Castarède Année 1937 (-1980s?) 40% / 92P Nose: Tolles Aroma schon in den ersten 3-5 Minuten, pure Nussschokolade, mit mehr Zeit kommen dann kräutrig-blumige, alpine Noten dazu wie von einem Kräuterbitter aus der Alpenregion, süße, handgemachte Lakritz, Veilchen, Rosinen, Akazienhonig, hat echt was von purem Sherry >30y, Demerarazucker, feine Minze, Bitterschokolade, Kamille, Tick Safran, stark kandierte Aprikose, Vanille, Haselnusscreme, etwas kandierte Pflaume auch dazwischen Taste: Hui, sehr holziger Antritt, präsent, dann kommt wieder die tolle Amaro-Bittersüße, Lakritz, Rosmarin, Fenchel, Olivenkraut, Tick Muskat, angebrannter brauner Zucker, Kamille, Aprikose, Zwetschge, beide in Manuka-Honig eingelegt, Safran, Marzipan, feines Leder Finish: Baumharz, Milchschokolade, Lakritz, Kamille, Toffee, mehr Leder wieder, lang Fazit: Altehrwürdiger Armagnac mit spannender Amaro-Aromatik (das 5 mal schnell in Folge aussprechen), ihm fehlt ein Tick Power und vllt. so die 1-2 "überraschenden" Noten bzw. Gegenpunkte zur dunklen, schönen, bittersüßen Suppe.
“Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." - Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra
Vielen Dank @GratWanderer für diese großartige Armagnacprobe!
Geruch: Erstaunlich voll und fruchtig. Pflaumenkompott mit Zimt. Sehr angenehme Eiche dazu, der leicht feuchte Waldboden taucht noch auf. Ein Hauch Nelke. Einfach eine hervorragend "typische alte Armagnac-Nase". Wirkt im Gegensatz zu jüngeren Castarede-Millesimes (ab den 70er-Jahren) weniger filigran und blumig, dafür merklich voller und süßer abgestimmt. Zarter Eichenrauch ist auch noch dabei. Das waren offensichtlich tolle Fässer aus der Ernte und Destillation des Jahres 1937.
Geschmack: Kommt auch in den Mundraum mit voller Zimt-Zwetschkenröster-Süße. Es folgen Schwarzbeeren und Waldboden, etwas Leder und Eichenrauch. Ein Hauch Madeira. Ganz klassisch und sehr süß und intensiv. Die verführerisch-mollige Dichte ist excellent.
Abgang: Der bleibt natürlich in der pflaumig-beerensüßen Richtung, wird aber vergleichsweise kurz, d.h. mittellang. Das könnten durchaus auch die Folgen eines Hauches von "Home Syrup" (c Serge) sein. Wie auch immer: Der Abgang ist sanft und angenehm.
Fazit: Ein großartiger Jahrgang. Im Jahr 1937 hatte eine der ältesten Händler-Firmen der Gascogne offenbar sehr gute Fässer eingekauft und sie für Jahrzehnte in aller Ruhe reifen lassen. Das ergab dann -- wahrscheinlich in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts -- eine Jahrgangsabfüllung, die sehr voll, süß und supersüffig abgestimmt wurde. Die späteren Castarede-Abfüllung sind da meiner Meinung nach wesentlich floral-filigraner. Für mich ein 95-Punkte-Armagnac (96-95.5-94.5). Der 1937er macht jedenfalls enorme Freude, allein der relativ kurze Abgang ist ein kleiner Wermutstropfen (und verhindert bei mir den Eingang in den Spirithimmel). Im Geruchs- und Geschmacksempfinden ist diese Castarede-Abfüllung zweifellos im Spirithimmel zu verorten.