Armagnac Chateau de Gaube 1962 for Wu Dram Clan (2020) 48,6%
Geruch: Diesmal also ein grasig-mineralischer Armagnac. Mit Fortdauer der Zeit treten die grasigen Noten in den Hintergrund, die Eiche wird intensiver, leichtes Zwetschkenaroma taucht am Horizont auf. Ein zarter feuchter Moos-Film auf den Steinen, die am Rande des Baches liegen. Die Eichenaromen werden immer vielfältiger, leichter Eichenrauch schummelt sich nach einer Stunde im Glas ins Aromenbouquet.
Geschmack: Das Heu ist feucht, die Würze wird intensiv mit Majoran, Kerbel und etwas Rosmarin. Ein paar Waldbeeren. Eichendielen auf dem Weinkellerboden. Und wieder die leicht bemoosten feuchten Steine am Waldbachrand. Sehr inteniv, die 48,6% verleihen einen ordentlichen Körper der Marke glatt-intensiv.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang und intensiv, würzig, nie überladen. Die Waldbeeren sind ebenfalls präsent, so wie die Eiche.
Fazit: Das ist nun ein sehr "klassischer" Armagnac der Stilrichtung Heu-Gras-Mineralität. Ergänzt um ganz feine Beeren- und Eichenaromen, ergibt das, in Kombination mit der "glatten" Textur (im Gegensatz etwa zum "fetten" 1979er-Aurian), eine unaufgeregt-elegante 50-plus-Altersabfüllung aus den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Für mich ein 95-Punkte-Vergnügen (95-95.5-95).
Ich kann mir vorstellen, dass dieser Armagnac manche Neueinsteiger, die vielleicht zuerst die Aurian-Abfüllungen gekostet haben, etwas enttäuschen könnte. Da ist keine fette Frucht mit Pflaume und süßen Beeren, keine intensive Zimt- und Eichenwürze mit Tabaknote zu finden. Wir befinden uns auf der "filigranen Seite der Macht", noch dazu aus dem mineralischen Reich. Manche interpretieren die grasigen Heu-Noten auch als leichten Schwefel-Anflug. Insgesamt ruhig, intensiv, eigen. Substanziell. Anders. Auch das ist Armagnac.
Armagnac Chateau de Gaube 1962 for Wu Dram Clan (2020) 48,6%
Oh, dass fällt mir schwer. Ich probiere es trotzdem.
Zusammen mit zwei Cognac habe ich den Chateau de Gaube verkosten dürfen. Dieser Armagnac jedoch war mein persönlicher Favorit und hat mir mehr zugesagt als die beiden Cognacs. Diese waren von der Nase her sehr süß und sonst verschlossen, aber im Geschmack dann sehr herb. Der Armagnac hingegen lag mehr auf meiner Erwartungshaltung. Bestimmt tue ich den Cognacs unrecht, aber diesen Abend war es eben so.
Aber nun wieder zum Chateau de Gaube. Die Aromen von Armagnac sind doch etwas anders als die von Whisky. Das mögliche Aromenspektrum kennt ein Armagnac Anfänger ja nicht. Geholfen hat mir das Cognac-Aromarad.
In der Nase hatte ich süße Trauben, Rosinen, eine Holzwürzigkeit aus den Eichenfässern, Gewürze (Nelke und Muskat – schwer zu sortieren), Backpflaume. Einfach Toll!
Im Mund dann sofort die Eichenwürze (aber nicht bitter), Tabak und dunkle Schokolade, Rosinen, wieder die Gewürze (Nelken ??) sowie altes Leder.
Alles endet in einen langen würzigen Abgang.
Mhmm – den mag ich. (meine persönliche Meinung / keine Bewertung)