Im Glas erwarten mich dunkle Bronzefarbe bzw. helles Mahagoni mit mittellangen Legs (ist ja fassstark) ...
Geruch: Intensive Sherry-Eiche. Ganz leicht geschwefelte Schwarzbeeren. Die 59,6% melden sich mit einem gut vernehmbaren Frischehauch. Das Schwarzbeerkompott zeigt nun auch etwas Zimt. 93 gute Punkte. Weniger wandelbar und ganz ohne Grasigkeit oder helle Trauben wie das den 1988/2018er auszeichnet. Einfach ein komplett anderer Stil. Nur die Eiche ist auch in dieser Sherry-Variante sehr präsent.
Geschmack: Holla, die Waldfee -- voller Sherry, reife Früchte, Zwetschken, Schwarzbeeren, Zimt. Eiche und wieder ganz zarter Schwefel, feine Espresso-Bitterkeit. Der gefällt mir sehr gut am Gaumen und erinnert mich sogar etwas an den fassstark-Clynelish von SV. Der Blair Athol wird schön nussig und das mag ich ja. Cremige Konsistenz bei schöner Würze und die 59,6% sind bestens eingebunden.
Abgang: Auch im Abgang bleiben die intensiven Sherry-Dunkelfruchtnoten im Vordergrund. Anders als bei anderen SV-Athols bleibt die Eiche im Hintergrund, die Würze ist immer elegant-bereichernd, die 59,6% bleiben auch im Abgang ebenfalls einfach bereichernd.
Fazit: Ein sehr feines "Sherrybrett". Ok, ein klein wenig Schwefel sollte man vertragen, ansonsten bewegen wir uns hier in Family-Casks-Dimensionen. Besonders fein finde ich die bestens integrierte Eiche mit der feinen Würze, zarten Espresso-Aromen, gepaart mit den dunklen Zimt-Früchten. Ja, das ist ein wirklich empfehlenswerter 93-Punkte-Malt (93-94-93).
Ach ja: Das "Wine Treated Butt" kann ich als "Wein-Aroma" (weder als Bordeaux- noch als Riesling-Anklang) nachvollziehen. Ok, ein paar rote Trauben könnten schon im Schwarzbeerkompott sein, aber die manchmal vorkommende "Weinigkeit" hab' ich hier gar nicht.
Ein paar Tropfen Wasser öffnen die Nase auch noch Richtung reifer Pfirsich; das gesamte Ensemble wird etwas "leichter", die ganz zarte Schwefelnote bleibt präsent, wird aber nie dominant v.a. den "Sherry-Früchten" gegenüber. Am Gaumen dann dieselbe Entwicklung: etwas "heller" insgesamt, wie auch im Abgang, der Kerncharakter bleibt aber. Da jetzt nichts wesentlich Neues kommt, braucht's für mich kein Wasser; schaden tut's m.E. aber auch nicht, falls zarter besaitete Gemüter die Fassstärke etwas abmildern wollen.