"Harry saß auf dem Sofa und blickte zu ihm auf, mit der Gleichgültigkeit eines Mannes, der ein Glas mit gutem Scotch in der Hand hält, den er zu schätzen weiß."
Abgang: langer Abgang, Fruchtsüße, weinige Aromen, der Rauch liegt auch hier wie nasser Nebel über den anderen Aromen, am Schluss deutlich trocken werdend
Fazit: ich gebe eine 3- (trinkbar) in meinem Bewertungsschema, ein fruchtig, rauchiges Vergnügen.
Nase: Speckiger Torfrauch mit gering ausgeprägtem medizinischem Profil ist als erstes zu erkennen, erschlägt einen aber nicht, sondern lässt genug Raum für das fruchtige Rotweinfass, Zitronenfrische umspielt saftige Blutorangen, rote Früchte wie Sauerkirschen und Himbeeren sind ebenfalls vorhanden, rote Johannisbeeren, die aschige Rauchnote ist wirklich ansprechend und tendiert mit ihren zimtigen und jodigen Anklängen sehr in Richtung Islay, zerdrückte Bananen mit Wildblütenhonig, der würzige Brand mit der Grundlage aus geröstetem Gerstenmalz ist gut gereift ohne metallische oder spritige Anzeichen, Vanille wird zusammen mit der Eiche deutlicher, das Holz wirkt eher alt und von morscher Struktur, leicht moosig und algig anmutend
Gaumen: Kräftiger Antritt mit deutlichem speckigem Torfrauch, da ist richtig Wumms dahinter, Seetang, medizinisch und maritim, wenig Zimt, etwas Jod, ein Salzleckstein wird abgeschleckt, eine teerige Aschennote begleitet, ein Tropfen verbrauchtes Maschinenöl, die Zitrusfrische folgt dicht dahinter und leitet zur fruchtigeren Seite über, Orangen und säuerliche rote Beerenfrüchte wie Weichseln und rote Johannisbeeren auf einer Grundlage von weichem Bananenfruchtfleisch, etwas Honig, würziges Gerstenmalz mit feinen Röstnoten, vereinzelte milde Tannine werden von einer leicht modrigen Eichennote freigesetzt, minimal Vanille, etwas Sternanis, mit langem Aufenthalt im Mund kommen noch Süßholz und erdiger Pu-Erh Tee dazu, durch Wasserzugabe gewinnt die weinige Rotfruchtigkeit an Präsenz, geht in Richtung englischer Weingummi
Abgang: Ziemlich langer Abgang, die säuerlichen Fruchtkomponenten blitzen noch einmal auf, werden aber schnell von der torfigen Grundausrichtung abgelöst, erdig, der Rauch ist nun eher von der Lagerfeuerfraktion mit minimal zimtigen Kräuternoten, a bissl Anis und Süßholz, ein paar Flocken teeriger Flugasche legen sich nieder, reife Banane, die Eiche nimmt mit dezenter Bitterkeit hinten raus noch mal Fahrt auf und entsendet tanninige Grüße, zum ersten Mal schimmert es zwischenzeitlich ein klein wenig metallisch auf, es bleibt ein Bild von einem angeschwemmten Stück morschen Treibholzes mit Meersalzkruste und Algenbewuchs übrig
Bewertung: An diesem Malt lässt sich erkennen, dass die rauchigen ''Westfalians'' keine ehemaligen Fässer schottischer Single Malts benötigen, um zu überzeugen. Trotz der nur 7 Jahre Reifezeit nicht unreif oder übertrieben jung wirkend und von der Machart her eigentlich nicht von einem Islay-Malt zu unterscheiden. Macht Spaß und schmeckt mir richtig gut.
“I definitely was attracted to similar things in punk and science. They both depend on a healthy dose of skepticism.” Greg Graffin