Ich habe mittlerweile schon einige Boujus getestet, fassstarke wie reduzierte, und auch der Extra hat zuerst einmal diese unglaublich dunkle Farbe. Wie überhaupt dieser Cognac ziemlich perfekt für Eichen-, Rancio- und Zigarrenkisten-Liebhaber ist.
Geruch: Großartig intensiv in all seiner Zigarrenkisten-Pflaumen-Zimt-Eichen-Intensität. Noch "eleganter" als der Tres Vieux.
Geschmack: Wer nicht unbedingt Fassstärken braucht, für den sind diese 40% perfekt. Das volle Bouju-Programm, aber mit viel Pflaume und Madeira und dunklen Beeren. Zigarrenkiste, etwas Eichenrauch. Einfach bestens, ohne jegliche Hitze, aber mit voller Aromenkraft.
Abgang: Ok, im Ausklang ist der Extra tatsächlich etwas kürzer als die Fassstarken. Die schönen Aromen bleiben jedoch präsent.
Fazit: Ein wirklich herrlicher Bouju; in der Nase und am Gaumen steht er dem Tres Vieux m.E. nicht viel nach; er ist einfach die elegantere Variante. Insgesamt ein 95-Punkte-Cognac (95.5-95-94) und für alle bestens geeignet, die keine Fassstärken haben müssen.
Nase: Feine, dicht verwobene Aromen ziehen in die Nase. Leder, Amarenakirschen, saftige Pflaumen und Marzipan setzen den Grundton. Eine feine, intensive Eichenholznote vom Typ Zigarrenkiste und dunkle Schokolade ebnen den Weg zu einem leckeren Eichen-Pflaumen-Rancio-Aroma. Trotz der im Hintergrund changierenden Grapefruit wird der Gesamteindruck immer dunkler. Rosinen und schwarze Johannisbeeren lassen mich für einen Moment an PX Sherry denken. Allerdings nicht von der schweren, klebrigen sondern eher von einer feinen leichten Art. Eine Prise Zimt und Liebstöckel umschmeicheln gekonnt die dunklen Früchte. Ich bin gespannt auf den ersten Schluck.
Mund: Weich und cremig trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Sofort sind dunkle Schokolade und Rosinen präsent. Dazu gibt es eine Menge süßlichen, eingekochten Pflaumenmus und Pflaumensaft. Auch die dunklen Kirschen und die schwarzen Johannisbeeren sind wieder mit dabei. Das Eichenholz spielt nach und nach vortrefflich seine Stärken aus. Von einem unaufdringlichen Kräutermix begleitet, drängt zunehmends ein feiner, subtiler Eichenholzgeschmack in den Vordergrund. Das Mundgefühl ist sehr weich. Zwischendurch frage ich mich für einen Bruchteil von Sekunden, ob ich tatsächlich gerade einen Schluck im Mund halte. Dunkelfruchtig und mit der Assoziation einer Zigarrenkiste geht es ins Finish über.
Abgang: Das Finish ist mittellang, schlägt aber eher die leiseren Töne an. Wer genau hinschmeckt, entdeckt dennoch einen schönen Spannungsbogen. Von Pflaumen und besagter Zigarrenkiste über dunkle Schokolade und Kräuter bis hin zu Haselnüssen, Walnüssen und schließlich sogar etwas Espresso und versprengten Mandeln.
Charakter: Fein, elegant und dunkelfruchtig, Statt mit der Tür ins Haus zu fallen, schlägt dieser Bouju vor allem in Mund und Nase leise Töne an. Das Mundgefühl ist sehr weich und fein. Die einzelnen Geschmäcker wirken etwas zerbrechlich, halten sich dafür aber erstaunlich lang. Vor allem das elegante Eichenholz, der Espresso und die Mandeln halten sich überraschend lange am oberen Gaumen.
Bewertung: Ein rundum schöner Cognac, der es ohne Kraftmeierei auf satte 90 Punkte schafft. Chapeau! Das hier ist sicher nicht mein letzter Bouju.