Zitat von K915 im Beitrag #779Hat jemand von euch den neuen 21er Glenlivet probiert und kann seinen Eindruck im Gegensatz zum 21er Archive erzählen? Sind die nun sehr unterschiedlich?
@pianoman vielleicht...
@K915 Die sind schon unterschiedlich. Der neue stammt nicht nur aus Sherryfässern, sondern auch aus Port- und Cognacfässern, und diese Art von Fruchtigkeit schmeckt man m.E. auch. Der Archive wirkt filigraner, etwas „reifer“ (edler?). Ich finde beide sehr lecker, wobei der Archive die Nase leicht vorn hat (zumindest das Batch 0612K).
Laphroaig 10Y Cask Strength 57,2% Batch 005 WID:42205 Aroma Kohlenrauch. Bahnschienen. Gebackene Banane mit Honig. Vanille. Leder. Frisch gemahlener Kaffee. Geschmack Cremig. Ruß, angebranntes Fleisch. Zitronenpfeffer. Vanille. Limettenschale. Etwas Terpentin und Asche. Fazit Der ist schon toll. Gehaltvoll und ein bisschen "giftig" (Terpentin), wie ich es bei etwas älteren Laphroaigs in Erinnerung habe.
Laphroaig 10Y Cask Strength 58,5% Batch 016 WID:237030 Aroma Desinfektionsmittel. Leichter phenolischer Rauch. Dahinter Orangenlimonade, Honig und Zitronenthymian. Kohlenglut. Salbei. Geschmack Orangenbonbons. Etwas Pfeffer. Ruß und Rauch. Kastanienhonig. Vanilleeis mit Karamellsauce. Etwas Wodka. Asche. Fazit Im Vergleich zu 005 weniger rauchig, dafür mit mehr Desinfektionsmitttel. Man könnte auch sagen, der Alkohol scheint etwas mehr durchzukommen. Auch der ist sehr lecker, wenn auch diesmal der Zweitplatzierte.
Glenfiddich 15Y 54,1% mit Dank an @Saftkenner Handbottled at Visitor Center 2011 WID:24342 Aroma Gelbe Äpfel, Birnen, Mandarinen. Vanille. Marzipan. Getrocknete Minze. Zitronenabrieb. Getreidefeld. Alte Werkbank. Geschmack Cremig, würzig. Apfelkuchen, Sultaninen. Weiße Schokolade. Etwas Pfeffer. Haferkekse. Walnuss. Ein Hauch Salbei. Fazit Richtig gut! Und sehr spannend, einmal einen unverdünnten Vertreter dieser Brennerei zu probieren -- allzu viele findet man ja nicht davon. Zum Traumstoff fehlt mir zwar irgendetwas (vllt. etwas mehr Frucht im Geschmack, da wirkt er schon recht getreidig und würzig-pfeffrig), aber das ändert nichts am sehr guten Gesamteindruck.
Aroma Stechend. Alkohol, Schwarzkirschen, Pflaumenmus. Alter Holzschuppen. Glühendes Metall. Trockene Erde. Geschmack Scharf. Pflaumen. Chili. Etwas Schokolade und Erde. Morsches Holz. Kirschwasser. Fazit Pur ist er mir deutlich zu scharf, auch mit ein paar Tropfen Wasser ändert sich m.E. erstmal nicht viel. Mit etwas mehr Wasser wird er schnell "lasch", der Whisky zerfällt und wirkt "breiig". Die optimale Wassermenge scheint mir ein sehr schmaler Bereich zu sein -- und schwer zu treffen, zumindest für mich. Unterm Strich bietet der einige Lecker-Aromen und wirkt nicht mit Sherry überladen. Die morschen Holznoten sind wahrscheinlich Geschmacksache, mich stören sie nicht, sie geben dem Ganzen eher sogar etwas Charakter. Gefällt mir, aber begeistert mich jetzt auch nicht.
Zitat von pianoman im Beitrag #745Ich schleiche ja um den Lacquy 1997 und den Baraillon 1988 herum. Kann die bitte mal jemand kaufen (wohl nur noch jeweils eine Flasche)? Danke.
Aroma Trockenobst, Pflaumenmus, etwas Zimt. Alter Holzschuppen. Etwas frisch gemahlener schwarzer Pfeffer. Entfernt Räucherstäbchen. Geschmack Cremig. Pflaumen, Himbeeren, Waldhonig. Eine Spur Steakpfeffer. Orangenabrieb. Datteln, Feigen, dunkle Schokolade, Espresso. Fazit Ein Vergnügen. Nicht ganz so dunkel wie der 1982er (sowohl farblich als auch geschmacklich), aber sehr Baraillon-typisch. Wunderbar.
Aroma Sehr dicht und edel. Cremig-ölige Holznoten, ohne "holzig" zu sein. Altes Fachwerkhaus. Feuchte Erde. Eingetrockneter Kirschsaft. Liebstöckel. Leder. Schwarztee. Lakritz. Geschmack Ölig. Kirschen, Schokolade, Leder, Kaffee. Lakritz, antikes Holz. Schwarztee und getrocknete Orange. Zum Ende leicht staubig-rauchig. Fazit Großartigst.
Typ: Bas Armagnac Produzent: Domaine de Baraillon / Famille Claverie Jahrgang: 1967 Abfülljahr: 2021 Alter: ca. 54 Jahre Alkohol: 42%vol Preis: ca. 240-270 EUR (2023)
Beim Whisky Kingdom gibt es mit den Code f4ssst4rk heute noch 10% Rabatt auf alle Armagnacs. Darunter sind viele sehr schöne Baraillons zu ziemlich guten Preisen.
@oliver04 Ich habe noch ein paar weitere offene Flaschen abseits der Sampleliste und kann nachher gerne mal schauen, was man da zusammenstellen könnte. Würde mich dann per PN melden.
@pianoman Wie sollte es auch anders sein: Bellair halt.
@matts Ja, das ist wohl meine Top-Domaine von Darroze. Davon sollte man immer mindestens einen offen haben. Wenn der 70er leer ist (was bald der Fall sein dürfte), mache ich wahrscheinlich mal wieder ein 67er auf. Another one of the best.
Damit sind wir am Ende der offiziellen Auswertung des Experiments. Ich hoffe, es hat für Genuss, Spaß und auch ein paar interessante Erkenntnisse gesorgt. Feedback ist jederzeit willkommen. Und natürlich dürfen gerne weiterhin Kommentare gepostet und Diskussionen weitergeführt werden.
Vielen Dank an alle Teilnehmer fürs Mitmachen -- ohne Teilnehmer kein Experiment! Mir haben Planung, Durchführung und Auswertung jedenfalls sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank!
Zum Abschluss nun noch ein paar Ergebnisse für bestimmte Teilnehmergruppen, um dem Einfluss des Backgrounds auf die Wahrnehmung und Bewertung unter die Lupe zu nehmen. Basierend auf den Daten des Vorab-Fragebogens bilden wir folgende Gruppen: - Gruppe "Meiste Weinbranderfahrung": Teilnehmer mit der größten Armagnac und/oder Cognac Erfahrung (ermittelt anhand der Summe V.1+V.2). Diese Gruppe besteht aus 6 Teilnehmern, die eine "Erfahrungssumme" von 3 oder 4 aufweisen (höhere Werte gab es nicht). - Gruppe "Meiste Whiskyerfahrung": Teilnehmer mit der größten Whiskyerfahrung (V.3=5). Diese Gruppe besteht aus 6 Teilnehmern. - Gruppe "Bourbon": Teilnehmer mit der höchsten Affinität für Whiskys aus dem Bourbonfass (V.4=5). Diese Gruppe besteht aus 5 Teilnehmern. - Gruppe "Sherry": Teilnehmer mit der höchsten Affinität für Whiskys aus dem Sherryfass (V.5=5). Diese Gruppe besteht aus 9 Teilnehmern.
Gruppe "Meiste Weinbranderfahrung"
[[File:Qualitaet_WeinbrandErf.PNG|none|auto]]
Zunächst fällt auf, dass in dieser Gruppe B und C am besten bewertet wurden. A folgt dahinter, D fällt im Vergleich deutlich ab.
[[File:Trefferquote_WeinbrandErf.PNG|none|auto]]
Die Trefferquote beim Tippen des Weinbrandtyps war in dieser Gruppe im Vergleich zur Gesamtgruppe höher. Mit zunehmender Erfahrung lassen sich Armagnac und Cognac blind besser unterscheiden, was keine große Überraschung darstellt.
Was die Qualität angeht, wurde Cognac von dieser Gruppe etwas höher bewertet als Armagnac. Die Differenz fällt etwas größer aus als im gesamten Teilnehmerfeld.
Die Teilnehmer mit der stärksten Bourbonfassaffinität haben Cognac besser bewertet als Armagnac. Das spricht für die These "Bourbonfans bevorzugen eher Cognac".
Gruppe "Sherry"
[[File:Qualitaet_Vergleich_Sherry.PNG|none|auto]]
Anders verhält es sich für die Gruppe "Sherry". Teilnehmer mit der höchsten Sherryfassaffinität haben Armagnac besser bewertet als Cognac. Auch hier scheint sich die These zu bestätigen "Sherryfans bevorzugen eher Armagnac".
Wahrnehmungsprofile für die einzelnen Gruppen
Abschließend und ohne zu sehr ins Details zu gehen werfen wir einen Blick auf die Wahrnehmungsprofile für die einzelnen Gruppen.
Die Profile sind grundsätzlich dahingehend ähnlich, dass alle Gruppen mehr helle Frucht und weniger Gewürze und Holz in Cognac wahrgenommen haben als in Armagnac. Die Profile für die Gruppen "Meiste Weinbranderfahrung", "Meiste Whiskyerfahrung" und "Sherry" scheinen am ähnlichsten, bei der Gruppe "Bourbon" fällt auf, dass die Profile für Armagnac und Cognac sich am meisten unterscheiden -- hier scheint das "Wahrnehmungsdelta" am größten.
Jetzt will ich euch nicht länger auf die Folter spannen und verraten, welche Tropfen sich hinter A, B, C und D verstecken. Und zwar kurz und schmerzlos...
[Trommelwirbel]
A: Cognac Vallein Tercinier Hors d'Age 42%, Mindestalter 40 Jahre (ca. 90 EUR) B: Bas Armagnac Baraillon 1983/2019 42%, berechnetes Alter 35 Jahre (ca. 110 EUR) C: Cognac Navarre Vieille Reserve 45%, Alter 35-50 Jahre, gewertet somit 35 Jahre (ca. 110 EUR) D: Bas Armagnac Darroze 1989/2021 Domaine de Salié 50%, Alter 32 Jahre (ca. 105 EUR)
[[File:Auflösung.jpg|none|auto]]
Wichtig war mir bei der Auswahl, dass alle vier Weinbrände "typische" Vertreter ihrer Art sind, eine gehobene Qualität mitbringen und untereinander nicht zu ähnlich wirken. Zudem sollten die Abfüllungen ein möglichst ähnliches (und "reifes") Altersniveau aufweisen, um bzgl. dieses Parameters eine gewisse Vergleichbarkeit zu haben. Beispielsweise wäre mir bei einem 8-jährigen Armagnac und einem 60-jährigen Cognac (oder andersherum) das Risiko zu groß gewesen, dass der Parameter "Alter" dominiert und der Parameter "Weinbrandtyp" (um den es ja eigentlich gehen soll) in den Hintergrund rückt.
Wie zu Beginn schon geschrieben, kann eine solche Auswahl niemals repräsentativ sein. Ich hoffe dennoch, dass es mir damit gelungen ist, eine gewisse Bandbreite abzudecken.
Ganz abgeschlossen ist die Auswertung damit noch nicht -- in den nächsten Tagen (vllt. morgen Abend?) folgen dann wie angekündigt noch ein paar (wie ich finde) sehr interessante Ergebnisse für bestimmte Teilnehmergruppen (d.h. abhängig von deren Background).
Für heute soll's das aber von meiner Seite gewesen sein... einen schönen Abend!
Dann lüften wir mal das Geheimnis, bei welchen Samples es sich um Armagnac handelt und bei welchen um Cognac.
Einige haben es schon richtig vermutet:
- Bei A und C handelt es sich um Cognac. - Bei B und D handelt es sich um Armagnac.
Das bringt uns zur Frage, wie gut dies erkannt wurde.
[[File:Trefferquote.PNG|none|auto]]
Am besten wurden A (als Cognac) und D (als Armagnac) erkannt, und zwar mit Trefferquoten von 75% bzw. 67% und somit besser als ein Münzwurf.
Was die Wahrnehmung angeht, sehen die aggregierten Profile für Armagnac und Cognac sehen wie folgt aus.
[[File:Wahrnehmung_Vergleich.PNG|none|auto]]
Bzgl. dunkle Frucht und Intensität bewegen sich Armagnac und Cognac auf demselben Niveau. In Cognac wurde (wie vermutet) mehr helle Frucht erkannt, in Armagnac mehr Gewürze und Holz.
[[File:Qualitaet_Vergleich.PNG|none|auto]]
Die Qualität wurde recht ähnlich eingeschätzt, wobei Cognac im Gesamtbild die Nase einen Hauch vorn hat.
Beim geschätzten Alkoholgehalt lassen sich keine Auffälligkeiten feststellen. Die Schätzungen waren in beiden Fällen sehr nah am tatsächlichen Wert, für Armagnac im Mittel 0,52 Prozentpunkte höher (46,52% gegenüber 46%), für Cognac um 0,94 Prozentpunkte niedriger (42,56% gegenüber 43,5%).
[[File:Alter_Vergleich.PNG|none|auto]]
Das Alter wurde beim Armagnac mit 22,46 Jahren höher geschätzt als beim Cognac mit 17,5 Jahren. Im Vergleich zum tatsächlichen Alter wurde Armagnac somit rund 11 Jahre jünger geschätzt, Cognac ganze 20 Jahre. Wie zuvor bereits geschrieben, könnte das an den stärker wahrgenommenen Gewürz- und Holznoten liegen. Da die Armagnacs im Mittel jedoch nicht älter waren als die Cognacs, sondern sogar 4 Jahre jünger, könnte man hier über die Auswirkungen der unterschiedlichen Destillationsverfahren spekulieren. Einfachdestillation (Armagnac) hinterlässt mehr Würze und Schwere im Rohbrand, die bei der Zweifachdestillation (Cognac) evtl. mehr "herausgefiltert" werden -- und möglicherweise Einfluss auf das "wahrgenommene Alter" haben. Was meint ihr?
Heute Abend gibt's dann die Auflösung, welche Abfüllungen ihr im Glas hattet.
Und bzgl. des Einflusses des "Backgrounds" (Erfahrung mit Armagnac und Cognac, Vorliebe für Bourbon- und Sherryfässer) zeichnen sich ein paar interessante Erkenntnisse ab. Da bin ich aber noch nicht sicher, ob ich das heute noch schaffe.
Nun zu den Kategorien Qualität, Alkoholgehalt und Alter.
[[File:Qualitaet.PNG|none|auto]]
Für alle Samples wurde die Gesamtqualität im Mittel im Bereich zwischen 3 und 4 Punkten bewertet. Aroma und Geschmack bewegen sich auf demselben Niveau. Am besten wurde C bewertet (3,67), gefolgt von B (3,46) und D (3,13). Das Schlusslicht bildet A (3,04).
[[File:Alkoholgehalt.PNG|none|auto]]
Der Alkoholgehalt wurde recht gut geschätzt. Die größte Abweichung gab es bei B, hier wurden durchschnittlich 45% geschätzt, der tatsächliche Alkoholgehalt liegt bei 42%. Am besten wurde A geschätzt mit durchschnittlich 42,25% gegenüber tatsächlichen 42%. A und B wurden im Mittel etwas "zu hoch" geschätzt, C und D etwas "zu niedrig".
[[File:Alter.PNG|none|auto]]
Beim geschätzten Alter gab es durchweg große Abweichungen im Vergleich zum tatsächlichen Alter -- und zwar "nach unten". Am jüngsten wurde A geschätzt (15,08 Jahre), am ältesten B (23,42 Jahre), wobei selbst B noch ganze 11,5 Jahre "zu jung" geschätzt wurde. Die größten Abweichungen gab es bei A und C (rund 25 bzw. 15 Jahre "zu jung" geschätzt) -- interessanterweise wurde hier auch am wenigsten Gewürze und Holznoten wahrgenommen (siehe oben). Möglicherweise wurden diese Noten in erster Linie mit Alter bzw. Fassreifung in Verbindung gebracht (was @Haddock für sich ja schon angedeutet hat).