Nase & Aussehen Die Farbe ähnelt dem eines selbst angesetzten Nussschnaps, sehr dunkel. Sehr dünnflüssig, ölig am Glasrand, wenig Bildung von Schlieren. Die erste Assoziation in der Nase ist sofort der Geruch von dunkler Schokolade, wenn man sie frisch aus der Verpackung nimmt, diese schönen herben, vollen Aromen vom Kakao. Gefolgt von tiefen Sherrynoten mit altem Ledersessel und getrockneten Tabakblättern, bis hin zum Balsamicogeruch. Letzter ist jedoch nicht so intensiv, wie ich ihn zb. bei Kavalan Sherry Solisten habe, er ist nicht so aufdringlich intensiv. Mit etwas Zeit und Wärme werden die Aromen fruchtiger, die klassischen Pflaumen/Zwetschgen drängen sich vor. Auch als Kompott eingekochte Weichseln kann man jetzt erschnuppern. Man hat nun die ganze Zeit eine ansprechende Kombination aus Süße und einer leichten Säure. Der Alkohol ist trotz seiner über 61% kaum zu spüren. Insgesamt ist die Nase, natürlich bei dieser Farbe vom Malt kaum anders zu erwarten, dicht und intensiv. Das Fass war sicherlich nicht staub trocken, als der Spirit hineinkam, aber trotz aller dem ist der Geruch homogen und wirkt nicht aufgesetzt. Mit Wasserzugabe nehmen die Aromen teilweise an Intensität vielleicht etwas ab, jedoch wird die Nase als Ganzes runder, nicht langweiliger. Die Früchte werden sogar etwas heller. Man erkennt doch die Refillreifung.
Geschmack Erstes Schlückchen mal unverdünnt probiert. Süßer Antritt mit einer tollen Note von Rumrosinen. Dann durch den Alkohol pritzelt es mit einer angenehmen Schärfe auf der Zunge, bleibt dabei aber weiterhin süß. Der Balsamico aus der Nase zeigt sich jetzt wieder mit seinen leichten süßsäuerlichen dunkeltraubigen Aromen. Die dunklen Früchte wie Pflaume und Weichseln und Beeren sind ebenfalls präsent. Zimt und Muskat unterstützen die Fruchtkomponente. Mit Wasser wird das Mundgefühl mehr cremiger. Die Schärfe auf der Zunge nimmt merklich ab. Die Balsamicocreme ist weiterhin vorhanden, auch die Früchte. Interessanterweise kommt nun ein Touch von Eukalyptus dazu.
Abgang Beim unverdünnten Versuch geht es mit dem Geschmackpotpourri nun untermalt von etwas Eiche in Richtung Finish. Richtig bitter wird der Malt jedoch nicht. Leder- und Tabakaromen sind noch länger im Mund bemerkbar. Durch den Alkohol wird es vorne am Mund leicht adstringierend. Ansonsten ist der Abgang eher kurz bis mittellang.
Fazit Also das zehnmonatige Finish im „frischen“ Sherryfass hat beachtliche Arbeit geleistet. Der Bursche ist schon eine Erfahrung. Ich bin bei diesen nassen Finishprojekten, die momentan en Vogue sind, eher skeptisch. Aber der Strathmill ist die Probe gut bestanden. Er gefällt mir sowohl pur als auch mit etwas Wasserverdünnung gut. Mit Wasser erkennt man doch, dass vor dem Sherryfinish eine Reifung in 2nd Refill Fässern stattgefunden hat. Er fällt aber mit Wasser nicht sofort in sich zusammen. Ob er für seinen aktuellen Preis von rund € 110,- ein Kaufkandidat ist? Hm. Unsicher.