Nase: Nach dem Einschenken zunächst mal Aceton, ich lüfte ihn 15 Minuten aus. Dann fängt er Stück für Stück an, sich zu öffnen. Nach ca. 45 Minuten hat er sich fantastisch entfaltet. Liebliche rote Früchte (Erdbeere, Himbeere). Waldhonig. Wird bald wahnsinnig fragrant-fruchtig und dicht. Sehr harmonisch tragende, milde Eiche, die auch eine schöne Haselnussnote reinbringt. Gediegene, sirupartige Säure. Alles fein verwoben und ausbalanciert. Zweite Nase: malzige Süße. Vanille + Sahne = für mich mal wieder Pannacotta. Gesetzt und intensiv. Nichts sticht unangenehm raus. Wieder die leichte Säure, die einen schönen Gegenpol zur Süße bildet. Digestive Biscuits. Zu den Beerenfrüchten gesellt sich noch saftiger, gebackener Apfel mit Rosinen. Mit noch mehr Standzeit vernehme ich eine feine Würznote, vielleicht in Richtung Safran.
Mund: Voller, aber zu keiner Zeit alkoholischer Antritt. Erstmal steht die gesetzte Säure im Vordergrund. Dann wird er nussig-cremig-schmelzig. Rosinen und Fruchtsüße.
Abgang: Direkt total cremig. Schokoladenpudding? Feine Vanille. Erdbeerpannacotta. Schön wärmend, dabei gar nicht hitzig. Null Bitterkeit. Wirklich wieder sehr fein und elegant. Aromatisch-nussige Eiche und mit der Zeit feine Würze. Alles wirkt sehr gediegen, dabei kraftvoll, ohne je übermächtig zu wirken.
Fazit: Ein eleganter, vollmundig fruchtiger und edelsüßer Malt, der sehr ausgewogen und aromatisch dicht daherkommt. Ein Hochgenuss.
"Everything in moderation, including moderation." Oscar Wilde
Nase: Ein sehr schmeichelnder Geruch verbindet exotische Tropenfruchtaromen mit Honigsüße und milder Eiche, reife Papaya und Ananas, etwas Guave und wenig Mango, Pitahaya, im Hintergrund findet sich die vitalisierende gurkige Frische einer dünn aufgeschnittenen Sternfrucht, Pfirsiche, kandierte Orangen und saftige Sultaninen sind in Pinienhonig integriert, getoastete Eiche mit einer dünnen Schicht Holzstaub fügt eine feine Mischung aus Vanille und Kokos hinzu, die Gerste ruht in sich, ein winziger Anteil Bienenwachs sorgt zusammen mit einer zurückhaltenden mineralischen Kalknote für ein leicht belegtes Nasengefühl beim intensiveren Schnuppern, eine kleine Prise weißer Pfeffer, Muskatblüte und Piment, insgesamt ergibt sich ein ziemlich vielschichtiges und einladendes Aromenpaket
Gaumen: Mundfüllend und kräftig, aber in keiner Weise scharf oder alkoholisch, der etwas würzige und minimal herbe Pinienhonig leitet die ansprechende Tropenfruchtmischung ein, reife Ananas und kandierte Papayastückchen in Kombination mit getrockneter Mango sowie Sultaninen und zuckriger sauberer Gerste laden zum Schwelgen ein, Guave, Pfirsiche, Orangengelee, mit der Zeit baut sich die feine und milde Holzstilistik auf, trockene Eichenbretter mit dezentem ansprechendem Tanninbiss, ein Klecks Vanillecreme mildert den sich entwickelnden holzigen Eindruck ab, bevor sich geröstete Kokosraspeln ins Bild drängen und mit dem kandierten Fruchtmix zu tropischen Kokosmakronen verarbeitet werden
Abgang: Dürfte gerne länger sein, im Vergleich zu Nase und Gaumen auch deutlich weniger komplex, ganz leicht wachsig, die klare Gerste verabschiedet sich mit einem zuckrigen Gruß, bevor die getoastete Eiche mit einer gering ausgeprägten Trockenheit und sehr hellem Tabak übernimmt, grüner Tee, ein Hauch Vanille, mineralisch ausklingend mit einem ätherischen Schleier aus Papaya sowie Guave und Kokos
Bewertung: Hier gibt es weder ein eichenlastiges, dunkelfruchtiges Sherrymonster noch einen modernen Nassfass-Malt zu entdecken. Stattdessen findet man viele liebliche Momente eines sehr gut gereiften Brands, der mit dem fruchtigen und mild-holzigen Fasseinfluss wunderbar interagiert. Leider ist der Abgang etwas zu schnell vorbei und kann nicht ganz mit dem Rest mithalten, was aber nur dafür sorgt, dass man an diesem sehr leckeren Whisky sofort wieder Schnuppern und Nippen möchte.
“I definitely was attracted to similar things in punk and science. They both depend on a healthy dose of skepticism.” Greg Graffin