Typ: Ténarèze Armagnac Produzent: Château de Leberon Rebsorte/n: Ugni Blanc (65%), Colombard (35%) Fut N. 18 Jahrgang: 1992 (Jan/Juin 2020) Alkohol: 43,8%vol, Brut de Fut Preis ~80€ / 50cl (2020)
Geruch: Schwer, intensive Eiche, süß, Pflaume, Moos, feuchte Wiese. Dunkle Beeren. Ist auch von der Farbe der Dunkelste im Vergleich mit dem 1987er- und 1988er-Leberon.
Geschmack: Sehr intensiv, voll Pflaume, dunkle Beeren, etwas Kirsche. Dunkle Schokolade, feuchtes Moos. Die Eiche ist vernehmbar, aber nicht laut. Zwetschkenröster mit Zimt. Sehr klassisch.
Abgang: Mittellanger bis langer Abgang, die fruchtige Intensität bleibt, ein ganz dicht-intensiver Ténarèze-Armagnac.
Fazit: So stellt man sich einen fruchtig-würzigen Armagnac im besten Alter (von knapp 28 Jahren) vor. Die Waldaromen sind voll da, die Eiche ist wunderbar präsent, überdeckt aber niemals die süßen Pflaumen- und Beerennoten. Die feine Moosigkeit zeigt für mich den "mineralischeren" Tenareze-Charakter. Wenn man's nicht weiß, könnte das auch ohne Weiteres ein gut gereifter Baco-Armagnac von L'Encantada sein. Dabei ist es eine Ugni-Blanc-Colombard-Mischung von Leberon. Für mich ein 95-Punkte-Hochgenuss (95-95-94.5).
Nase: Konzentrierter Dörrpflaumensaft ist untermalt von einer kräftigen Eichenwürze, vom Holz bröckeln die letzten Reste des alten Farblacks ab, eingetrocknete Korinthen, lange gelagerte Walnüsse mit dickem würzigem Häutchen, mit braunem Kandis gesüßter Assam-Schwarztee, auch Zartbitterschokolade mit einer kleinen Prise Zimt zeigt sich, der Grundtenor wird von einer warmen dampfenden Erdigkeit gebildet, marode Baumstämme mit Moospolstern, daneben liegt ein mit vereinzelten Pilzhyphen durchzogener Haufen verrottendes Laub, das gesamte Aromenbild ist in seiner dunklen Art sehr schön und stimmig
Gaumen: Eine mit Trockenpflaumensaft gesüßte Eichenessenz entert die Mundhöhle, intensiv dringen die schweren dunklen Aromen auf die Geschmacksknospen ein, Walnuss-Früchtebrot mit Kletzen sowie getrockneten Feigen und leicht angebrannten Korinthen, erdige Aromen kommen hinzu, dampfendes Moos, feuchtes Laub mit ersten Anzeichen der Zersetzung, die morsche Holzwürze baut sich aber mit der Zeit ab und das Mundgefühl wird etwas leichter, Schwarztee mit Schuss, gleichzeitig erhöht sich die Dunkelfruchtigkeit mit Schwarzkirschen und Holunderbeerensaft
Abgang: Es folgt ein Abgang von ordentlicher Länge, getragen von einer anfangs enormen und zunehmend milder werdenden Eichenwürze klingt es langsam aus, die dunklen Trockenfruchtnoten sind beständig vorhanden, vor allem die Dörrpflaume hält sich sehr lange, a bissl Zartbitter-Schokolade, einmal noch kurz an der Zimtstange gelutscht, ein Stück des Walnusshäutchens hat sich im Zahnzwischenraum verfangen und fügt ihre erdig-waldige Würzigkeit hinzu
Bewertung: Genau die richtige Menge an würziger Eiche in Kombination mit dampfenden Waldaromen und üppigen Noten dunkler Früchte. Die wunderbare Mundfülle und der nachhaltige Abgang fördern zusätzlich meine Begeisterung für diesen tollen Tropfen. Ein Spaziergang im feuchtwarmen Spätherbstwald eingefangen im Glas. Großartig!
“I definitely was attracted to similar things in punk and science. They both depend on a healthy dose of skepticism.” Greg Graffin
Nach längerer armagnac pause habe ich das gefühl die welt ist da noch in ordnung! Wow in der nase spielt der pflaumenfasching sein grandes final, gestützt von einer sehr dezenten eiche und ziemlich perfekten lieblichkeit. Erinnerungen an meinen liebling den laberdolive 1976 werden geweckt... Nach der ersten Verkostung muss ich zugeben, dass das ziemlich perfektes timing ist, sehr ausgewogen mit beeriger süße und der espressi im abgang ist auch 1a!