Im gleichen Tasting wie das jüngere Geschwisterchen getastet. Aus dem alten Riedel Vinum Tasting Glas 416/22
N: Zunächst staubiger Ledersessel auf einem lange nicht betretenen Dachboden. Dann kommen gelbe Früchte zum Vorschein, Pfirsich, Mirabelle, zudem vermehrt florale Noten und schließlich Zironenschale und Mandarine. Mit der Zeit (15 min +) kommen plötzlich "vegetale" Aromen - Waldboden, Tomatenstrauch, schließlich Rinderbrühe. Eine schöne, diskrete aber nicht zu schüchterne Nase, für die man etwas arbeiten und sich Zeit nehmen muss. Dann wird man aber mit einer Vielschichtigkeit an Aromen belohnt.
M: Süßer, langlebiger Antritt. Zuckerwatte, gebrannte Mandel, Marzipan. Dabei erstaunlich frisch für das Alter. Verschiedenste Sorten Honig, Bienenwachskerze, erneut die gelben Früchte. Später dann schön kräuterig.
F: lang, so gut wie keine Eiche?! geschmeidig, süß, angenehm.
Fazit: Interessanterweise hat der Großmeister aus dem Elsass diesem Cognac "nur" 85 Punkte gegeben, auch Ruben war nicht über die Maßen begeistert. Das kann ich gar nicht nachvollziehen! Für mich ist das ein diskreter, aber wunderbar komplexer Cognac, der Zeit benötigt. Wenn man ihm die aber gibt, belohnt er einen mit jeder Menge schöner, teils unüblicher Aromen die es zu entdecken gilt. Und, wie so häufig ein Faszinosum für mich, ist im Grunde keine trockene Eiche vorhanden, trotz des biblischen Alters.
In diesem Sinne, solltet ihr diese sehr seltene Abfüllung mal ins Glas bekommen: Der Cognac hat 77 Jahre in Eiche und 37 Jahre im Glasflagon auf euch gewartet - eine Stunde in eurem Glas hat er sich damit allemal verdient!