Sofort bekomme ich fetten Sherry in die Nase. Rosinen, Brombeeren, gleichnamiges Gelee. Etwas Leder und gezuckerte Johannesbeeren. Die beerige Säure kämpft - ein zu hartes Wort - mit honig-süßen Rosinen um die Vorherrschaft. Streiten, wetteifern trifft es besser. Zimtrinde in süß-sauer eingekochtem Kürbis. Etwas Herbales, dass ich nicht greifen kann. Zimtrinde in Kirschensuppe. Gekochte Schokolade. Der Samplelegastheniker in mir ruft nach einer Großflasche, aber nicht zu dem Preis.
Nach dieser eleganten, vielschichtigen Nase bin ich gespannt, was er am Gaumen kann. Mit eleganter Peppigkeit tritt er an. Nicht wirklich cremig, aber elegant geschmeidig kleidet der Morti den Mundraum aus. Trotz der anfänglichen Saftigkeit werden die Zähne schnell stumpf und Trockenkeit trifft die Wangeninnenseiten. Fruchtige Würze und wieder Zimt, Zimtstaub. Auch die roten Beeren melden sich wieder zu "Geschmack", so, als wenn du einen Löffel mit Brombeermarmelade abschleckst und dann mit Milchkaffee nachspülst. Die Trockenheit nimmt zu und leitet den mittellangen Abgang ein, der nun durch die Holzaromen dominiert wird. Zimt und Kirschkerne, ein wenig Sägewerk/ Schreinerei. Aromatischer, herber Staub verblasst allmählich.
Fazit: Ein spannender, vielschichtiger Tropfen, der nach mehr verlangt, aber nicht zu diesem Preis. Hat Spaß gemacht. Die Brom-/ Johannesbeernote zieht sich mit einem zarten Zimtaroma durchs Tasting. Elegant, gentle, aber nicht langweilig kommt der Morti daher.
Ich bewerte Ihn mit gut (88).
„Whisky, like a beautiful woman, demands appreciation. You gaze first, then it´s time to drink.“