Abgang: langer Abgang, immer noch viel Fruchtsüße, Honig, Rosinen, für sein Alter versteckt sich der Faßeinfluß sehr lange, bis dann eine merkliche Eichenfracht die Oberhand gewinnt, Trockenheit am Ende
Fazit: ich gebe eine 3+ (trinkbar) in meinem Bewertungsschema, ein gut trinkbarer, sherryfassgereifter 25-jähriger Whisky, das leicht schweflige Aroma hat den guten Gesamteindruck etwas gestört
Slàinte Mhath
Und: Ich mag KEINE Blindsamples und Busse und aus der 100-Punkte-Bewertung habe ich mich verabschiedet.
20190217_GlenfarclasFamilyW17_1992_106032.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Glenfarclas 1992/2017 The Family Casks W17 Cask 2901 (WID 106032)
Farbe: Mohagony
Nase: Grundaromen: Alkohol, Eiche, Würze, Schwefel, Trockenfrüchte, Zitrusfrüchte, Leder, Möbelpolitur Beschreibung: Der Ersteindruck ist „Dieses Fass macht die Nase frei.“ Selbst nach langer Standzeit zieht unverdünnt der Alkohol richtig rein. Das alkoholischste Family Cask, das ich bis dato im Glas hatte. Sehr würzig und irgendwie und ungewöhnlich „aufgedreht“ statt rund und sanft. Die Intensität und Würzigkeit prickelt regelrecht in der Nase. Herbe, würzige Eiche Rosinen und Trockenpflaumen ziehen zusammen mit einer ordentlichen Dosis Möbelpolitur in die Nase. Dazu gibt es etwas Leder, Spuren verbrannter Zündhölzer und hintergründig überraschend viel Orangen. Bislang dasjenige Family Cask, das in der Nase am meisten „durchzieht“. Nicht schlecht, aber wirklich packen tut mich der Gesamteindruck nicht.
Mund: Grundaromen: Würze, Schwefel, Süße, Schokolade, Gewürze, Zitrusfrüchte, Trockenfrüchte, Mandeln, Kaffee Beschreibung: Enorm würzig trifft diese Abfüllung auf die Zungenspitze. Durchaus süßlich und für einen Moment blitzen Andeutungen von Schokolade auf. Dann schlägt aber mit voller Wucht die Würze durch. Pfeffer und Ingwer sorgen für eine ordentliche Schärfe auf der Zunge und am Gaumen und Schwefel ist geschmacklich auch da. Abgebrannte Zündhölzer vermengen sich mit Abrieb von Orangenschalen. Eher hintergründig gibt es Rumrosinen und mit der Zeit kommt die herbe Eiche mehr und mehr zur Geltung. Im Übergang zum Finish gesellen sich schöne Mandel- und Espresso hinzu. Die enorme Intensität macht Spaß, persönlich hätte ich mir aber weniger Schwefel und mehr dunkle Früchte gewünscht.
Abgang: Grundaromen: Trockenfrüchte, Schwefel, Eiche, mandeln, Kaffee Beschreibung: Das Finish ist mittellang bis lang. Sehr saftig klingen Rumrosinen nach – allerdings eingehüllt in Schwefel. Die Zündhölzer sind sehr präsent und klingen nur sehr langsam aus. Gegen Ende legt sich dann fast schon pelzig ein sehr geschmacksintensiver Belag auf die Mundinnenseiten und es gibt herbe Eiche, Mandeln und Espresso satt.
Charakter: Ein süßlich-würziges und ungewöhnlich alkoholisch wirkendes Family Cask mit deutlicher Schwefelnote. Auf der Fruchtseite dominieren geschmacklich die geriebenem Orangenschalen, Dunkle (Trocken-)Früchte spielen eher die Belgeitmusik. Ausgesprochen intensiv, durchziehend und mit herbem Eichenfinish.
Bewertung: Dieses Family Cask ist mir zu schwelfellastig zu alkoholisch und zu brachial. Sicher nicht schlecht und auch sehr gut trinkbar, aber ein Family Cask-Hochgenuss bleibt aus. Richtig gut gefällt mir allerdings das Ende des Finishs: der Moment in dem die Zündhölzer in den Hintergrund treten und herbe Eiche, leicht bittere Mandeln und Espresso intensiv die Mundinnenseiten belegen. Vor allem deswegen gibt es von mir noch 89 Punkte.
Geruch: Der Malt ist anfangs verschlossen und von Eiche geprägt. Allerdings ist, neben einer leicht "seifigen" Note, sofort auch eine zarte Alkoholbrise präsent. Die Eiche ist intensiv.
Geschmack: Dieser 1992er prickelt stark und stürmisch, die dunkle Würzessenz ist präsent, Majoran, etwas Salzigkeit, intensive Eiche, ein zarter Anflug von Schwefel. Auch hier trockener Sherry, dunkle Früchte nur ganz weit im Hintergrund.
Abgang: Der lange Abgang des 92ers bleibt dem Gaumenerlebnis treu: Eiche satt, trocken, würzig, stark.
Fazit: Mit ein paar Tropfen Wasser wird der 1992er "freundlicher", sprich: Die Würze nimmt etwas ab, die Fruchtigkeit zu, die Alkoholbrise flaut wiederum etwas ab. Im Grunde bleibt auch hier die Grund-Essenz erhalten: Würze, Eiche, zarter Schwefel. Kräftig. Wer auf alte Eiche und trockenen Sherry steht, ist hier genau richtig. Dieser Malt aus dem "Family Cask" ist m.E. pur am besten.
Ich finden diesen 1992er ebenfalls am relativ schwächsten im Vergleich zu den anderen getesteten Winter-2017-Releases der Family-Casks-Serie. Eine Spur zu viel Alkohol und Schwefeleiche am Gaumen. Ergibt für mich aber immer noch 92 Genusspunkte; denn das (noch) Bessere ist halt der Feind des (dennoch) Guten.