Jetzt hatte ich den Pulteney schon zwei Mal im Glas und für die Notes gibt es nun den dritten Test inkl. Vergleich Premium Snifter mit Bordeaux-Glas ...
Geruch: Vanille, Trauben, Kiwi. Ein wenig roher Kuchenteig. Eiche und etwas Meersalz. Je länger im Glas, desto stärker kommt die äußerst interessante Kiwi-Eiche.
Aus dem Riedel Vinum Bordeaux: Aus dem großen Glas ist das Aromenbild "wolkiger" mit weniger Eiche und Vanille. Dafür sind die Trauben süßer und gehen wieder eine etwas andere Kombination mit den Kiwis ein, diesmal ergänzt um einen Spritzer süßes Litschi-Kompott. Einmal mehr verändert das Rotweinglas den Charakter des Malts.
Geschmack: Schwer, ölig, abermals intensiv prickelnd. Eiche, Meersalz, Strand, Pulteney-Herrlichkeit. Ich glaub', ich mag den :-) Trauben, Vanille und wieder Kiwi kommen in umgekehrter Reihenfolge zur Nase. Die meersalzschwangere Eichenwürze bleibt aber bestimmend.
Hier macht sich -- im Unterschied zum 12jährigen Pulteney von G&M aus dem 1st-Fill-Bourbonfass -- die Altersfreife bemerkbar. Die 46% sind auch kein bisschen zu schwach für diesen Malt; eine angenehme Trinkstärke mit Reserven.
Geschmack aus dem Bordeauxglas: Aus dem großen Glas kommt der Malt voll süß -- wie in der Nase mit Kiwi-Aroma und Litschi-Süße -- in den Mundraum. Das Prickeln ist etwas zarter, die Eichen- und Kräüterwürze meldet sich erst in der zweiten Welle. Eine ganz spannende Mischung, dieses süß-wüzige Nasen- und Gaumen-Erleben.
Abgang: Auch der Abgang liefert ein schönes Wechselspiel zwischen Alterseichenreife, Traubensüße, Vanille und Kiwi-Aroma.
Abgang aus dem großen Glas: Erst im Ausklang kommen aus dem Bordeauxglas zur Süße und Eichenwürze die Meeresstrand- und Salzgischtaromen. Eine tolle Variante -- ein Pulteney in fröhlicher Ferienstimmung sozusagen.
Fazit: Ein Riechmalt. Im besten Single-Malt-Alter. Fruchtige Frische trifft Alterseichenreife und Pulteney-Meeresstrandaromen. 92 Punkte.
Mit ein paar Tropfen Wasser wird die Vanille etwas stärker, am Gaumen und im Abgang kommt dann noch eine angenehme Zitronennote dazu. Ist Stimmungssache, für mich persönlich kann es bei der unverdünnten Variante bleiben.
Im Bordeauxglas führen ein paar Tropfen Wasser ebenfalls zu mehr (Litschi)Süße in der Nase und am Gaumen. Da heißt es dann aufpassen, dass der Malt nicht zur Limonade wird, auch am Gaumen :-) Wobei die Nase nach einige Zeit einen erstaunlich feinen Litschi-Zitronencharakter annimmt, was v.a. die beste Ehefrau von allen mit nicht wenig Zustimmung quittiert. Im Abgang ist die maritime Welt dann wieder in Ordnung und auch diese Pulteney-Version ein "echter Männerwhisky" ;-)
Der 19jährige 1998er-Pulteney von Gordon & MacPhail reiht sich ein in die Riege der hervorragenden Bourbonfassmalts aus Wick. Für mich ergibt das wie gesagt 92 Punkte. Der fassstarke 12jährige 1998er von G&M ist aus dem Premium Snifter noch eine Spur dichter und intensiver, der 19jährige wiederum überzeugt aus dem großen Rotweinglas mit einer äußerst erstaunlichen und wohlschmeckenden Charakteränderung. Wie überhaupt beim älteren G&M-Pulteney, je länger im Glas, desto mehr Aromenvariationen auftauchen und die Eichenwürze schon sehr schön ist.