Interessanterweise wirkt der 12er fast gesetzter und wärmer in der Nase als der 18er. Und das obwohl er ja 6 Jahre jünger ist und auch noch etwas mehr Volumenprozente hat. Der 18er wirkt schon ziemlich frisch für sein Alter. Das soll aber nicht bedeuten, dass er jugendlich wirkt. Blind hätte ich den aber wohl jünger getippt. Das legt sich aber nach dem ersten Schluck etwas und er macht auf. Während die Zitrusfrüchte beim 12er eher kandiert sind, sind sie beim 18er eher frisch. Beim 12 sitzt man direkt am Lagerfeuer mit Marshmallows und die Meeresbriese weht einem moderat entgegen. Beim 18er sitzt man an einem stürmischen Strand vor einem hellen Obstsalat und etwas entfernt brennt ein Lagerfeuer.
Im Mund spielt der 18er aber seine Stärken aus. Hier zeigt er irgendwie mehr Tiefe und Eleganz als der 12er. Eine schöne Mischung aus Süße, Rauch, maritimen Noten und leichter Säure. Der 12er liegt zwar satter und voller im Mund, der 18er wirkt aber nuancierter.
Beides echt leckere Lagas. Anfangs hat mir der 12er in der Nase besser gefallen. Im Mund hat schon von Anfang an der 18er das Rennen gemacht. Mit der Zeit entwickelte sich die Nase des 18ers aber immer mehr. Der 12er ist im Vergleich der unkompliziertere Malt, der 18er der etwas feinere Whisky, der aber auch etwas Aufmerksamkeit braucht.
Der 21er ist da doch schon ein gewisses Stück anders. Das verwundert aber nicht, da der ja Sherryfässer gesehen hat. In der Nase wirkt der Sherry aber nicht wirklich süß, sondern eher etwas herber und säuerlich. Dazu auch leichte Andeutungen von Wachs. Der Rauch ist - wohl durch das Alter und Fass - etwas dezenter, jedoch immer noch deutlich. Im Mund anfängliche Süße, die nach und nach etwas weniger wird und Platz macht für schöne Wachsnoten, herben Sherry und Holznoten. Ein wirklich toller Lagavulin. Der ist doch noch eine Liga höher als der 12er und 18er. Der Sherry ergänzt den Malt tatsächlich nur, ohne ihn zu unterbuttern. Ein schönes Zusammenspiel. Das muss aber natürlich auch heftig bezahlt werden. Der Preis ist absolut absurd. Leider.
Geruch: mittelstarker Rauch mit deutlich medizinischen Anteilen, direkt auch Eukalyptus-Aromen, Salz, viel Jod, Meeresluft, Räucherschinken, Orangen, Rosinen, schöne Karamelltöne, weißer Pfeffer in durchaus bemerkenswerten Mengen, entfernt Honignoten, die geschmacklichen Auswirkungen der Eiche sind auch nach der langen Reifedauer schwer zu identifizieren (den Pfeffer mal ausgenommen), ein Stapel alter, vergilbter Bücher kommt mir dann aber doch in den Sinn, die Kombination aller Aromen ist für einen Islay-Whisky sehr harmonisch
Geschmack: vollmundig, sehr kraftvoll, starkes Prickeln, Wiesenhonig, der Rauch ist nun deutlich präsenter, aber weniger medizinisch wie erwartet, Rosinen, Orangen, Eukalyptus, Jod, viel Salz, viel weißer Pfeffer, auch die Räucheraromen kommen nun wieder zurück
Abgang: langer Abgang, Fruchtsüße, immer noch sehr kraftvoll, Orangen, zart Rosinen, Salz, Jod, Eukalyptus, Ausklang mit süßlichem Rauch, die Aromen von Nase und Mund bleiben recht beständig.
Fazit: ich gebe eine 1- (Liebling) in meinem Bewertungsschema, ein toller, alter Lagavulin, sehr kraftvoll und würzig, der Sherryeinfluss ist deutlich spürbar, der Preis ist natürlich unangemessen, Lagavulin-Fans werden ihn trotzdem mögen.