Das polierte Gold des Aultmore 21 bildet nur zögerliche Beinchen an der Glaswand, erst langsam bilden sich zähe Tropfen, aus denen dünne Spinnenbeinen entstehen. Das Aroma reifer grüner Äpfel, frisch aufgeschnitten, tropische Früchte von Mango bis Honigmelone, die intensive Süße von Feigen und gerade abgekühltem Pflaumenkuchen und Orangenmarmelade nehmen die Nase in Beschlag und kitzeln sie zeitgleich mit einer alkoholisch-scharfen Würzigkeit von Holzpolitur auf einem Walnusstisch, japanischem Heilpflanzenöl, Tabakblättern – oder doch eher grünem Tee? – Hafer, duftendem Flieder und einem frisch abgezogenen Pflaster.
Frisch, bitter und ein wenig ölig schlägt der Aultmore auf den Gaumen. Der erste, einem Mundwasser nicht so gänzlich unähnliche Eindruck von Weinbrand, frischen Weidenruten und grünem Tee mit einem pfeffrigen Stich macht fast sofort einer honigsüßen, intensiv-aromatischen, karamellisierten aber dabei auch leicht holzig-herben Dominanz Platz – etwas zu stark gebräunte Creme Brulee oder recht dunkel geratene Butterstreuseln auf dem Pflaumenkuchen machen aber mehr Appetit als dass sie abstoßen.
Der Abgang ist etwas kratzig und mit einer leicht säuerlichen Notes fast an einen trockenen Weißwein erinnernd, geht dann aber zunehmend wieder in die bitter-süße, dunkle Karamellerinnerung mit Tee und Tabak über und bleibt schön lange mit dunklem Rohrzucker und herbem Waldhonig haften. Ein herrlich unaufgeregter, Bourbon-Fass-geprägte Twen, der den Ritt auf der Rasierklinge zwischen frisch-frucht-süß-würzig erfolgreich und auf eine gänzlich andere Weise wie sein etwas älterer, Sherry-geprägter Bruder meistert.
Mir gefällt er gut und ich denke, dass er die doch recht zurückhaltenden Bewertungen in der Base nicht wirklich verdient hat. Hier spielt vermutlich mit herein, dass der Unterschied zu seinen jüngeren Brüdern wie beispielsweise dem 12er nicht so deutlich ausfällt, dass sich ein Kaufpreis von aktuell umgerechnet rund 180 Euro rechtfertigt.
--- "If you're lucky enough to enjoy a nice dram you're lucky enough"
21y Foggie Moss: Nase: Vanille, erdig wird mehr, nussig, leicht Gummi, etwas Karamell wird mehr, Malz nicht mehr jung, Banane mit Honig, Eiche älter mit Politur, leicht würzig, etwas Lösungsmittel, spät fruchtig dunkel herb
aus 1920er: sehr erdig nimmt ab, Himbeere, Vanille-Toffee Mix, staubig nimmt zu, dunkel fruchtig, dunkler Zucker, eine modrige Note
Gaumen: weich und rund Vollkornwaffel mit Ahorn- oder Zuckersirup, Malz älter, Eiche nimmt zu, würzig, leicht bitter, spät dunkles Karamell
Abgang: mittel bis lang Eiche, würzig, warm, bitter, spät dunkles Toffee
Bewertung: ein solider Malt, aber für 21y doch etwas einfach hätte mehr erwartet