Geruch: Heu, Gras, mit der Zeit kommt so eine leichte Süße unreifer Marillen. Erika auf einer trockenen Wiese. Schlussendlich meldet sich der Rauch eines sanftes Feuers aus Wiesenheu und Kräutern. Zitronenfrische. Schon verführerisch.
Geschmack: In den Mundraum kommt der Inselmalt mit ordentlich Rauch, der nun leicht ins Medizinische geht. Salzgischt folgt -- nicht umsonst liegt Orkney fast gegenüber von Wick. Die Kräuter kommen später dazu, das Heu. Die leicht feuchte Wiese und die Fruchtigkeit gerade noch unreifer Marillen sind lange nicht so präsent wie in der Nase.
Abgang: Im mittellange Ausklang ist dieser Orkney-Malt wie am Gaumen ein Ping-Pong der Rauch-, Wiesenheu- und Kräuteraromen.
Fazit: Das ist den ersten Erfahrungen nach ein absoluter Riech-Malt. Großartig. Wiese und Heu treffen auf Strand und Meeresbrandung. Am Gaumen und im Abgang wird der Inselmalt noch würziger. Den "signature dried fruite character of a Sherry butt" wie auf der Flasche beschrieben, kann ich nicht finden. Insgesamt ein 90-Punkte-Vergnügen.
Mit ein paar Tropfen Wasser wird der Orkney-Malt in der Nase gar nicht so sehr anders (ein wenig hell-fruchtiger vielleicht), allerdings ist die noch nicht ganz reife Marille am Gaumen sofort präsent, ehe auch im Mundraum wieder die Wiesenkräuter und der Meeresstrand das Kommando übernehmen. Ein paar Tropfen Wasser tun dem Malt m.E. ganz gut, er wird am Gaumen und im Abgang etwas vielfältig-klarer.|addpics|etv-9p-d6d3.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
Nase: Zarte Rauchnote, cremige, honigartige Süße mit Salz - frische Meeresgischt in blühender Heide, mit hervorragend eingebundenem Alkohol. Trockener Kiefernwald mit reifer Ananas on top.
Geschmack: Sahnig mit deutlichen Rauchanteilen, gleichzeitig schöner Süße von reifsten Zitronen mit frisch aufgeschnittener Vanilleschote
Abgang: Rauch und Fruchtaroma wandeln sich nahtlos in deutliche Würze mit etwas harziger, ingwerartiger Schärfe
Fazit: Das ist mal ein volljähriger HP mit allem was dazu gehört! Stellt die 18jährige OA vollends in den Schatten, nicht nur wegen der Alkoholstärke (die beinahe erschreckend gut eingebunden ist, so dass bei meinem Sample gar keine Lust auf Wasser aufkam), sondern einfach wegen der intensiven Aromen, die wohl auch durch eine sehr gute Fassauswahl und umsichtiger Reifung zustande gekommen sind. Ein bemerkenswerter Spitzenwhisky, der für mich Kaufkandidat für eine Großflasche geworden ist, die ich jetzt übrigens gerade teile... nudge-nudge, wink-wink...