Nase: zuerst intensive sehr süße Erdbeeren mit Balsamico, schwarze Johannisbeeren, dunkle Kirschen, Rosmarin - Thymian - Kiefernnadeln, gefolgt von einer dezenten schmutzigen Note aus Schwefel - modrigem pilzdurchsetztem Holz/Waldboden - Gummibrand, nach dem ersten Schluck: mehr leckere süß-saure Beeren, Früchte dominieren über die anfänglichen Noten, dazu steigen komplexe Eichennoten auf
Geschmack: süß, unglaublich frische fruchtige Säure, intensive schwarze Kirschen - vollaromatisch, als würde man sie gerade vollreif vom Stein lutschen, cremige Schokolade - eher Triolade (weisse - vollmilch - dunkle Schokolade zugleich) - etwas Minze auf der Zunge mit leicht trockenen Eichennoten, mit dem zweiten Schluck Erdbeer-Himbeermarmelade, Traubenkerne, Espresso, wieder leckere süß-saure Fruchtkulisse, die Eiche kitzelt cremig frisch die Zunge, schmeckt mit jedem Schluck besser, komplexer Geschmack
Fazit: Wow - was für ein Camelion, nach dem Einschenken und dem ersten Tropfen am Gaumen war er für mich auf dem Niveau von Glen Garioch 15, und ich fragte mich was alle daran so toll finden, dann eher Deanston 20 (wo vorallem die Nase recht ähnlich scheint) mit dem 3. Schluck kam er auf dem Niveau von Glen Goyne 25 an und hatte damit seinen "Preis" verdreifacht :) sehr leckerer Stoff
Nase: Internsiver Sherry strömt in die Nase. Neben den Trockenfrüchten und Früchten fällt sofort eine angenehme Ledrigkeit auf. Als wären saftige Rosinen, Zwetschgen, Kirschen und rote Beeren auf Leder ausgebreitet worden. Begleitet von einer leichten Streichholznote wirkt etwas frischer Schwefel fast schon als Geschmacksverstärker. Schokolade fügt sich lecker ein, ohne das Süße überzubetonen. Nach und nach kommt sogar leckeres Getreide durch. Neben Malz schwingen schöne Röstaromen mit. Haselnüsse, Toffee und Fudge gesellen sich hinzu. Orangenschalen und Pink Grapefruit liegen im Hintergrund. Je länger die Standzeit, desto mehr kommt hier zutage. Nicht zuletzt Kräuter: Thymian, Rosmarin und Majoran. Und immer wieder zieht mich das Leder genussvoll in den Bann. Der Alkohol ist bei aller Intensität gut eingebunden. Die Vorfreude auf den ersten Schluck ist groß.
Mund: Ölig und intensiv trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Haselnüsse, ein herber Getreidegeschmack und Leder setzten einen Grundgeschmack zu dem die aufziehenden Trockenfrüchte hervorragend passen. Rosinen, Datteln und Trockenfeigen unterstreichen eine gediegene Sherry-Stilistik. Immer wieder blitzen aus dem Hintergrund leicht süßliche Walderdbeeren durch. Vordergründig entfalten Rosmarin und Thymian ihre Kraft. In ihrem Fahrwasser kommt dann auch gleich schönes altes Eichenholz daher. Eine Streichholz-Orangenschalenabrieb-Mischung prickelt derweil auf der Zunge. Schokolade und etwas Karamell fangen sie ein wenig ein, und zusammen mit einer Handvoll Mandeln weist die Eiche den Weg ins Finish.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang. Zeremonienmeisterin ist die alte Eiche. Ihr leckerer Holzgeschmack hält sich ebenso durchgängig wie die Streichhölzer und Orangenschalen. Die leckeren Trockenfrüchte sind auch stets präsent, verblassen aber stärker und verweilen ganz zum Schluß nur noch als Fußabdruck. Schokolade sorgt für eine schöne Untermalung und Thymian und Rosmarin kommen in Wellen auch immer wieder durch. Lange nach dem letzten Schluck muss ich an Wildleder denken.
Charakter: Eine leckere Abfüllung. Trockenfrüchte, bemerkenswert viel Leder, Rosmarin und Thymian spielen laut und harmonisch im Orchester der alten Eiche. Schwefelallergiker seien allerings gewarnt: diese Abfüllung entwickelt mit der Zeit einen immer deutlicheren Streichholz-Orangenschalenabrieb-Geschmack.
Bewertung: Je länger die Stand- und Trinkzeit, desto mehr kratzt der Schwefel für mich an der Grenze zum „zu viel des Guten“: Mehr hätte es auch echt nicht sein dürfen. Wegen der bemerkenswerten Ledercharakteristik und der leckeren Trockenfrüchte respektive Eiche, bekommt die Abfüllung aber noch genussvoll die Kurve. In der Gesamtschau gibt es von mir 90 Punkte. Ein klitzekleiner Schwefelabzug ist darin schon enthalten.