@Marlow Ja, Deine Berichte sind mehr als ein kleiner Trost für mich! Ich denke auch, dass wir uns im nächsten Jahr in alter Frische -- und mit vielen neuen Erkenntnissen -- wiedersehen werden ...
Liebe Armagnac- und Foren-Freunde, leider muss ich aus Zeitgründen meine diesjährige Teilnahme am German Armagnac Festival absagen. Ich wünsche Euch allen ein schönes, spannendes und erkenntnisreiches Festival und freue mich auf Eure Bilder & Berichte auch an dieser Stelle ...
Lieber @matts , danke für Deine wie immer sehr treffende, ausführliche und präzise Beschreibung! Gott sei Dank habe ich noch ein ordentliches Sample von einem geschätzten Spiritfreund und eine "Großflasche" in meiner Sammlung, denn Deine Notes haben mich nun spontan dazu gebracht, diesen "Multi Millesime", also einen Blend zweier Jahrgangs-Armagnacs, wieder einmal ins Glas zu legen. Was für eine Wiedererkennensfreude! Und heute empfinde ich diesen Armagnac als noch viel pflaumig-fruchtiger mit vielen süßen Beeren als noch vor vielen Jahren. Das liegt vielleicht auch daran, dass durch die vielen hochprozentigen Einzelfass-Armagnacs die Baraillons der Familie Claverie mittlerweile fast "nobel, dunkelfruchtig und sanft" wirken. Sie sind jedenfalls höchst authentisch und aromatisch. Ein Santé!, lieber matts, ein Santé! in die Runde der Armagnacfreunde ...
Geruch: Sehr blumig, Ringlotte, ein paar dreckige Stallnoten ("farmy"). Rustikal und fein zugleich. Spannend. Leichtes Wachs, Ringlotte und Gladiole; in seiner blumig-wachsigen Würze dem GP Hors d'Age nicht unähnlich.
Geschmack: Kommt auch in den Mundraum mit viel Ringlotte, etwas Marille, Wachs und Gladiole. Die 40% sind sehr sanft, der Cognac wirkt jedoch nicht dünn, sondern fein-ölig. Die Kräuter treten in einen Dialog mit den blumigen und hell-fruchtigen Noten. Sehr interessant.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang und liefert ebenfalls das blumig-fruchtig-würzige Wechselspiel. Also: Ringlotte, Wachs, Kräuter, Gladiole, Marille. Im Abgang klingt dieser Cognac vergleichsweise schnell und sanft aus.
Fazit: Das also ist ein XO-Cognac eines kleinen Weinbauern aus der Charente. Rustikal, vor allem in der Nase, und durchgehend floral-fruchtig mit angenehmer Würze zugleich. Was diesen 33 Jahre gereiften XO besonders macht, das sind die leicht "dreckigen Noten" in der Nase, die Ringlottenfrucht sowie die feine Wachs-Würze. Für mich ein hochklassiges 94-Punkte-Vergnügen (94-95-93) aus dem Bons Bois.
Die von Dorain angesprochene "bittere Note im Abgang" hatte ich zu keinem Zeitpunkt des Verkostens. Gleich nach Flaschenöffnung war die "dreckige Note" in der Nase viel intensiver, die Cognacaromen haben sich nach ein paar Wochen in der offenen Flasche sehr gut integriert, die würzigen Noten sind besser eingebunden, die fruchtigen stärker geworden. Das ist eben ein sehr eigenständiger Cognac, der einerseits sehr sanft und andererseits sehr würzig-fruchtig auftritt.
Zitat von StyrianSpirit im Beitrag #194@Dorain Ernstgemeinte Frage: Tasten bei solchen Tests tatsächlich alle Teilnehmer alle angeführten Spirits oder teilt ihr das auf? Im oben angeführten Cognac-Flight wären das 18 Cognacs gewesen. Hast Du tatsächlich 18 Cognacs an einem Nachmittag/Abend probiert und bewertet?
@StyrianSpirit Klares JA und es war ja auch kein Kindergeburtstag sondern ein Arbeitstreffen! Nein im Ernst wir lassen uns aber Zeit so haben wir uns durch das Line-up über 6-7 Stunden bewegt. Alles wirklich sehr entspannt wo jeder selbst entscheidet ob und wieviel er ins Glas gibt (1-2cl). Dazu hatte jeder vorher gut gegessen und somit eine gute Grundlage. Was noch wichtiger war wir haben viel Wasser dabei gehabt und waren auch Sortenrein unterwegs. Also es gab nur Cognac, Wasser und nur ein Martinaud Pineau des Charentes Rouge als Starter. Also sowas wie ein Bier dazu was manche gern zu ihren Whisky dazu nehmen. So was machen wir nicht. Und dann geht das ganz gut.
Zitat von Lameth im Beitrag #195Ich schätze mal ja. Da ich mit den genannten Verdächtigen schon häufiger Whisky und (Craft-) Bier Abende, kommen da tatsächlich solche "Mengen" zusammen. Meist jedoch eher kleinere Mengen und locker über 7 Stunden.
@Lameth Du kennst kennst uns einfach zu gut. Und wenn Du in der Stadt bis finden wir sicher auch immer ein freien Stuhl für dich.
@Dorain Alles klar, ich danke Dir für Deine ausführliche Antwort!
Der 1995er-Beroje, der Jüngste des Trios, zeigt am schönsten, wie alter Armagnac typischerweise schmecken soll: dunkelfruchtig, pflaumig, moosig, waldaromensatt und würzig. Der Cognac aus dem Jahr 1972 wiederum ist ein besonderer Cognac der eher hellfruchtigen Sorte (mit viel Marille und Ringlotte), der sich durch seine feinwürzigen Noten und die zarten Wachsaromen auszeichnet. Im direkten Anschluss werden die zart wachsigen dunkleren Laberdolive-Noten noch bewusster, ergänzt um den wunderbar pflaumig-kirschigen Auftritt mit den intensiv-vielschichten Edelholzaromen. All das sehr ölig, intensiv und lang. Jetzt weiß ich wieder, warum Laberdolive jenseits aller Einzelfasseritis dermaßen beliebt und geschätzt war und ist.
Man muss auch sich selbst gönnen können an einem schönen Samstagnachmittag ...
@Dorain Ernstgemeinte Frage: Tasten bei solchen Tests tatsächlich alle Teilnehmer alle angeführten Spirits oder teilt ihr das auf? Im oben angeführten Cognac-Flight wären das 18 Cognacs gewesen. Hast Du tatsächlich 18 Cognacs an einem Nachmittag/Abend probiert und bewertet?
So soll alter Armagnac schmecken: Pflaume, Moos, Wald, altes Fassholz. Der Bas Armagnac aus dem Château de la Béroje 1995 ist wirklich das, was ich als "Armagnac-Hochklassik" beschreiben würde. So schmecken viele Armagnacs aus der ersten und zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, so ungefähr stellt sich der spriritaffine Franzose seinen typischen Armagnac vor. Mollig, pflaumig, dunkelwaldig, würzig, sanft und ölig. Weshalb das auch nicht die letzte Flasche war. Armagnac, die unendliche Geschichte ...
@Marlow Das denke ich auch, dass wir in Stuttgart einige "Grape of the Art"-Abfüllungen kosten können sollten. Und bei diesem Castarede ist immerhin schon ein Karton dabei
Mittlerweile auch in Graz gelandet: Die neueste "Grape of the Art"-Abfüllung aus den Lagern von Castarede. Diesmal ist es ein Armagnac Ténarèze aus dem Jahr 1986, abgefüllt im Februar 2024, fassstark naturgemäß, gebrannt aus den Traubensorten Ugni Blanc und Colombard. Wieder etwas nicht ganz Alltägliches ...
Thema von StyrianSpirit im Forum Externe (Anbieter aus...
Armagnac Ténarèze Grape of the Art Castarède 1986 (2024) 53,4%
Typ: Armagnac Ténarèze Produzent: Grape of the Art / Castarède Cask #B10, Cask Strength Rebsorte/n: Ugni Blanc, Colombard Jahrgang: 1986 (02/2024); Aged for 36 years Number of Bottles: 244 Alkohol: 53,4%vol Preis ~195€ (2024)
Zitat von macwhisky im Beitrag #56Besten Dank für Eure Hilfe! @WhiteClown, @Mortlach19, @The Ghost
Gibt es noch einen Tipp zum Preis @StyrianSpirit oder die andderen Geniesser. Ist noch irgendwie so der Kaufpreis von vor 3-4 Jahren oder schon erheblich teurer? Um die 300,- für einen 1/2 Liter ist jetzt nicht viel mehr wie für einen 60er Malt in 750ml!
@macwhisky Aktuell gibt es den 1962er-Collection-Laubade (wie von WhiteClown schon angeführt) bei Cave Spirituelle in Frankreich um 279 Euro. Günstiger habe ich diesen Laubade nirgendwo gesehen. Geht man von 300 Euro aus (Versand inklusive), entsprächen 300 Euro für 50cl 450 Euro für einen 60er-Jahre-Spirit mit 750ml. Schön, wenn Du einen Malt Whisky aus den Sechzigerjahren zu diesem Preis findest. Und wie Wummy schon geschrieben hat, könnte es sich auszahlen, eine Abfüllung von 2020 und früher zu finden (aber das ist natürlich auch Geschmackssache und nur dann sinnvoll, wenn tatsächlich eine ältere und jüngere Abfüllung zur Auswahl stehen).
Geruch 2020: Der 2020er hat wieder diese wunderschöne Tabakblatt-Zigarrenkisten-Aromen-Nase, grundiert von leichtem Pflaumenaroma. Extrem elegant, transparent und fein gewebt, fast ein wenig durchscheinend. Die feine Pflaume und der Waldbodenaromenhauch liefern ein herrliches Aromenpingpong mit der Zigarrenkiste. Öffnet sich sehr schön im Zeitverlauf (in dem nach etwa 45 Minuten auch eine leicht florale Note dazukommt)!
Geruch 2015: Der 2015 ist dichter und schwerer, die Pflaume ist süßer und es gibt Schwarzbeeren und auch etwas Sherry und Madeira. Die Zigarrenkiste rundet das grandios "alte Aromenspiel" ab. Anders als bei vielen anderen sehr alten Armagnacs aus dem vorigen Jahrhundert gibt es keine Spur von Muffigkeit, Bitterkeit oder Adstringenz. Der Waldboden ist dunkel und kühl, Sherry und Madeira werden wieder präsent. Bleibt im Zeitverlauf konstanter als der 2020er.
Geschmack und Abgang 2020: Der Geschmack ist ebenso elegant wie die Nase: Zigarrenkiste, Tabakblatt, Pflaume, Walderde. Die vergleichsweise durchscheinend-leichte Textur ist jedoch den Mundraum voll auskleidend und hinterlässt einen herrlich intensiven Aromenfilm alten Armagnacs. Tabak, Pflaume, dunkle Walderde. Wunderbar fein und wärmend. Auch der Abgang ist von der sanften und dennoch nachhaltigen Sorte.
Geschmack und Abgang 2015: Ist im Mund sehr voll mit dichter Textur, viel Pflaume und Madeira; unterlegt wieder mit den Zigarrenkistennoten. Ganz wunderbar. Auch am Gaumen keine Spur von Bitterkeit oder Muffigkeit, einfach nur wunderschöne alte Schwere, was wieder einmal beweist, dass 40% an sich nicht "zu wenig" sein müssen. Der Abgang folgt dem Gaumeneindruck und kehrt wieder.
Fazit:Der 2020 abgefüllte 1962er ist ein Meister der transparent und fein gewebten Armagnac-Zigarrenkisten-Eleganz. Großes Kino mit 96.5 Gesamtpunkten (96.5-96.5-96) beim heutigen Direktvergleich.
Der 2015 abgefüllte 1962er-Jahrgang wirkt dichter und noch intensiver mit den Sherry- und Madeira-Aromen. Die dunkle Walderde zeigt das Alter an, das Arrangement wird aber nie bitter, muffig oder adstringierend. Ein alter Jahrgangsblend der absoluten Spitzenklasse; für mich ergibt das im direkten Vergleich 97 Gesamtpunkte (97-97-96.5). Jean-Jacques Lesgourgues hat recht: Dieser 1962er-Laubade ist "absolutely marvellous" ...
Typ: Bas Armagnac Produzent: Janneau Grand Armagnac Serie: Year of the Dragon (1964, 1976, 1988) Rebsorte/n: Baco Blanc Jahrgang/Alter: 1964 (2012) 48 years in cask Alkohol: 49,3%vol cask strength Reifung: Single cask from Limousin oak Kühlfilterung: Nein Preis: ~375-450€ (2024)
Im Jahr 2012 brachte Janneaueine eigene Serie für den asiatischen Markt heraus: Drei Abfüllungen zu den "Jahren des Drachen" 1988, 1976 und 1964. Drei "Edel-Abfüllungen" aus Einzelfässern in schöner Ausstattung, ungefiltert und fassstark. 1964 war nach dem chinesischen Horoskop das "Jahr des Holzdrachens". Der Bas Armagnac aus der Baco-Traube verbrachte dann 48 Jahre im Fass, ehe er im Jahr 2012 mit naturbelassenen 49,3% in Flaschen gefüllt wurde.
Janneau gehört als Händler-Produzent zu den Großen in der Armagnacbranche, dementsprechend liegen wahre Schätze in den Lagern. Und die damalige (2012) italienische Eigentümer-Familie (heute ist Janneau im Eigentum der "Spirit France"-Gruppe) wollte offenbar drei "High-End-Spirits" positionieren. Schauen wir also einmal, was dieser vielversprechende 1964er zeigen wird ...
Ui, ui, ui. Boingneres, Folle Blanche, Orange, Weihrauch, Zimt. Feinste Eiche. Sehr dicht. In sich ruhend und ohne den geringsten Hitzehauch. Vielleicht noch ein Spürchen intensiv-ausgewogener als der 1986er. Sagt zumindest der erste Eindruck ...
@Marlow Der Preis für diesen Jahrgang ist tatsächlich nicht zu hoch, da bin ich ganz Deiner Meinung. Im Gegensatz zu den anderen LBs ist er überraschend filigran, wobei sich die Fruchtaromen mit der Zeit schon melden. Und es stimmt, da braucht's noch ein paar ausgiebigere Tests in aller Ruhe. Bis zum German Armagnac Festival in Stuttgart sollte ich allerdings wissen, wie der Hase läuft ...