Macallan 1973/2015 Gordon & MacPhail 43% Sherry Casks
Nase:
Dieser Dram ist bereits vor dem ersten Riechen ein Erlebnis. Die dunkle Farbe, die zähfliesenden Tropfen an der Glaswand und die Gedanken an 1973 machen Lust auf mehr.
Der Sherry steht schon im Raum. Ein ersten vorsichtiges Riechen bringt schon zahlreiche Eindrücke von süßem Sherry, roten hochreifen Kirschen und alter Eichenschrankwand. Zunächst dominiert der Sherry das Bild, eine mächtige cremige und intensive Süße, Honig, Fruchtkompott aus reifen Pflaumen, Kirschen, Rosinen, Sultaninen, Brombeeren, sehr reife Erdbeeren, die Eiche schiebt sich mal mehr mal weniger dazwischen und zeigt Präsenz. Dem dunkelroten Obstsalat wird nun ein Spritzer Zitronensaft und eingeschnittene süße Saftorangen beigegeben, Milchschokolade, mit Schokolade überzogene Datteln, Feigen. Konträr zu der intensiven Sherryfrucht und den wahrnehmbaren Eichentönen schwingt ständig eine frische Kräuternote wie Minze mit, vllt auch Harz und diese "Frische" von Nadelbäumen, Zimt und herbes Kakaopulver, das Nadelholz (Kiefer) wird deutlicher, trockene Kokosflocken, eine tolle, sehr leckere sherrydominierte Nase
Gaumen:
herber und weniger süß als erwartet, richtig trockener intensiver Sherry mit Fruchtigkeit, starke Holztöne, Eiche, Harz, Pinie, Beerenmus, Pflaume, der Mund klebt von Trockenheit, Walnüsse, Orangenschale, herbe Schokolade, Tabak, Leder, nicht ganz reife Feigen, Maracuja, unglaublich mundfüllend ohne dabei süß zu sein (später ist gar keine Süße mehr wahrnehmbar), minimal Honig, richtig kräftige würzige Eiche
Abgang:
eine starke Minz- und Harznote breitet sich zunächst trocken im Mundraum aus, Hustenbonbon, Eiche, Schokolade, kräutrig, etwas Harz, Gin-artig, deutlich weniger Frucht, trockener Virginia-Tabak, wieder Feigen, Nussigkeit, trockene Orangenschale, langanhaltend bis ewig hält sicht die massive Eichefracht
Bewertung:
Bei einem solchen Malt sind die Erwartungen natürlich sehr hoch gesteckt und vor diesem Hintergrund ist das Fazit auch zu bewerten. Aber wenn ein Malt über 1.000 EUR kostet, dann darf man auch kritisch sein. Die Nase ist genial und wie zu erwarten sherrydominiert. Es gibt keinerlei Fehler oder Ecken und Kanten in der Nase, gleichzeitig dennoch viel zu entdecken. Man kann sich sehr lang an dieser Nase erfreuen, bekommt ein ähnliches Erlebnis aber auch für wesentlich weniger Geld. Geschmack und Abgang stehen der sehr fruchtig-süßen Nase jedoch recht stark entgegen. Diese sind vom Einfluss der europäischen Eiche geprägt , richtig dominante Würze, Kräuter sowie Harznoten. Im Abgang sogar etwas zu Gin-lastig. Die Süße geht völlig, die Sherryfrucht teilweise unter. Das ist sehr schade. Es ist ohne Frage ein großartiger Dram dem es zum Olymp aber für mich an Ausgewogenheit im Gesamtbild fehlt, da sich die Eindrücke der Nase zu sehr vom Geschmack/Abgang unterscheiden. Zudem muss man ein Fan dieser massiven Eichenfracht sein.