Nase: Schokolade mit süß-salzigen Meeresfrüchten gefüllt. Das Fass gibt dunkle, süße, gewürzte Kirschen, saftige Orangen mit ein wenig Menthol und etwas Torfrauch ab.
Mund: milde Kirschen, saftige Orangen, süß-salzige Eiche, dann prickelnder Pfeffer.
Mit süßen Gewürzen, Torfrauch und einem feinen süßen Eichengeschmack, bleibt er prickelnd ... hatte ich schon süß geschrieben? ... süß-salzig und lange zurück.
Blind? Never ein Whisky aus deutschen Landen!? ... umso erfreulicher.
Nase: Eine sehr kraftvolle Nase, Rauch kommt kräftig durch. auch rote Früchte. Leicht angegorene Brombeeren. Und viel Holz, aber keine Sägespäne oder frisches Holz, sondern altes. Ein leichter Anflug von Salz. Nur hintergrüündig ein paar Getreide- und Malznoten. Auch im 1920 Blenders Glass kaum Alkohol in der Nase, und das habe ich bei über 50% nicht so oft.
Mund: Sehr gut eingebundener Alkohol, nur geringfügige Schärfe im Antritt. Das Portfass ist bemerkbar, ebenfalls der Laphroaig. Brombeeren und schwarze Johannisbeeren, leicht säuerlich. Der Rauch ist leicht speckig, hat aber auch aschige Aspekte. Und vor allem macht sich Holz bemerkbar, ohne dass Malt ins bittere oder zu eichenwürzige schlägt. Eher als würde man bei einem Eis am Stiel noch am Holzstiel herumkauen, Holz ohne Bitterkeit und Würze.
Finish: Lang, fruchtig mit leichter Süße und etwa gleichstarker Säuerlichkeit. Leichte Aschenoten, ein wenig speckig.
88/100
Fazit: Ein sehr überzeugender Whisky. Seinem Alter von der Reife her weit voraus, und auch hier, wie beim Westfalian aus dem Bowmore-Fass, hätte ich blind wohl nie auf einen deutschen Whisky (vor allem nicht mit 6 Jahren) getippt. Westfalian hat es mit den beiden Abfüllungen auf jeden Fall geschafft, mein Interesse für die Zukunft zu wecken und da ein Auge aufzubehalten
________________________________________________________ “Because some men aren't looking for anything logical, like money. They can't be bought, bullied, reasoned, or negotiated with. Some men just want to watch the world burn.”
Nase: Zarter süßer Rauch bestimmt den ersten Eindruck, Aprikose, Tabak, Heu, mit längerer Zeit verstärkt sich der Eindruck von überreifem Obst, etwas säuerlich, Gras, weißer Likörwein, wird flacher mit der Zeit, der Eindruck von Rauch verschwindet
Gaumen: Spürbarer Antritt, süß, etwas Holzwürze, Pfirsich, wieder etwas Rauch im Hintergrund (ich bin mir nicht sicher), Malz, Karamell, jetzt auch etwas rote Früchte, süß und reif
Abgang: Jetzt ist der Rauch eindeutig und klar erkennbar, die beherrschende Note im Abgang, warm schmiegt er sich an den Gaumen und rinnt den Rachen herunter, es bleibt Eichenwürze und hauchzarte Bitterkeit am Gaumen, etwas herbes Bier und die Erinnerung an Pfirsiche. Die Wärme und die süßliche Würze bleiben lang.
Bewertung: Die überreife Obstnote stört in der Nase ein wenig und es fehlt ein wenig an Spannung, wirkt phasenweise nicht wie Whisky. Das ändert sich um Mund, hier herrschen klassische Eindrücke nach Getreide, Holz, Rauch und Frucht vor. Im Mund gefällt er mir besser als in der Nase. Jetzt wirkt er wie Whisky. Der Abgang überzeugt mit angenehmen Noten, schöner Länge und keinerlei Fehlnote, wenn auch wenig komplex. Hätte die Nase nicht etwas vermissen lassen, wäre eine durchaus hohe Wertung möglich gewesen. So vergebe ich gute 86 Punkte.
Ein Tipp fällt mir sehr schwer. So alt schätze ich den Whisky nicht, auf jeden Fall unter 20 Jahre, wahrscheinlich deutlich jünger. Der Alkoholgehalt dürfte bei knapp 50% liegen. Es war auf jeden Fall eine Süßweinreifung im Spiel, Sherry oder Sauternes. Nach der Nase war ich mir nicht sicher, ob das ein Schotte ist, aber Mund und Abgang waren recht klassisch. Von Islay ist er nicht. Vielleicht sogar ein Westfalian, aus einem Bowmore-Fass?
Blindverkostung
‐---------------------------- "Don't believe the hype" Public Enemy