So, endlich bin ich dazu gekommen diesen wunderbaren Malt ausgiebig zu probieren! Ich habe ihn schon mal bei einem privaten Tasting im Glas gehabt, allerdings schon einige andere Malts vorweg genossen.
Nase: WOW! Die erste Nase haut einen um. Fruchtig rauchige martime Noten. Viele süße cremige Noten mischen sich dazu. Dazu kommen im Hintergrund leichte Schoko-Töne und Kaffeearomen. Man möchte eigentlich die Nase nicht mehr aus dem Glas nehmen. Wahnsinn! (92/100)
Geschmack: Im ersten Moment zeigen sich kurz die 49,5% aber verschwinden auch schnell wieder. Ein Früchtekompott aus hellen und dunklen Früchten. Hinten raus immer trocken werdener, viel Eiche und Aromen von sehr dunkler Schokolade. Mir fast ein wenig zu trocken. Dennoch ein Gaumenschmauß, wenn auch ein wenig die Komplexität und Tiefgang fehlen. (88/100)
Abgang: Ein mittellanger trockener Abgang der meinen Geschmack nicht zu 100% trifft. Ich glaube aber viele Andere sehen das anders und lieben diesen fast "staubigen" und holzigen Abgang. (87/100)
Bewertung: Puhhhh.. Insgesamt habe ich mir ein bisschen mehr versprochen und hatte ihn noch etwas fruchtiger und vanilliger in Erinnerung. Die Nase ist fantastisch und auch der erstre Kontakt mit dem Gaumen ist super. Umso länger er im Mund bleibt, desto weniger mag ich ihn. Im Großen und Ganzen ein toller Malt, wenn auch total überteuert. Wer ein Sample ergattern kann sollte dies auch tun. (88/100)
Bruichladdich 1990/2017 Rare Cask Series (WID 106401)
Farbe: Mahogany
Nase: Mit schönen Legs läuft der Tropfen am Glasinnenrand herunter. Gediegene Sherryaromen liegen in der Luft. Mit einem Hang zum Weinigen spielen saftige Rosinen, Trockenfeigen, Datteln, dunkle Pflaumen, reife Brombeeren und dunkle Kirschen in Begleitung von etwas Zimt und Majoran gekonnt die Sherry-Tonleiter. Dazu gibt es dunkle Schokolade, Kakao und leckere Röstaromen von Hasel- und Walnüssen sowie Mandeln. Unterschwellig schwingen etwas Leder, schwarzer Kaffee und ein Hauch Möbelpolitur mit. Im Hintergrund lassen sich Orangen, angeratschte Streichhölzer und altes trockenes Eichenholz erahnen. Der Alkohol ist wunderbar eingebunden und die Intensität lässt keine Wünsche offen. Saftig-lebhaft changieren die einzelnen Komponenten in der Nase und ich freue mich auf den ersten Schluck.
Mund: Ölig und vergleichsweise klar trifft der Tropfen auf die Zungenspitze. Was dann folgt, ist überraschend scharf. Orangenschalenabrieb, angeratschte Streichhölzer, bemerkenswert viel Pfeffer und Ingwer kommen überaus würzig und ungestüm daher. Die leckeren Trockenfrüchte aus der Nase drängen sie beim ersten Schluck leider fast vollständig in den Hintergrund. Ansonsten dominieren auf der Fruchtseite reife, schwarze Sauerkirschen mit hoher Fruchtsäure. Dazu gibt es dunkle Schokolade, etwas Kakao und eine recht ausgeprägte Veilchennote, die mit der Anzahl getrunkener Schlucke leider immer stärker wird. Ganz unabhängig davon, dass diese Mischung meinen persönlichen Geschmack nicht so ganz zu treffen vermag, wirkt das geschmackliche Gesamtbild fast schon ein wenig unharmonisch. Würzig und nach wie vor mit viel Sauerkirschen geht es außerdem unter der Regie von etwas verzagt wirkendem Eichenholz recht schnell ins Finish. Will heißen, auch die Geschmacksentwicklung hätte gerne etwas länger sein dürfen.
Abgang: Der Abgang ist mittellang bis lang und hält keine allzugroßen Überraschungen mehr bereit. Dunkler Sauerkirschsaft und ein intensiver Veilchennachgeschmack dominieren durchweg. Begleitend entwickelt die Eiche einen etwas trockeneren Holzgeschmack und zu der auch im Finish präsenten dunklen Schokolade mit hohem Kakaoanteil gibt es ganz zum Schluss ein paar versprengte Bittermandeln und einen Hauch Espresso.
Charakter: Eine weinige Abfüllung, die geschmacklich von viel Pfeffer und Ingwer, dunklem Sauerkirschsaft und intensiven Veilchen dominiert wird. Angesichts des hohen Alters bemerkenswert unharmonisch und ruppig. Nur die Nase zeigt die Schönheit und Komplexität, die ich mir für die Abfüllung durchgängig gewünscht hätte.
Bewertung: Angesichts des im Vergleich zur Nase deutlich abfallenden Geschmacks und Finishs gibt es von mir ein wenig enttäuscht runde 88 Punkte.