Nase: Karamell und Malz dominieren. Pfirsich und Aprikosen zusammen mit etwas Eiche. Richtig süß in der Nase, eine gewisse florale Note kommt dazu. Mit Zeit noch süßer - Karamellbonbons! Eichenwürze nimmt etwas zu. Honig.
Gaumen: Fruchtiger und weniger süß als erwartet, schöne Eiche, etwas trocken. Voll und geschmeidig, mitzunehmender Würze, die den Mundraum dominiert.
Nase: Weinig, Kirschen, Datteln, Feigen, Eiche. Macht eher einen trockenen Eindruck. Roter Apfel, Zimt, Orangenschalen. Mit der Zeit nimmt die Würze zu und wird dominant. Pflaumen kommen dazu, etwas Leder. Nach dem ersten Schluck kommt Gebäck in die Nase. Obststullen. Er behählt seinen weinartigen Charakter.
Gaumen: Voller Antritt im Mund. Fruchtig, sogar etwas süß, aber Trockenheit setzt sich durch. Extrem süffig, kein Alkohol und dennoch voll da. Beim zweiten Schluck süßer. Himbeeren.... Hmmmm lecker. Nach mehreren Schlücken kommt Eiche dazu.
Abgang: mittellang bis lang, weinartigen und fruchtig.
Whisky: Glendronach 2003/2016 - Single Cask 2360 (bottled for 'Kirsch Whisky Import')
Blindverkostung
Nase: Frucht-Mix! Aber wie intensiv Früchte sein können, das zeigt dieser Whisky! Es sind reife, größtenteils süße Früchte. Waldbeeren, rote Äpfel, Bananen, Himbeermarmelade. Ein kleines Bisschen Malz ist wahrnehmbar, deutlich mehr Eiche zusammen mit einem typischen Sherry-Charakter, der hin und wieder durchkommt. Angedatschte Birnen sind dabei, schön saftig. Zimt und andere Glühwein-Gewürze kann ich wahrnehmen. Pfeife, Rum-Rosinen.... Ich kann nicht mehr aufhören... Die Nase macht süchtig. Mocca-Schokolade. Alkohol? Ach was... Aber der Whisky ist so intensiv in der Nase, dass ich 50%+ vermute. Nach einem Schluck wird die Nase süßer und sherrylastiger. Ich liebe es.
Gaumen: Durchgezogener Obstsalat, der schon etwas steht und mit Waldhonig überzogen und Zimt bestreut ist. Stellt man sich vor, man isst einen solchen Obstsalat in einem Pfeifenzimmer, in dem der aromatische Tabak-Duft schwebt, dann kommt man dem Trinkgenuss des Whiskys ziemlich nah. So fruchtig! So süß! Angenehm würzig! Sherry schmeckbar! Rundum gelungen - süffig, lecker, meeeehr!
Abgang: mittellang bis lang (nach mehreren Schlucken lange). Anfangs süß, dann immer würziger und leicht bitter. Auch hier - gut gemacht!
Fazit: Das ist ein Whisky nach meinem Geschmack! Eine ordentliche Sherryfassreifung... Was will man mehr! Gut, wenn man auf hohem Niveau kritisieren möchte, dann wäre für meinen Traum-Whisky noch der Sherry-Charakter zu schwach und die Eiche einen Tacken zu dezent. Mit höherem Alter (ich schätze ihn auf ein mittleres Alter) könnte das klappen! die 90 knackt er aber - Punktlandung!
Whisky: Glenallachie 2008/2016 - Single Cask Seasons, Summer 2016 (SV)
Nase: Sherry-Fruchtkompott. Birnen, Zwetschgen, Brombeeren, roter Apfel und dazu deutlich Eiche! Das Sherry-eigene Aroma kommt nur gelegentlich zart durch. Die wundervolle Mischung aus Holz und Frucht zusammen mit Süße ist harmonisch und rund. Nach etwas Wärme und Zeit kommen Kräuter in die Nase. Die Eiche kommt immer wieder in den Vordergrund.
Gaumen: Würze an erster Stelle, dann kommen die gezuckerten Früchte. Ein intensives kraftvolles Mundgefühl mit viel Frucht und Süße! Die Eiche sorgt für Würze, keine Bitterkeit.
Abgang: Mittellang, würzig und eher trocken. Es bleibt eine Apfel-Zimt-Würze zurück.
Fazit: Keine Fehlnoten, rund und harmonisch, aber dadurch eben auch nicht so interessant bzw. einzigartig. Eben ein runder, leckerer Bursche! 77 Punkte
Nase: Was ist denn das? Rauch? Ja, schon. Aber ein untypischer Rauch. Es ist ein warmer Rauch, den ich fast schon als fruchtig bezeichnen würde. So habe ich Rauch noch nie gerochen. Grapefruit und Orange sind deutlich in der Nase, es kommt eine Assoziation von Cider. Es gesellt sich etwas Muffiges dazu, was mich - so grausam es klingt - nach Pansen erinnert, oder nach Kuhfladen, je nachdem, wie man es formulieren möchte. Aber ich komme nicht umhin, diese Kombination faszinierend zu finden. Ein seltsames, abgedrehtes Fassexperiement???
Gaumen: Intensiv und kraftvoll, füllt direkt den ganzen Mund mit einer extremen Fruchtigkeit. Grapefruit, Mandarinen, Limetten, vielleicht noch ein paar süßere Früchte. Das zusammen mit dem zarten Rauch, der im Mund kaum wahrnehmbar ist und erst nach einiger Zeit stärker wird (und mit jedem Schluck mehr), machen den Whisky nun auch im Mund enorm spannend. Kräuter kommen dazu. Wieder habe ich Cider in meinem Kopf, jetzt verstärkt durch die Bitterkräuter, die mit der Grapefruit unvergleichlich harmonieren.
Abgang: Leichte Bitterkeit und Grapefruit bleiben. Recht langer Abgang, der würziger wird. Am Schluss bleibt diese würzige Kräuterbittergeit mit Grapefruit. Bitterlemon hat ein ähnliches, wenn auch um ein Vielfaches kürzeres Finish.
Fazit: Sicherlich einer der interessantesten/ungewöhnlichsten Whiskys, die ich probiert habe. Ihn in seiner Qualität mit den anderen zu vergleichen fällt mir schwer, da er wirklich anders ist. Schlecht ist er auf keinen Fall! Ich versuche es mal mit 85 Punkten. Gut, aber für Begeisterung müsste ich ihn länger kennen und langsam kennen lernen, was bei einem Sample leider nicht geht.
Whisky: Glen Elgin 1995/2016 - Tropical Fruit Banquet (Wemyss Malts)
Nase: Frisch und hellfruchtig. Zitrone und Orange, manchmal ist eine Süße zu erkennen, dann verschwindet sie wieder. Etwas arg säuerlich für meinen Geschmack. Etwas prickelnd und kräutrig, frische Kräuter sind das, die auch frisch in der Nase sind: Schnittlauch, Basilikum. Die Süße wird langsam stärker und sorgt für einen runderen Eindruck in der Nase. Dann schwingt da noch etwas mit, das ich schwer einschätzen kann. Es riecht etwas nach vergorenem Obst/Bioabfall... Seltsam. Nach dem ersten Schluck geht die Nase jedenfalls auf, es kommen mehr Früchte (Mango, Grapefruit, Birne) zum Vorschein.
Gaumen: Anfangs sehr schwach auf der Brust, dann wird es intensiver mit einer gewissen Süße und einer Würzigkeit, die Eiche sorgt hier für einen schönen Tabak-Geschmack. Es bleibt aber recht moderat, was die Intensität angeht und auch weitere Schlucke können daran nichts ändern, hier fehlt die Power. Der Whisky wird schon etwas älter sein, da er die - um etwas Positives festzuhalten - wunderschöne Eichenfracht mitbringt, nicht zu stark, nicht zu schwach.
Abgang: Das beste am Whisky! Lange und angenehm würzig, die Eiche dominiert hier.
Fazit: Naja. Gaumen und Abgang gefallen durchaus. Die Nase ist nicht nur unspektakulär, sondern hat für mich auch Fehlnoten. Ich mag vergorene Aromen, aber Bioabfall ist eine Variante, die ich nicht so mag. 71 Punkte
Whisky: Ledaig 1008/2016 - The Single Cask (Claxton's)
Nase: Würzige Süße, aber die Süße bleibt dezent. Die Würze dominiert. Da ist dieses Käse-Aroma. Aber jetzt gesellt sich eine zarte Rauchnote dazu. So zart ist sie, dass ich sie zunächst nicht wahrgenommen habe - völlig in den Käse vertieft. Jetzt ist aber deutlich Rauch wahrnehmbar, nicht sehr viel,, aber deutlich. Banane ist in der Nase. Der Rauch gibt der Banane etwas Speckiges und zusammen mit der noch präsenten Süße bekomme ich die Assoziation eines meiner Lieblings-Deserts: Banane im Speckmantel mit Sweet-Chili-Sauce. Nachdem dann der Gaumen ins Spiel kommt tritt der Rauch wieder etwas zurück. Banane wird intensiver, Orange kommt dazu und die Würze ist aufschlüsselbar in Oregano und Thymian.
Gaumen: Erst cremig und süß, dann nimmt der Rauch zu. Wesentlich intensiverer Rauch als in der Nase. Würze und Rauch dominieren, Süße und Frucht bleiben versteckt. Es wird fast ein wenig aschig. Mit jedem Schluck wiederholt sich der Eindruck. Anfängliche cremige Süße wird vom Rauch abgelöst, ein spannender Prozess, den der Rauch immer schneller für sich entscheidet.
Abgang: Lange und auf der würzig-rauchigen Seite, nicht sonderlich wärmend. So viel Alkohol wird nicht im Spiel sein.
Fazit: Kurz gesagt - klasse. Super interessant und tolle Kombination aus cremig-weich und rauchig-schroff. 87 Punkte!
Whisky: Glendronach 1992/2017 - Single Cask Batch 15, Cask 89
Nase: Hach, ich liebe die Single Casks von Glendronach! Diese Sherry-Holz-Kombination ist einfach wunderbar! Dieses Mal ist es jedoch keine Sherrywand. Natürlich - man hat einen intensiven, sherrylastiger nur Whisky mit deutlich Holz in der Nase. Aber sofort kommt mehr durch, was nicht selbstverständlich ist. Oft regiert das Fass mit eiserner Hand. Jetzt kommt Blutorange durch, roter Apfel und Zimt. Kaffe und dunkle Schokolade ist auch dabei.... und eine starkvergorene Note versteckt sich nicht. Die Überbleibsel einer Kirschernte, die zu Boden gefallen sind und dort matschig und gammlig werden, sich mit der Erde verbinden und einen faszinierenden Duft verströmen. Etwas Schwefel ist auch hier, aber nicht viel. Die Nase ist extrem komplex, hat herbe und süffige Elemente. Jetzt habe ich eine dezente, Kräuternote, die teilweise käsig wirkt. Käse-Pflaumen-Spieße. Von Alkohol ist nicht viel da, allein die Intensität verrät, dass es fassstark ist. Die Eiche ist zwar immer da, wirkt aber nicht verschlossen, unnahbar und intolerant anderen Aromen gegenüber, sondern verbindet sich wunderbar mit den Früchten. Wasser verstärkt die Kräuter. Eine ganze Mischung - Rosmarin, Thymian, Kreuzkümmel, Kurkuma. Toll! Die Eiche geht weiter in den Hintergrund.
Gaumen: Voll, prickelnd und vielschichtig. Holz ist da, aber nicht dominant. In erster Linie fruchtig, dunkel und schwer, aber auch frisch. Blutorange wieder. Orangenschalen, Espresso, Kirsche. Den Alkohol spürt man zwar, doch bringt er so viele Aromen mit sich, dass das okay ist. Der zweite Schluck ist nicht so stürmisch, dennoch intensiv. Cremig und fruchtig erfüllt es den ganzen Mundraum. Süßer Apfel wechselt sich mit Backpflaume ab, beides wird zu Mus zermatscht und aufgekocht. Dazu Kräuter, Rosmarin. Mit Wasser verändert sich am Gaumen nicht viel, etwas Leder kommt dazu.
Abgang: Dezent bitter, dafür bleibt die Frucht sehr lange. Es wird immer wärmer und länger, nach dem Dram will er garnicht mehr weichen!
Fazit: Herausragend! Der Whisky macht einen guten Schritt Richtung Perfektion, leider spürt man den Alkohol im Mund eine kleine Spur zu sehr. So sind es nur 92 Punkte. Grandios!
Whisky: Invergordon 1991/2016, Single Grain, Best Dram
Blindverkostung
Nase: Helle Früchte? Auf jeden Fall kommt direkt eine Süße in die Nase - Karamell oder Honig, eher Karamell. Recht plötzlich kommt dann Eiche mit dazu, kein junger Bursche! Ein leichtes Bizzeln in der Nase. Die Süße wieder im Vordergrund. Dosenpfirsisch, Obstsalat mit Mango, Passionsfrucht und viel Orange und Schuss.
Gaumen: Weich und cremig - unglaublich. Dann baut es sich auf. Süße, Pfirsisch, Blutorange, Pfeifen-Würze, der ganze Obstsalat mit einer unglaublichen Vielzahl an Früchten (Mango, Passionsfrucht, Orange, Granatapfel). Zusammen mit der Tabak-Würze der Eiche und dem immer noch extrem cremigen Mundgefühl.... einfach klasse. Etwas Prickeln im Mund, aber keineswegs in irgendeiner Weise scharf. Die Aromen werden einfach angeschoben. Ab dem zweiten Schluck beginnt das Mundgefühl deutlich intensiver.
Abgang: mittellang und dem Geschmack durchaus ähnlich. Süße, Würze, Frucht, im komplexen Wechselspiel. Wärme geht zuerst, der Geschmack bleibt noch länger.
Fazit: Einfach sau lecker! Begeistert mich wirklich! 90 Punkte!
Whisky: Hotel Essener Hof 2001/2016 - Port Pipe, Cask 12554
Blindverkostung
Nase: Tief, satt. Kirsche und Süße sind direkt im Vordergrund. Sherry-typische Frucht-Aromen kommt in die Nase, dunkel und reif, aber ziemlich süß dazu. Eine Würze ist auch von Beginn an dabei, die mit der Zeit immer stärker wird. Ziemlich würzig, erinnert teilweise schon fast an so manchen Bourbon (nur, was die Würze betrifft!!). Diese Art der Würze macht mich unsicher, da die Süße gegen einen trockenen Sherry spricht, diese Würze aber irgendwie nicht zu süßen Sherry-Whiskies passt. Auf jeden Fall ist die Nase komplex und man kann schön von der einen Richtung un die andere wandern. Was kommt jetzt? Schokolade - Rum-Traube-Nuss!
Gaumen: Hoppla, der drückt. Alkohol is auf jeden Fall spürbar und erst einmal dominant. Neben dem Prickeln (durchaus angriffslustig) ist eine würzige Fruchtigkeit dominant, wieder die Rum-Traube-Nuss-Schokolade. Von der Süße ist nur noch wenig zu spüren, dafür kommt in der Würze eine feine Pfeifentabak-Nuance mit dazu, obwohl sie generell im Bereich der Kräuter bleibt. Eine zarte Bitterkeit macht sich breit.
Abgang: Warm und fruchtig-würzig, im Nachschmecken dann langsam wieder etwas süßer. angenehm warm und lang
Fazit: Der Alkohol ist mir im Mund etwas zu krass, mit ein paar Tropfen Wasser wird da viel erreicht, auch wenn die Nase dann etwas an Intensität verliert... Im Gesamtbild sind es 87 Punkte.