Zitat von NONkONFORM im Beitrag #1448@Callaman Manchmal (aber nicht immer) hat der voll geniale Fruchtnoten; manchmal stört mich aber der Alkohol, da sehr ruppig. Die Eindrücke sind aber insgesamt sehr unstetig, was mich dann zusätzlich irritiert.
@NONkONFORM verstehe. Das kenne ich. Meiner Beobachtung nach, ist auch nicht immer mit der „eigenen Form“ zu rechtfertigen
Zitat von Robinson im Beitrag #111Daher irritiert es mich immer wieder, dass die habe Whiskywelt zu ihm aufschaut wie zum Allmächtigen; Newsseiten haben eigene Rubriken für seine Ergüsse, „Serge hat dies…“, „Serge hat das…“, „Serge hat Bäuerchen gemacht…“.
Ich denke nicht, dass die Whisky-Welt zu ihm aufschaut, sondern das das eher den stupiden und einfallslosen Geistern diverser Portale und Shops im Bereich der Spirituosenwelt geschuldet ist, die sich durch ihn einen netteren Gewinn erhoffen, ebenso wie die Krebsgeschwüre der Whiskywelt (aka Bottle Flipper).
Zitat von Deep Forest im Beitrag #25007Meine Krüger-Lieferung, und somit auch die letzte Lieferung 2023, ist angekommen. Somit sind die Trinkvorräte für die Feiertage aufgefüllt.
Nase: süß und sauer zugleich, dazu ein teeriger Rauch, Veilchen, abgetragenes Leder frisch gefettet, Jasmin, schöner Sud, unter diesem stark medizinischen Apothekerschrank verbirgt sich eine wabernde Frucht, die wie ein Geist zu flüstern scheint. Insgesamt wirkt er untypisch medizinisch. Insgesamt riecht dieser recht warm im Gegensatz zu ID 3497 und 7906
Nase mit Wasser: Wasser öffnet und weitet ihn etwas. Das Maritime rückt in den Vordergrund, die "blumigen" Anhänge verlieren sich und dieses Leder ist zum Verlieben. Nun auch gar nicht mehr so medizinisch
Körper: leicht ölig
Gaumen: läuft süßlich warm mit einer sehr schönen Eichennote ein. Alles sehr eng verwoben und wundervoll komplex, der Rauch umspielt sämtliche Aromen der Nase anstatt für sich zu stehen. Im Mittelteil übernimmt eine schöne Pfeffrigkeit und eine erstaunliche Nussigkeit, die sich Richtung Marzipan wandelt
Gaumen mit Wasser: Wirklich schön. Nicht mehr ganz so dicht und vielleicht weniger komplex, das stört aber keines Falls, Bleibt pfeffrig
Nachklang: mittel
Kommentar: Ein ganz Feiner, wenn auch mit ungewöhnlich medizinischem Profil. Etwas zum Wohlfühlen. Nicht ganz so komplex wie ID 3497, aber auch nicht so "fordernd". Ein mehr als ehrwürdiger Zeitzeuge vergangener Handwerkskunst
Nase: sehr klar strukturiert, recht bourbonny, Vanille, sehr verhalten im Vergleich zu ID 5580. Der Rauch ist sehr dezent wahrnehmbar, etwas Teer, Leder und auch recht medizinisch. Darunter liegt Aromen der Küste und des Meeres gepaart mit einer sanften Fruchtigkeit gelber einheimischer Früchte und sogar etwas Mango. Diese leichte Veilchen-Note bringt auch dieser mit. Hoffentlich ist der nicht umgekippt und seifig am Gaumen. Die frische und klare Nase offenbart nun etwas Lösemittel (Aceton) und einen Hauch von OBF
Nase mit Wasser: leichter, die Lacknoten umranden den Malt sehr schön
Körper: ölig
Gaumen: deutlich öliger als ID 5580, die Marzipannote bildet sich auch hier heraus, wenn auch nur schwach. Dazu die Kombination, von Lack, Leder, Teer und ordentlich Pfeffer. Unheimlich komplex mit einem Hang trockenen und staubigen Aromen und sogar Anklang von stumpfem Kakao
Gaumen mit Wasser: Wasser ist für ihn völlig ok. Macht ihn sehr geschmeidig
Nachklang: länger
Kommentar: Ein ganz Großer. Sehr komplex, aber auch fordernd und dadurch möglicherweise nicht so zugänglich wie ID 5580 und 7906. Gute alte Zeit.
Nase: Sehr interessant. Dieser wirkt wie eine Aromenkomposition aus ID 5580 und 3497. Weist ebenfalls eine gewisse Wärme auf, ist aber mit den Lösemitteln und OBF eher bei ID 3497. Reichlich getragenes hochwertiges Leder, etwas Wachs, Schuhcreme, Teer, sanfter medizinischer Rauch, ein Hauch von Bergamott, frisch gemahlener Kampot Pfeffer, eine Mischung aus Schwarzem und gereiftem Roten. Schön iodig und coastal
Nase mit Wasser: warmer, iodiger maritimer Sut. Sehr tief, lässt sich stundenlang inhalieren
Körper: ölig und dick
Gaumen: Wow! Frisch ausgelassener Teer, süße Wärme, ordentlich Bergamott, Sud, coastal und iodig. Dazu weißer Kampott Pfeffer am Gaumen (spritzig und würzig). Bitter und das Marzipan ist noch in der ganzen Mandel steckend...
Gaumen mit Wasser: Die starken Teer und Bergamottnoten bleiben, Bittermandeln, süße Vanille, barley sugar und darum ein Mantel von wundervollem Rauch
Nachklang: länger
Kommentar: Ebenfalls ein wirklich feiner von Ardberg. Erstaunlich wie unterschiedlich zu seinem 73er Bruder (ID 5580) und gleichzeitig wie ähnlich. Zudem die Nähe zu ID 3497... Großes Tennis.
Zitat von Boletus im Beitrag #7076 Callaman War ein schöner Starter in den Abend. Zunächst sehr getreidig/strohig mit einem leicht stinkenden Beigeruch nach Grubengas, was bei Whiskys aus den 60ern/70ern durchaus ja mal drin ist, hat sich der Geruch immer mehr ins Gelbfruchtige entwickelt. Im Mund trotz nur 40% überhaupt nicht dünn, eher etwas wächsern, und mit Malz, Honig und Früchten sehr angenehme Aromen liefernd. Da sind bestimmt auch Malts mit mehr als 5 Jahren Reifung in diesen Blend geflossen.
Hach, das klingt herrlich. Die Gasleitung sollte mit der Zeit verschwinden... Vielen Dank für Deine Eindrücke
Zitat von Boletus im Beitrag #7069Gestern war es mal wieder an der Zeit, einen Malt nach einigen Jahrzehnten aus der Flasche zu befreien und seiner Bestimmung zuzuführen.
Das beendet vorläufig unsere Entdeckungsreise rund um Craigellachie. Das hat uns außerordentlich viel Spaß gemacht und ein paar Nachzügler aus dieser Brennerei werden auch noch folgen. Sicherlich haben wir Craigellachie bisher vernachlässigt und wir glauben das wir das hiermit auch einigeraßen wieder gerade gerückt haben. Dennoch können wir sagen, dass Craigellachie einen festen Platz in unseren Regalen gefunden hat. An dieser Stelle sagen wir Danke an diejenigen, die uns mit Samples versorgt haben. Ein besonderer Dank geht hier an @Syleo
Und ehe man sich versieht befindet man sich am dritten und letzten Tag dieses absoluten "Monstertastings". Wir starten mit einem Gordon&MacPhail Craigellachie 1987 - 2002 40% WB 109128. Der einzige aus den 80ern. Hier haben wir das erste Mal OBF in der Nase welches untermalt wird von Kräutern Eiche und süßer Vanille. Im Geschmack ist der Dram großartig. Feiner Rauch und Tabak sowie die typische gepfefferte Öligkeit verleihen diesem Dram eine unfassbare Tiefe. Der gefällt uns sehr gut. Es wird Zeit einer weiteren Originalabfüllung auf den Zahn zu fühlen. Hier wird es der Craigellachie 17y OA 46% WB 192427 sein der ins Glas fließt. Die Nase startet sehr würzig und leicht stechend. Süße und Sherry sagen hier schon mal vorsichtig „Hallo“. Der Geschmack überrascht dann mit einem milden mit wenig Pfeffer ausgestattetem Start. Die allgemeine Öligkeit ist hier allgegenwärtig. Angenehm fruchtig präsentiert sich dieser Craigellachie. Der Pfeffer schlägt erst im Abgang zu. Er verträgt schon etwas Wasser, aber hier sollte man Vorsicht sein. Wenige Tropfen sorgen dafür das sich Süße und Würze nahezu perfekt die Waage halten. Ein paar Tropfen zu viel und herbes Holz hinterlässt keinen guten Nachgeschmack. Klasse Dram, der im Regal nicht fehlen sollte. Es folge im Anschluss gleich die nächste Originalabfüllung. Allerdings legen wir hier ein paar Jahre oben drauf, so dass wir beim Craigellachie 23 (2023), OA, 23 y, 46%, WB 232481 landen. Und der hat es in sich. In der Nase starten wir mit Pappe, Erdbeere, Holz und dicken Waldhonig. Es folgt die Werkstatt mit reichlich Metall und leichten Schwefel. Waldboden, Pilze, Minze sowie Tabak und Herbstlaub machen aus der komplexen Nase ein Gedicht. Auf der Zunge präsentiert sich dann ein Brühwürfel und Liebstöckel. Ist das lecker und Mund wässernd. Es folgt pfeffriger Tabak, leichter Rauch und das welke Herbstlaub. Etwas Wasser bringt Kirsche hervor, der Rauch wird deutlicher und insgesamt mehr Frucht. Noch geiler als pur. Bevor wir eine weitere Pause einlegen folgt ein Dram des Milano Whisky Company Craigellachie 2007, 13 y, 54,1%, WB 208952. Ungewollt haben wir die beiden Whiskys aufeinander folgen lassen und sehen erst jetzt wie gut die beiden miteinander harmonieren. In der Nase zeigen sich hier Liebstöckel und Brühwürfel. Bratensauce mit Rosinen und etwas Schwefel fügen eine weitere Dimension hinzu. Den wollen wir ewig riechen und vertiefen uns in die vor uns liegende Aromenwelt und finden noch Feige, Cassis, Rosmarin und Salbei. Wow. Der Geschmack ist zunächst süß mit reichlich Sherry, Leibstöckel und Brühwürfel bevor die pfeffrige Werkstatt die eisenbeschlagene Holztür öffnet. Die Zugabe von Wasser mildert den Pfeffer ab und bringt schwarze Johannisbeere hervor. Nun folgte eine Pause mit Stärkung.
Das Finale dieses ungewöhnlich langen Tastings läutet der Craigellachie Exeptional Cask Series, OA 13.04.1993-02.09.2021 27y 46% WB 218931 ein. Unser ältester Dram startet mit OBF Noten und wirkt im Glas sehr erhaben. Es folgt Süße, Orangen, Mango, Vanille, warmes Apfelmus und auch der Pfeffer darf nicht fehlen. Die Weinnoten sind deutlich. Im Geschmack ist er sehr ölig aber auch erstaunlich und unerwartet weich, aber nur kurz. Dann folgt das volle Pfefferprogramm inklusive Tannine. Er wirkt irgendwie kühl. Wasser öffnet die Nase zu mehr Frucht hin und mildert den Pfeffer im Geschmack sehr deutlich ab. Das Weinfinish wird deutlicher ebenso wie das Holz. Einen Tick schwächer zeigte sich der Douglas Laing Old Particular Craigellachie 2010 11y 57,7% WB 201596. In der Nase deutlich Kuchenteig, Vanille, Ananas und Pfeffer. Im Geschmack gewohnt ölig und pfeffrig. Eine fruchtige Süße von Ananas und Eisen lassen sich finden. Mit sehr viel Wasser bekommt an den Pfeffer ein wenig eingefangen aber nicht gebändigt. Bei der drittletzten Abfüllung haben wir uns gefragt warum man den bitte so abgefüllt hat. Es handelt sich in diesem Fall um den Elexier Distillers Craigellachie 10y 2011-2022 60% #900093 60% WB 233863. Die Rahmendaten verraten uns das wir mit brachialem Pfeffer rechnen müssen. Aber beginnen wir mit der Nase. Hier finden wir sehr viel Holz, Süße, Fruchtzucker, etwas Plastik und verbranntes Kirschholz. Wir probieren diesen Dram pur und nachdem wir wieder atmen können, die Löcher in Zunge und Gaumen ignorierend, finden wir eine unfassbare Öligkeit, Pfefferplantagen, Plastik. Der muss Wasser haben. Dann wird er auch süßer wirkt runder und hat sogar etwas Tabak. Hier muss man klar sagen, dass man hier mit sehr viel Wasser experimentieren kann ggf. muss, aber hätte man den hier von Anfang an mit weniger % auf dem Markt gebracht wäre der immer noch herausragend gewesen. Die hohen % müssten nicht sein. Es folgt der Murray McDavid Craigellachie 11y 1st fill PX 59,1% WB 234629. In der Nase Kirsche und Karamell, Schokolade und Pfeffer. Der Geschmack überzeugt mit verbranntem Karamell, Rauch, bitteres Holz und Süße. Wasser verringert den Pfeffer und gleichzeitig süßer. Etwas Ananas lässt sich noch finden. Wehmütig nehmen wir uns den letzten Dram dieses überragend guten Tastings vor. Ein Signatory Vintage Craigellachie 10y 2012-2023 #900694 67,4% WB 226897 der in der Nase uns mit Liebstöckel und Brühwürfel begrüßt. Es folgen Aromen von Holz und, na klar, Pfeffer. Im Geschmack Karamell, Sherry, Kirsche und ein brutaler Pfeffer. Insgesamt ein weiterer sehr öliger Whisky. Wasser öffnet uns die Werkstatt und sorgt dafür das wir herbe Holznoten bekommen.
Am nächsten Morgen ging es nach einem guten Frühstück weiter. Den Auftakt machte ein Simon Brown Craigellachie 12yo 43% WB 216944. Ein ganz feiner, recht filigraner Vertreter dieser Brennerei. Die Nase war erstaunlich fruchtig, reichlich Getreide, etwas Werkstatt und Öl. Auch am Gaumen startete er sehr fruchtig, mit Pfirsichen, Mirabellen, Birnen, reichlich Pfeffer, zurückhaltendes Getreide und vielleicht eine Spur Ananas. Gehen tut er mit sanft phenolischem Abgang. Ein passendes Fazit wäre für diesen Kandidaten: Ein angeleinter Craigellachie mit Maulkorb... Könnte ein Pudel sein. Hat zwar auch Zähne, tut aber eigentlich nichts. Als nächstes folgte die erste Originalabfüllung: der Craigellachie 13y OA 46% WB 212832. Das ist ein wirklich schöner und beeindruckender Standard, der den Charakter der Brennerei ausgezeichnet wiedergibt. Es folgt ebenfalls ein Standard gleichen Alters gefinisht in einem Bas-Armagnac Fass: Craigellachie 13 Bas-Armagnac Finish, OA, 13 y, 46%, WB 217429. Dieser unterschied sich vom normalen 13er und die Nase zeigte starke Ingwernoten, Citrus, deutlich mehr Pfeffer, sehr frisch. Etwas Ananas. Der Gaumen startet auch recht fruchtig mit reichlich gelben Früchten und dann sagt der Pfeffer mal ordentlich Bescheid. Auch hier wieder ein ganz feiner Malt, dem das Finish ein gewisses Etwas verleiht. Anschließend hieß es, den Signatory Vintage Craigellachie 06/2008 - 04/2017 #900615 49,7% WB 95805 zu begutachten. Der kam direkt mal richtig „dreckig“ daher. Die Nase startete mit Schwefel, Reifengummi, innen wie außen, Abgasen und unten drunter moderner Sherry, etwas Öl, Eisen und Werkstatt. Am Gaumen war der irre süß wie Honig mit Sirup und Zucker, dazu Pfeffer und dunkle Früchte. Der „Dreck“ passte hier ins Gesamtkonzept und der Malt hatte auch was zu bieten. Bevor es in eine wohlverdiente Mittagspause ging, stand noch der Valinch & Mallet Craigellachie 2007 - 2021 13y 54.1% WB 189904 auf dem Prüfstand. Ein würdiger Vertreter, der reichlich Facetten, Ecken und Kanten gespickt mit viel Lakritz, Süßholz und Liebstöckel zu bieten hatte.
Frisch gestärkt mit neuer Energie ging es weiter. Den Auftakt machte ein Cadenhead Craigellachie 14y 51.3% WB 229705. Was einem gleich zu Beginn auffällt. Der ist leicht peaty!? Dazu rostiges Eisen, schöne Sherry Aromen, Pfeffer, nasses, vollgesogenes Holz, Zitrusbrausebrocken. So weit so gut. Auch der Gaumen konnte überzeugen und wir genossen einen leckeren Malt. Der Anteil an „Rauch“ war allerdings für uns beide erstaunlich. Ob das die Fassguajacole waren? Es folgte literal ein exceptional cask: Craigellachie Exceptional Cask Series, OA 25.05.2007 - 03.10.2022 15yo 57.0% WB 226997. Von hinten begonnen: ein unheimlich intensiver und genialer Malt. Die Nase wartet rau und robust, trocken und staubig, dunkel, darunter ein ganz beeriger trockenfruchtiger Sherry, sehr trockener Oloroso und mit reichlich Liebstöckl auf. Am Gaumen offenbart sich reichhaltiger Sherry, absolut sauber und ohne Fehler - ein unheimlich qualitativ hochwertiger Sherry. Einfach ein exceptional cask. Das Fass-Management und der Zugriff auf derart hochwertige Fässer bei Craigellachie ist ohnehin etwas, das zwischen T75 und mir das ganze Wochenende über für reichlich Gesprächsstoff sorgte. Weiter ging es mit Berry Bros. Craigellachie 2006/2021 15yo 61.3% WB 195634. Gemeinsam stöbernd an einem Messewochenende erstanden. Einer aus der Kategorie, die einen ruhig werden lässt, weil man sehr schnell merkt, hier ist etwas Großes im Glas. Pur ist er zu brachial, auch wenn sich bereits die eine tolle Aromatik zeigt. Wasser macht ihn aber kein Stück besser, sondern belohnt einen sensorisch mit immer einer weiteren gelösten Geschmacksschicht. Daran anschließend genossen wir den SMWS 44.176 23.10.2006 16yo 63.3% WB 233689. Passend zum Vorgänger, darf hier großzügig mit Wasser eingestellt werden und man wird mit tollen Sherry-Aromen, Tabak, Weißeiche und einer angenehmen Komplexität belohnt. Es folgte ein etwas schwieriger Kandidat: Hunter Laing Old Malt Cask Craigellachie 2008 14 y, 56,7%, WB 230538.Es ist Jammern auf sehr hohem Niveau, aber so richtig überzeugen konnte uns dieser Dram nicht. Kurze Pause und nochmal stärken.
Nach einer kleinen Pause folgte nun ein weiterer Dram. Diesmal Thomson Bros. Craigellachie 18.05.2009 - 10.2022 13y 50.0% WB 220472. In der Nase haben wir Kuchenteig und Holz. Ein würziger Unterton sowie Ananas und Pfeffer zeigen sich deutlich. Im Hintergrund lässt sich etwas Heu erahnen. Auf der Zunge wieder der typische ölige und würzig-pfeffrige Start. Dieser hier transportiert zu dem noch etwas Holz und Aromen von Butter, die ihn fettig wirken lassen. Leider kein besonders starker Vertreter. Der folgende Dram zeigte aber sogleich wieder eine deutliche Steigerung. Der Murray McDavid Craigellachie 13y French Wine Cask 58,3% WB 235120 zeigt sich in der Nase zunächst verschlossen und fast schüchtern. Zum öligen zeigt sich deutlich Rotwein, Holz und Erdbeere in der Nase. Im Geschmack ein kräftiger Antritt, der viel Pfeffer transportiert, Rotwein und eine dickflüssige dunkle Sauce. Stark. Der ist gleich vom Start weg lecker. Der Abgang ist ordentlich lang und begleitet von Würze und Pfeffer. Wir sind hier zwischen Hochs und Tiefs gefangen. Der folgende Dram Jewish Whisky Company Craigellachie 2005 13 y, 58,1%, WB 147814 fällt gegenüber seinem Vorgänger deutlich ab. Leider. Von diesem Abfüller hatten wir das erste Mal was im Glas und das konnte uns leider nicht überzeugen. Die Nase ist geprägt von schönen Werkstattnoten. Hier zeigen sich nasses Metall und Schwefel sowie saurer Honig. Im Geschmack schlägt der Pfeffer zu. Es folgt unbestimmte Süße, Birne und Eisen. Mit etwas Wasser verkürzt sich der Pfeffer deutlich, was die Süße deutlicher hervorbringt. Aromen von Ananas und Birne sind nun zugegen. Leichter Rauch im Abgang. Da gibt es deutlich stärkere Craigellachies. Der SMWS 44.172 06.11.2002 20yo 56.7% WB 236162 machte heute den Tagesabschluss perfekt. In der Nase feines Lübecker Marzipan, Tabak, Nüsse, Lebkuchen und Amarenakirschen. Mit etwas Zeit zeigen sich Orangen, Honig, Toffee und gezuckerte Kondensmilch. Selten haben wir einen Whisky erlebt der sich so zerlegen lässt. Das macht Spaß. Auf der Zunge ein süßer und cremiger Start mit sanften Pfeffer. Die bittere Eiche lässt ihn leicht säuerlich und trocken im Abgang zurück. Wasser tut ihm nicht gut. Pur ist er grandios.
Endlich Freitag. Man kann das Knistern in der Luft – gefüllt mit Vorfreude und Entdeckergeist – förmlich hören. Und dann geht es auch endlich los. Wir starten „traditionell“ mit einem Blend. Den Auftakt zum Symposium macht der Turntable Track 3 46% WB 230177. Ein schmeichelnder, moderner Sherry begrüßt uns mit einen sanften Spur Grain. Der Anteil an Craigellachie liegt hier bei 42%. Am Gaumen zeigt er sich vollmundig, Sherry-betont, dazu recht pfeffrig und eichig. Er geht stark adstringierend. Nicht sonderlich komplex, aber schmackhaft und ohne es zu wissen offenbarte sich uns das Haus Craigellachie bereits… Nun folgten bis zum Sonntag nur noch reine Single Malts. Als nächstes untersuchten wir Signatory Vintage Craigellachie 2009 13y, 46%, WB 222636. Ein schöner Vertreter, der in der Nase mit Malz, Citrus, alter Werkstatt, Rumrosinen, Kriechöl, nassem altem leicht rostigem Metall, Säure und Erde aufwartete. Am Gaumen zeigte sich reichlich Pfeffer, trockener Sherry und erstaunlich viel Holz. Wasser beeindruckt den Malt recht wenig, er wird am Gaumen noch trockener und holziger (nicht negativ gemeint). Ein schöner Einstieg. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten – Wasser wird im Verlauf des Wochenendes eine ganz zentrale Rolle spielen. Wir konnten uns an kein Tasting erinnern, an dem wir große Wasserkrüge (zum Verdünnen) mehrfach nachfüllen mussten und wir haben uns keinen Krug geteilt… Als nächstes folgte ein Craigellachie der Gebrüder Thomson: Thomson Bros. Craigellachie 2012 - 2023 11y 50.0% WB 234237. Die Nase bot: Birne, Äpfel, Malz, Citrus, etwas "unsauber" vom Charakter, mit Lösemitteln, Werkstatt, Banane, überreife gezuckerte Ananas, würziger Unterton, Leinölfirnis. Mit Wasser löste sich etwas Acryl, Plastik und man vernahm einen robusten „Highland Malt Style“. Am Gaumen zeigt sich crispy Malt, zerbissenens Getreide und natürlich reichlich Pfeffer. Der Dram bietet eine tolle Nase, kann aber leider am Gaumen nicht ganz mithalten, aber keineswegs ein schlechter. Wirkliche Ausfälle hatten wir dieses Wochenende nicht, jedoch durften wir noch deutlich imposantere Drams erkunden. Nun durfte der Alambic Classique Craigellachie 2006 - 2021 15yo 53.1% WB 208523 was in ihm steckt. In der Nase zeigten sich Birne, Banane, Apfel, Brombeere, Malz, Citrus, Honig, leichte Würze mit Kumin, Menthol, sehr getreidig, alte Werkstatt, Eisen, Vanillepudding und auch ein wenig Ananas. Am Gaumen konnten man ihn kurz mit sehr intensivem Malt betiteln und geschmacklich auf Honig mit schwarzem Pfeffer „reduzieren“. Der Abgang wie offenbar für Craigellachies üblich sehr lang. Ein Malt bei dem man mit „wenig“ sehr weit kommt: er möchte erobert und entdeckt werden. Nun folgte ein wahres Schwergewicht. Nicht was die Prozente anging, sondern auch was hier im Glas abgeliefert wurde. Whisky Illuminati Craigellachie 2008 7y, 67,9%, WB 135547. In der Nase Walnüsse, alte Holzwerkstatt, frisch geschnittenes noch sägewarmes Holz, Holzleim, unheimlich tiefer schöner und saftiger Sherry. Eine tolle Bittere und das obligatorische Eisen. Am Gaumen ein perfektes modernes Sherry-Potpourri. Dann zeigte der erste Society Kandidat sein Können. Es trat in den Ring: SMWS 44.109 2002 16yo 56.3% WB 130162. Ein guter und vor intensiver Sherry-Malt, der zwar schwer greifbar ist, aber reichlich Potenzial bietet und mit einer tollen Aromatik an Gaumen und Nase aufwarten kann und einem ewig langen Abgang. Als vorletzten Malt des Freitagabends stand nun der Brave New Spirits Craigellachie 14y 1st Fill Pacherenc Barrique 52,3% WB 222760 vor der Jury. Ein Wein-Finish ist immer eine, sagen wir mal „spannende“ Sache. Hier geht das Experiment gut und liefert einen Malt mit hervorragendem Wein-Finish, sehr langsam zu trinken, aber auch sehr gut. Das langsame Trinken ist dem Charakter von Craigellachie geschuldet. Das ist kein lieblich fruchtiger süffiger mild and mellow Speysider. Craigellachie ist anders und lädt zum Auseinandersetzen und Erkunden ein. Wer bereit ist sich darauf einzulassen, wird mehr als belohnt. Den schönen Abend ausklingen liegt das prozentemäßige Flaggschiff des Wochenendes: Signatory Vintage Craigellachie 2012 10 y, #900699, 68,4%, WB 229680. Ein rauer Drecksspatz, mit destilliertem Liebstöckel, Austernsoße und salzigem Oloroso Extrakt am Gaumen. Wer Oloroso Sherry kennenlernen möchte, ist hier perfekt bedient. Ein imposanter Vertreten mit dem wir uns noch eine Zeit beschäftigten, bis wir schließlich den Freitag „beendeten“.
Historie: Im zauberhaften Jahr 1891 erstand im Herzen der Speyside die Craigellachie-Glenlivet Destillery Company und eben diese bezaubernde Brennerei, die seitdem eine fesselnde Geschichte birgt. Mit Gründern wie Alexander Edward und dem charmanten Peter Mackie (Möge er in Frieden ruhen, † 1924), der die Geschäfte seines geliebten Onkels James Logan Mackie fortführte - dem Meister hinter dem berühmten Blend Whisky "White Horse", dessen wunderbarer Basismalt in der Destillerie Craigellachie hergestellt wurde.
Der talentierte Architekt Charles Doig setzte sein Können ein und schuf ein architektonisches Juwel, das die Augen zum Leuchten bringt. Die ersten köstlichen Tropfen flossen schließlich 1898 aus den Stills.
Einige Jahre später, im Jahr 1916, wurde die Brennerei von der renommierten Mackie & Company Distillers Ltd. übernommen - den stolzen Besitzern des geliebten White Horse. 1927 ging die White Horse Distillers dann in den Besitz der angesehenen Distillers Company Limited (DCL) über, und damit begann ein neues, glanzvolles Kapitel für Craigellachie.
1930 wechselte die Destillerie Craigellachie in den liebevollen Besitz der Scottish Malt Distillers (SMD), die sie mit ihrer Hingabe weiterentwickelten. In den folgenden Jahren wurde die Brennerei 1964 liebevoll renoviert und die Anzahl der Stills auf vier erweitert, was ihre Kapazität und ihren Zauber noch weiter steigerte.
Nicht nur die Geschichte dieser Destillerie ist beeindruckend, sondern auch die Quelle ihres kostbaren Wassers. Es stammt aus den reinen Quellen des Blue Hill, früher bekannt als Little Conval Hill, und verleiht dem Whisky seine besondere Reinheit und Finesse.
Das Malz, das für die Herstellung dieses erlesenen Whiskys benötigt wird, wird sorgsam von den talentierten Meistern der United Distillers-Maltings in Roseisle und Burghead bezogen, um die höchste Qualität zu gewährleisten.
In der Brennerei selbst wird mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. Ein glänzender Maischbottich aus Edelstahl mit einem Fassungsvermögen von 9 Tonnen ermöglicht die sorgsame Zubereitung des Malzes. Acht beeindruckende Gärbottiche mit je 45.000 Litern Fassungsvermögen bilden das Herz der Gärung, die dem edlen Whisky seine charakteristische Note verleiht.
Die Destillation, ein wahrer Akt der Kunst, findet in zwei prachtvollen wash stills (jeweils 28.185 Liter) und zwei spirit stills (ebenfalls je 28.185 Liter) statt. Diese Kupferstills, die behutsam mit Dampf erhitzt werden, veredeln den Destillationsprozess und schaffen den Grundstein für den einzigartigen Geschmack und das herrliche Aroma des Craigellachie Whiskys.
Im Jahr 1987 fand diese außergewöhnliche Brennerei schließlich ein neues Zuhause bei den United Distillers & Vintners (UDV), die stolz auf ihre Tradition und Geschichte aufpassten. Später, im Jahr 1998, wurde sie liebevoll an Bacardi Martini weitergegeben, wo sie bis heute mit Leidenschaft und Stolz weiterblüht - ein Schatz, der die Herzen von Whiskyliebhabern auf der ganzen Welt höherschlagen lässt.
Gegenwart: Man schreibe das Jahr 2023. Mein Freund @T75 und ich sind mal eben dienstlich rüber nach Scotland und lassen uns an einem entspannten Samstagvormittag von unserem Mietwagen ein wenig die Speyside zeigen… Als unsere Augen den Wegweiser zur Glenfiddich Distillery entdecken. Also stramm links abgebogen und rein ins „kurvige Tal“. Da tauchte unverhofft links von uns die Craigellachie Distillery auf. „Anhalten?“, „Anhalten!“. Und rauf aufs Gelände, geparkt und direkt von einem sehr freundlichen vor Enthusiasmus sprühenden Guide aufgelesen worden. „Hi guys! Are you here for the tour? “, „Um, no. We just happened to be passing by.” Er entschuldigte sich, dass er uns keinen Slot mehr für die Touren anbieten kann, alles ausgebucht. Dabei wollten wir doch nur kurz das Gelände bestaunen… Egal, die Tour hat er uns quasi trotzdem auf dem Hof gegeben, uns sogar fast noch bedrängt das Distillery Only Bottling mitzunehmen – probieren ging nicht. Wir haben ein paar liebevoll ausgeschmückte, anekdotische Geschichten über Craigellachie gehört und dass sie quasi seit X Generationen in der Hand einer Familie ist, die den Job immer an den nächsten Sohn weitergibt. Zudem sagte der Guide noch, dass Craigellachie einen besonderen Stil habe, den Alfred Barnard in den 1890er Jahren bereits als „old school“ betitelte…
Komplett zufrieden und glücklich stiegen wir wieder mit reichlich arbeitenden Gedanken zurück in unseren Bentley und fuhren nach… Genau! Aberlour! Denn unser ursprünglicher Plan mit Glenfiddich war komplett gelöscht. Die informative Druckbetankung des sehr freundlichen Mitarbeiters resette uns mental einmal komplett, was später, als wir von Aberlour wieder wegfuhren und wir beide unabhängig voneinander feststellen „Und was ist mit Glenfiddich?“, zu reichlich Gelächter samt Tränen in den Augen führte.
Als einzig folgerichtige Konsequenz unseres Erlebnisses blieb uns beiden nicht viel anderes übrig, als sich einmal ausgiebig mit dieser Perle der „alten Schule“ zu befassen. Genau dieses wollen innerhalb dieses Beitrags schriftlich festhalten. Wir haben dazu ja bereits im "Im Glas"-Thread einen Überblick gegeben. Hier wollen nun das gesamte LineUp samt kurzen Geschmackseindrücken widergeben.