Geruch: Tiefer Sherry, dunkle Beeren auf einem feuchten Waldboden, leichter Rauch zieht durch's Gebüsch. Etwas Eiche meldet sich, die Beerenfrüchte kommen wieder, der Malt macht wunderbar ölige Beine im Premium Snifter. Die Vorfreude steigt.
Aus dem Bordeaux-Glas: Nun sind die Waldbeeren saftiger und leicht angequetscht. Der Sherry kommt wunderschön zur Geltung, die Eiche ist zuerst da, von weiter Ferne grüßt die letzte Lagerfeuerrauchschwade. Und diese Legs im großen Vinum Bordeaux! Ein bissl erwärmen, ein wenig schwenken, nun wird der Sherry noch intensiver und auch die angekokelte Eiche wird stärker.
Geschmack: Das prickelt ordentlich, nun übernehmen Wachs- und Kräuternoten, der Sherry und die Waldbeeren treten in den Hintergrund. Der Boden ist feucht, wir befinden uns am Meeresstrand, vielleicht auf Islay, vielleicht an der Küste der nördlichen Highlands.
Aus dem Bordeaux-Glas: Sofort kommt die Frucht, dann aber der Rauch, das Wachs taucht wieder auf, die erdigen Noten, der Sherry natürlich. Würze und Wachs übernehmen in der zweiten Welle. Bei vielen Sherry-Malts aus dem Bordeauxglas sind auch am Gaumen Sherry und Dunkelfrucht dominierend. Hier ist nun ein sehr spannend-gleichwertiges Wechselspiel zwischen Sherry, Dunkelfrucht, Würze, Wachs und Rauch zu beobachten.
Abgang: Der Abschluss ist mittellang bis lang und sehr vielschichtig, denn beim Nachschmecken melden sich nun wieder der trockene Sherry und die Beerenfrüchte, die Wachsigkeit vergeht, der Rauch braucht etwas länger, um sein Leben auszuhauchen. Nachhaltig und schön.
Aus dem Bordeaux-Glas: Auch hier ist der Abgang lang, intensiv und vom Kräuter-Eichen-Wachs- und Sherry-Dunkelfrucht-Wechselspiel geprägt. Ebenso nachhaltig und vielschichtig.
Fazit: Ein außergewöhnlich guter Sherry-Malt. Die Nase ist wunderbar vielschichtig und changiert mit Fortdauer der Zeit im Glas zwischen Sherry, Beerenfrucht, feuchtem Waldboden, Rauch und etwas Holz. Am Gaumen dreht der Malt dann Richtung Würze, Rauch und Küstenaromen. Im langen Abgang kommen nochmal Sherry und Dunkelfrucht. Sehr lebendig.
In diesem Malt vereinen sich manch typische Merkmale eines Glengoyne 25 mit einem Pulteney 21 und jenen des 25er-Bunnahabhain. Dennoch ganz eigenständig in seiner verspielten Lebendigkeit. Ein 93-Punkte-Malt.
Aus dem Riedel Vinum Bordeaux liegt der größte Unterschied in der Nase, wo der Malt wieder mal dunkelfruchtiger und "gesetzter" wirkt. Am Gaumen und im Abgang sind aber dieselben schönen Aromen-Wechselspiele nachzuvollziehen wie aus dem Premium Snifter. Ergibt für mich ebenfalls denkwürdige 93 Genusspunkte.
Nase: Der startet gleich viel zarter und eleganter. Hier natürlich auch rote Früchte. Eher Erdbeere. Himbeere. Mon Cheri. Weingummi. Baumharz. Eventuell sogar einen Tick Banane. Immer wieder auch eine gewisse blumige Note. Erinnert an Lavendel. Insgesamt ist er im Vergleich zum CWC viel entspannter, ohne kraftlos zu wirken.
Mund: Erstaunlich kraftvoll und stürmisch. Habe ich so nicht erwartet. Aber das macht er gut. Rote Trauben. Feige. Weingummi Kirschen. Rote Brausestäbchen. Gezuckerter Rhabarber. Nun ordentlich Würze und es wird bitterer. Blutorange. Grapefruit.
Abgang: Ingwer. Schwarzer Tee. Muskatnuss. Etwas Beerenfrüchte.