In ihrem kurzen Kleidchen schwebt sie mir über eine Frühlingswiese entgegen. Sie verweilt einen Augenblick und tanzt fruchtig-frisch duftend vor mir her. Ich schließe die Augen und nehme Pfirsiche, Aprikosen und feine Zitrusnoten wahr. Für diese Laddie nehme ich mir Zeit. Sie verspricht einiges und das hält sie auch. Denn, tiefer liegend, bildet sich ein Hauch von Vanille und Karamell. Ich kann es kaum erwarten sie zu kosten.
Für einen Moment liegt sie mir ölig auf der Zunge; dann prickelt es und breitet sich mundfüllend aus. Mit Pfefferwürze betört sie mich (ja, sie weiß was ich mag), .….und plötzlich explodiert ein gesalzenes Feuerwerk, das von salzigen Limetten zu Salz-Lakritze übergeht. Ein frisches Erlebnis, ein raffiniertes Spiel, das ich immer wieder gerne mitmache.
Lange verweilt sie und hinterlässt ihren umwerfenden Charakter.
Nase: Sofort sehr intensiv und aromatisch, reifer Apfel, satte Vanille, eine Spur Zimt und Nelke, süße Zitrone, Estragon, saurer werdend, weißer Pfeffer, Gurkenwassser und Dill und immer wieder Vanille
Gaumen: Weicher, kühler Antritt, dann etwas Schärfe und sofort Eiche, leicht adstringierend, herber als in der Nase, die Süße weicht etwas zarter Bitterkeit, Vanille, Zitrone, gespritzter Apfelwein im Hintergrund, Kräuter
Abgang: Zartbittere Eiche, Hopfen, Vanille, Apfelschale, Sauerteigbrot, lang
Bewertung: Eine wundervolle Nase, vielschichtig , intensiv, kein Alkohol, dieses Aroma lässt kaum Wünsche offen. Im Mund wird die Frische durch Reife ersetzt.
Der Abgang ist sehr schön lang und zeigt das Alter.
Bruichladdich braucht Zeit, um gut zu werden, so wie in dieser Abfüllung.
@Gloin kannst Du mir sagen warum nach Deiner schönen Beschreibung " nur 88 Punkte drin waren? nicht das ich Bruichladdich gerne hoch bewerte aber gerade weil diese Abfüllung so viel Lob bekommt und ich sie noch nie probiert habe würde ich gerne die Schwächen wissen und auch weil sie auf der WB 86,72 Punkte hat, für eine OA mit 22y doch recht mager
*Whiskylinker*
„Dieses Mitglied war noch nicht im Forum aktiv“ ;)
Und genau das ist der Whisky: gut. Schwächen hat er keine.
Um sehr gut oder ausgezeichnet zu sein, fehlt jedoch ein Überraschungsmoment und eine Eigenständigkeit, die den Whisky einzigartig macht und von anderen unterscheidet.
Er ist nicht spektakulär. Hat ein seidiges Mundgefühl und schöne tropische Früchte mit angenehmer Eiche. Ich finde 88P treffen es sehr gut. Ich finde Laddies vor der Schließung insgesamt schwächer als heutige Abfüllungen, langweiliger, weniger Profil. Der ist aber ein schöner Vertreter..
Geruch: bemerkenswert zarte, aber in der Luft stehende Eichentöne, alte Sägespäne, Muffigkeit alter, leerer Einmachgläser, die beinahe an eine leichte Rauchigkeit erinnert (ist es evtl. Streichholzrauch?), Birne, heller Honig, Orangen, Aprikosen, Vanille, Heunuancen, nach 10 Minuten haben die Eichentöne die Oberhand gewonnen und eine zarte Bitterkeit erscheint
Geschmack: weich, sehr vollmundig, sirupartig, viel Fruchtsüße, viel heller Honig, Aprikosen, Orangen, Birnen, erstaunlicherweise kippen diese Aromen dann aber bereits im Mund wieder in Richtung herbe, würzige Eiche und auch die Bittertöne gesellen sich wieder zu diesem Ensemble
Abgang: langer Abgang, die Honigsüße bäumt sich nochmals auf, muss aber der Eiche ihren Sieg gönnen, merkliche Bitterkeit, trocken, ich würde gar von einer Holzschärfe sprechen, welche Fässer da wohl mitgespielt haben?
Fazit: ich gebe eine 3 (trinkbar) in meinem Bewertungssystem, ein schöner älterer Bruichladdich, mir aber zuviel dominante Holzwürze , die überraschende Süße beim ersten Schluck, kann mich da kaum versöhnen.
Slàinte Mhath
Und: Ich mag KEINE Blindsamples und Busse und aus der 100-Punkte-Bewertung habe ich mich verabschiedet.