Moin Ihr, nicht vieles macht so viel Freude wie weitgereiste, „neue“ Gäste in den Programmrahmen eines regulars-Tastings einzuführen. Perfekte Gelegenheit war der vergangene Samstag: das Tastingthema »Retrospektive Fèis Ìle 2017«. Mit dabei whisho (mit nur gut 50 km Anfahrt Lokalmatador) und die Dreier-Kombo Malt-Rafa aus Koblenz, Oktobull aus Boppard sowie mit dem Pokal für die weiteste Anreise zumindest in unseren Herzen geehrt yggr aus München.
Rafa ist Kummer bzw. unseren Budenzauber gewohnt, für die zwei Novizen begann der Abend jedoch mit einer amtlichen Einführung in die komplexen Handlungabläufe einer normgerechten ostfriesischen Teezeremonie. Sollten die beiden sich zukünftig mal Detailfragen wie „warum wird der Rahm gegen den Uhrzeigersinn am Tassenrand ausgebracht?“ oder „wie bemesse ich die ideale Tassenfüllhöhe?“ konfrontiert sehen, mache ich mir keine Sorgen um lehrbuchpräzise Antworten ;) .
Nun ja, für Tee waren wir nicht zusammengetreten, deshalb wanderte das Geraffel nach einem Stündchen vom Tisch und wir stellten uns dem Lineup des Abends.
Oh nein, halt, taten wir nicht! Erstmal gab’s zur Einstimmung ein Gläschen Kinnertön, um auf einen neuen Erdenbürger anzustoßen.
Dann aber sollte der whiskyzentrierte Teil des Abends tatsächlich steigen:
Auf halber Strecke unterbrachen wir für eine kurze Stärkungspause. Da das gereichte, an sich recht trivial zu backende Apfelbrot nicht nur standing ovations, sondern lautstarke Rufe nach Veröffentlichung des Rezepts nach sich zog, packe ich das aus Transparenzgründen direkt mal hier rein:
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Apfelbrot
1½ ℔ Äpfel raspeln ½ ℔ Zucker dazugeben und 20 Minuten ziehen lassen. 1 ℔ Mehl, 2 Päckchen Backpulver, 100 g Mandeln (gestiftelt oder gehackt) 1 Päckchen Lebkuchengewürz 1 Teelöffel Zimt 1 Fläschchen Rumaroma miteinander vermengen und zur Apfelmasse dazugeben.
Den Kuchenteig in eine Kastenform füllen und bei 180 °C (Umluft) 60 Minuten backen.
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Was gibt es zu den Malts zu sagen? Einigkeit herrschte in zweierlei Hinsicht: die rote Laterne ging zweifelsfrei an den Finlaggan, während wir ebenso unisono den Bowmore zum Winner-Dram gekürt haben. Das lupenreine Apfelaroma in Kombination mit einer großen Bandbreite von wunderbar harmonisch nebeneinander aufspielenden „Beiaromen“ machte jedes Schlücken des Bowie zum Ausgangpunkt einer neuen Entdeckung – traumhafter Whisky! Ansonsten auf dem Treppchen ein Handgemenge zwischen drei/vier Drams nach persönlichem Empfinden (ich sehe da den Port Charlotte auf Zwo und für Platz 3 sehe ich ein größeres Patt). Das hat sich mehr als gelohnt – Dank an dieser Stelle an Eneloop2009, der uns mit den Whiskies versorgt hat.
Da genug aber nie genug ist, floss nach dem Tasting noch ein eiskalter Nobeltje als finales Leckerli durch die Kehlen.
Und damit endete ein aus meiner Sicht supergemütlicher Tastingabend mit wundervollen Gästen, denen ich nochmal herzlich meinen Dank für die absurden Anfahrtswege aussprechen möchte. o_O
Zum Schluss streue ich noch ganz uneigennützig ein, dass wir vor dem Tasting einen kleinen Spaziergang unternahmen und schonmal die Location für das Maltbarn-Tasting im Januar, das WUZ, gespotted haben: das verspricht zumindest von den Räumlichkeiten her ein Volltreffer zu werden – und den Rest verantwortet Martin mit seinem Lineup ;)
Soviel von mir, wir lesen uns – und wer mag, den sieht man im Januar!
Das liest sich doch gut! Ihr hattet auch ein interessantes Motto für euren Abend! Danke für den Bericht! Das Rezept liest sich auch für die kommende Jahreszeit sehr verlockend.
Großartiger Abend mit tollem Programm und diversen Horizonterweiterungen, lieber Sebastian. Da wurde die Messlatte für zukünftige Tastings im privaten Rahmen aber ordentlich hoch gelegt…
Bis auf den Finlaggan, über den wir besser den Mantel des Schweigens hüllen, und mit Abstrichen der Laddie wanderten da sechs tolle Abfüllungen in’s Glas, die sich absolut auf Augenhöhe bewegten.
Für meine Rückfahrt von Koblenz aus mit zuggebundenem Ticket konnte mir die Bahn glücklicherweise keine frühere Abfahrt nach Hause anbieten. Denn der nächste tolle Gastgeber Rafa ließ es sich nicht nehmen mich spontan einzuladen und mir neben Kaffee und guter Mucke noch zwei völlig verrückte 73’er Speysider einzuschenken. Dazu wurden immer mal wieder tolle Flaschen präsentiert und an noch verrückteren Samples geschnüffelt…
Alles in allem ein denkwürdiges Wochenende und jeden Kilometer Anfahrt wert.