Nachdem ich nun zig Flaschen besorgt habe und sie in die Welt verschickt habe (die weiteste ging nach San Francisco), ist es kein Geheimtipp mehr... Es geht um diesen deinen Stoff: Bruichladdich 25y
Anscheinend sind sich viele Leckermäulchen einig. Fast 80ig Bewertungen und über 91 Punkte. Notes gibt es ja mittlerweile auch mehr als genügend. Ich bin der Meinung, dass dieser Malt mal wieder einer der wenigen ist, der jeden Tag eine andere Fassette zeigt. Ich habe bereits mehr als eine Flasche geleert und bin immer wieder aufs Neue begeistert.
Wer kann, sollte ihn probieren. Ob ein Malt über 200,-€ wert ist? JAAA!
Wow, die erste Nase sagt sofort, dass dies kein leicht zu erschließender Malt ist, sie will Zeit im Glas, die Aromen sind stark verwoben, mehr eine Mischung aus unterschiedlichsten Früchten, tlw. eingelegt, Honig, eine typisch dezente Laddie-Rauchnote ist jedoch gleich spürbar, deutlich Pflaumen, saftige Sultaninen, süßes Karamell, kandierte Früchte, Schokolinsen, schokolierte Erdbeeren, süße Brombeeren und Blaubeeren, es dominiert jetzt eher der Sherry denn der Wein, dieser meldet sich jedoch ab und an mit einem leicht säuerlichem Einschlag wie gezuckerte Johannisbeeren, Kirschen und Stachelbeeretorte, süßes Gebäck, Erdbeermarmelade, ein tolle Potpourri an Aromen, wechselvoll, komplex, die Eiche ist eher sehr dezent aber wahrnehmbar, er strotzt nicht vor alten Aromen ist aber auch nicht zu überladen an Fasseinflüssen, der Brennereicharakter tritt gegen Ende etwas in den Hintergrund, die Säure wird immer dominanter, in Richtung von Balsamico-Essig
Gaumen:
süß und säuerlich prickelnd auf der Zunge zu Beginn, sofort im Anschluss zeigt sich schöne knusprig-herbe Eiche, Leder, Tabak, dezenter Rauch, feine Würze, dazu voller Sherry, Süße mit Pflaumen, Blaubeeren, auch die Säure stößt wieder durch, dezente Orange, Nusskuchen, Rosinen, wunderbar komplexer und toller Geschmack, gleichzeitig typisch Laddie
Abgang:
anfangs klar von Schokolade, Nüssen und Eiche geprägt, trocken-säuerlicher Wein, Bittelmandel, Blutorangen, Aprikosen, herbe Feige, dezenter Rauch oder eher Röstaromen, Kaffeesatz, langanhaltend
Bewertung:
Die Komplexität in in der Komposition von Alter und "frischer" Säuerlichkeit mit wahrnehmbaren Einflüssen aller Fassarten, die sich ergänzen und dem toll spürbaren Laddie-Grundcharakter ist erstaulich und interessant. Einzig bei der Säure bin ich mir noch unklar, ob ich sie mag oder zu aufgesetzt/aufdringlich finde.
Im Borderhop von Scandlines auf der Ostseeinsel Fehmarn sind noch 5 Flaschen in einwandfreiem Zustand vorrätig und ein paar wenige mit verbeulter/ohne Umverpackung. Ich denke die halten beim Kurs von 205 € nicht mehr lange durch. Ob es nochmal Nachschub gibt steht in den Sternen.
Einer der besten "Nasenwhiskys" den ich je hatte. Im Mund überzeugt er auch, aber hier hatte ich schon einige bessere. Insgesamt dennoch ein Top-Whisky!
Geruch Die Nase ist unglaublich dicht, bringt aber auch eine gewisse Frische mit sich, die von Zitrusnoten getragen wird. Der Sherry spielt natürlich klar eine Hauptrolle. Überreife Früchte, eine schöne Mixtur der klassischen Rosinen, die vor Süße triefen, aber auch fruchtigere Noten, wie süße Kirschen. Über allem liegt ein Hauch von Marzipan mit Orangeat. Dazu kommt eine merkliche Würze, leicht pfeffrig mit Leder und Espresso. Die Eiche ist spürbar. Riecht man sich durch die schweren Hauptnoten kommen leichtere cremige Aromen dazu, wie ein dünner Milchkakao, im Nu wird das dann aber wieder von der massiven Sherrygewalt überlagert, die jetzt auch etwas Minze im Repertoire hat. Alleine mit dem Verriechen kann man sich hier einen Abend lang beschäftigen.
Geschmack er startet sehr fruchtig, ölig, süße Kirschen, Pflaumenkompott, dann kommt etwas angenehmer Schwefel, leicht nussig, es wird leicht dreckig, auch hier diese Orangeatnote, Eiche, Espresso, leicht herb, aber die süße Fruchtnote ist weiter hin dominant, insgesamt bringt er eine schöne Intensität mit, die die Aromenfracht gut abliefert
Abgang hier schlägt die Eiche etwas stärker, zu der Mund wird trocken und es breitet sich ein holziger Grundton aus, Traubenkerne, die Kirsche ist noch da, aber die Süße ist nicht mehr sehr präsent, nach und nach kommt auch hier die Cremigkeit, die man in der Nase mit etwas Geduld finden kann, dazu. Jetzt wird es auch wieder nussig. Nach einem holzigen Intermezzo klingt er angenehm aus.