Nase: Wo fange ich an? Der Geruch ist sehr vielschichtig. Als erstes erkenne ich eine Ähnlichkeit zum 12-jährigen, den ich davor getrunken habe. Ich kann nicht benennen, was das ist, aber eventuell ist das die berühmte Highland Park Heide. Dazu kommt klar erkennbar Sherry, nicht dominant, aber präsent, Orangen, Malz, im Hintergrund leichte grasige Noten. Leider sticht auch der Alkohol ein ganz klein wenig, aber das vergeht nach einer Weile im Glas.
Gaumen: Ein weicher Körper und ein vergleichsweise milder Antritt. Erst nach einem Moment prickelt der Whisky leicht auf der Zunge. Eiche zeigt sich, aber nicht massiv, alles ist recht trocken, klare Orangennote, aber eher herb als süß, vielleicht ein Hauch von Rauch
Abgang: Im Abgang zeigt sich der Rauch am deutlichsten, die herbe Orange ist auch hier das dominierende Element noch vor der Eiche. Dieser Eindruck bleibt lange am Gaumen kleben. Erst ganz am Ende zeigt die Eiche ein wenig ihre bittere Seite.
Bewertung: Der Geruch ist so komplex, dass er mich teilweise überfordert. Das macht ihn zu einem Chamäleon und ist für mich schon fast ein wenig des guten zu viel. Das schöne daran ist, dass hinter dem Fass der Brennereicharakter noch vorhanden ist. Der Geschmack ist da geradliniger wie es meist der Fall ist. Die herbe Orange gefällt mir sehr. Der Abgang ist schön lang. Ein anspruchsvoller Whisky, der Aufmerksamkeit verlangt. Die Komplexität aus Fasseinfluss, dem Brennereicharakter und dem zarten Rauch ist herausfordernd aber auch belohnend, wenn man sich genügend Zeit nimmt. Ein toller Whisky. 92 Punkte
Nase: Eine gewaltige, komplexe Nase - eine große Kiste frischer saftiger süßer Orangen steht raumfüllend in der Abendsonne, Heidekräuter, feiner Honig, Fenchel und Thymian, Rosmarin, duftendes Sommerheu, noch warme Marzipanhörnchen gedippt in dunkle Schokosauce, ein Hauch von Minze und Zuckerwatte liegt in der Luft... und Leder, feines, altes Leder... ich könnte ewig dran riechen!
Mund: Augenblicklich eine wahre Explosion von saftigen süßen Orangen in dicker dunkler Schokoladensoße, Erdbeeren, Maracuja und süße aromatische Heidelbeeren tauchen aus dem Orangen-Schoko-Meer auf, dunkler Honig, Ingwer, weißer Pfeffer, ein Hauch Zimt und Muskat, Fenchel, Süßholz, brauner Kandis, frisch geknackte Haselnüsse, das Marzipanhörnchen ist wieder da und wird von einer weichen Espressowelle weggespült... ein Touch Apfelessig kommt an die Oberfläche, jetzt wieder die provencalischen Kräuter und ... eine Ochsenschwanzsuppe mit Feigen in Rosmarin köchelt auf einem schwelenden Feuer aus Kräutern und Pinienholz. Daneben steht der knarzende Ledersessel und duftet, was das Zeug hält. Dieser Malt ist sehr sehr vielschichtig und gibt seine vielen Aromen nicht alle auf einmal preis. Sehr komplex, sehr lecker, leicht rauchig, warm, ölig und unglaublich intensiv. Im Moment des Herunterschluckens lodert ein wunderbares würziges orientalisches Gewürzfeuer am Gaumen.
Abgang: Die Highland-Park-typischen süßen Kräuter, Lakritz, eine leichte Reminiszenz an Apfelessig und Ochsenschwanzsuppe - und viel viel Orange, dazu Espresso und auch tatsächlich schwarzer Tee sorgen für einen süß-sauer-minimal-bitteren Abgang und bleiben lange am Gaumen... und auch eine sehr angenehme Spur von Rauch und Leder. Und dann noch ganz am Schluss frischer arabischer Minzetee...
Das ist eine Kombination, die mich begeistert. Wahnsinnig intensive, tiefe Aromen, die alle wunderbar zusammengehen, wie eine Sinfonie, die man Stück für Stück entdeckt. Eine Nase zum Dahinschmelzen, aber der Geschmack ist noch besser. Auf jeden Fall mit Abstand der beste HP, den ich bisher getrunken habe - und wohl ab jetzt einer meiner Lieblingstropfen. (Mit Betonung auf "Tropfen", denn mehr kann ich mir von dem auch nicht leisten.)
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