die Eiche nach vorne. Auch geschmacklich ist der feine Holzgeschmack in weichen Holzrauch eingebettet. Dadurch entsteht ein wirklich schönes Mundgefühl. Eine leichte angenehme Kräuterbitterkeit sorgt für einen frischen Kontrapunkt und kurz vor dem Übergang zum Finish zeigt sich noch ein Hauch Grapefruit.
Abgang: Das Finish ist mittellang bis lang und eine konsequente Fortsetzung des Geschmacks. Die Früchte und die Madeirasüße ziehen sich auch durch den gesamten Abgang. Anfänglich sind Kräuter noch etwas präsenter. Mit der Zeit werden sie von der Eiche und dem Holzrauch ein wenig in den Hintergrund geschoben. Orangenöl und die Früchte bleiben ein steter Begleiter. Und die Grapefruit setzt einen leckeren Schlußpunkt. Wellenförmig klingt der Tropfen genussvoll aus.
Charakter: Eine Abfüllung, die mit ihrer tiefen Fruchtigkeit, ihrer schönen Madeira-Charakteristik und ihrem betörenden Holzrauch punktet. Aprikosen, Pfirsiche und Marille harmonieren verdammt gut mit dem Holzrauch und den Zitrusnoten.
Bewertung: Dampf und Hitze im Mundraum sucht man hier vergebens. Wenn ich eine Parallel zur Whiskywelt ziehen sollte, dann erinnert mich dieser schöne Cognac an einen alten Old Pulteney 15y. Fruchtig, harmonisch, nicht alkoholaufgeladen und charaktervoll. Diese Abfüllung gehört zu dem Besten, was ich bis dato mit „nur“ 40% Vol. im Glas hatte. Im direkten Vergleich wirkt der ungleich teurere Renaissance noch eine Spur klarer und kompromissloser, ja nachgerade puristisch.