Mein Besuch galt vor allem alten Armagnacs. Da waren leider nicht sehr viele von den für mich Namhaften vorzufinden.
Von Chateau de Lacquy war es der 1984er, abgefüllt 2023 mit 44%. Das war mein erster Armagnac auf der GAF, was wohl ein Fehler war, weil er mich im Geschmack anfangs nicht überzeugen konnte.
Habe dann gegen Schluß mir nochmal einen gegönnt und da war dann neben dem zwischen hellen und dunklen Früchten chanchierenden süßlichen Düften auch ein klein wenig Fliederduft da, wie ich ihn von meinem Zwergfliederbonsai kenne. Auch dunklen Waldboden konnte ich ausmachen.
Im Geschmack dann die vollen kompakten Früchte zwischen der immer wieder sich durchsetzenden Zwetschge und mildsüßem Cassis. Dazu gesellte sich dann feine Zigarrenkiste mit dem Duft frischer Zigarren, aber nur dezent.
Eine große Tiefe im Geschmack, ein wahrhaft feiner Gentleman mit lang anhaltender Präsenz. Ach ja: 100% Baco
Davor hatte ich das Tasting bei der freundlichen Mitarbeiterin direkt vom Chateau de Lacquy.
Das erste, was ich sie fragte, war die Aussprache von „Lacquy“.
Ich kann zwar hervorragend französisch trinken und essen, aber mit der Sprache selbst und der Aussprache bin ich leider nicht so vertraut.
" Lakki " wird es ausgesprochen.
Als Humanist waren in meiner Schule so neue Sprachen wie Französisch und Englisch total verpönt und so waren die Lehrer/innen auch.
Chateau de Lacquy hat seine Ugni blanc alle ausgerissen und dafür die Plaint de Graisse gepflanzt.
2026 sollte/dürfte, wenn die Qualität den Ansprüchen genügt, der erste Jahrgang sein, der präsentiert wird.
Plaint de Graisse deshalb, weil man sich von ihr die Cremigkeit/Öligkeit verspricht, wie sie ja auch heißt.
Das Chateau will zukünftig die einzelnen Sorten in den Jahrgängen präsentieren; die Cuvees sollen dann den Armagnacs mit Altersangaben vorbehalten sein.
Eigenständigkeit generell und auch Abgrenzung zu Cognac ist ihnen wichtig.
Die Vorräte auf Chateau de Lacquy sind sehr klein, vor allem bei altem Armagnac; das spiegelt sich auch in deren online shop.
Im Lacquy Tasting wurden dann 2 x 100% Baco und 2 x 100% Colombard jeweils die Jahrgänge 2001 und 2010 gegenüber gestellt, alle 47%.
Waren die 2010er noch durch zitronig/orangige Frische gekennzeichnet, leicht alkoholisch, im Duft sehr floral mit weniger Zitrone, im Geschmack
leicht und forsch elegant, so war der
Jahrgang 2001 wesentlich dunkler in der Nase; bei Colombard gleiche Cognacfarbe, bei Baco dann aber wesentlich dunkler.
Im Geschmack hat Baco den Colombard regelrecht zur Seite geschubst und sich im Mund breit gemacht, sehr gesetzt, dunkel und kompakt, während der Colombard verspielter aufgetreten ist. Ich habe dann meine Reste vom Tasting zu gleichen Teilen in meine Sampleflasche gefüllt. Ich kann nur sagen: diese Mischung würde ich sofort kaufen.
Da sind die 2x2 zusammen deutlich den Einzelteilen überlegen. Die jugendliche Frische ist 2 Schritte zurückgetreten und der mächtig auftrumpfende Baco 2001 musste auch einen Schritt zurücktreten.
Dafür hat sich erstaunlicherweise für mich Colombard elegant in Szene gesetzt.
Ich freue mich auf die letzten2 Schlücke!
a votre santé