Nase: Zunächst einmal kommt ein schweres Sherry-Aroma in die Nase, durchaus kräutrig und herb. Ich habe das Glas nach kurzem Verriechen stehen gelassen und als ich wieder kam (15 Minuten später) traf mich der Schlag. Im Glas geirrt? Wo ist das Herbe? Süß und (Wal)nussig drängt es sich in die Nase! Gewöhnt man sich daran, kommen auch Kräuter wieder und dann auch Pflaume und Kirsche. Die süße Walnuss-Note bleibt, ist dann aber nicht mehr so dominant, dass sie alles wegfegt. Eiche kommt dazu, na endlich! Die ließ auf sich warten. Der Whisky orientiert sich langsam etwas in Richtung eines "typischeren" Whiskies. Die Sherry-Eichen-Kombination erinnert mich an viele Glendronach-Abfüllungen, die diese Kombination immer gut hinbekommen. Dennoch warnt die verbleibende süße Nussigkeit davor, hier wirklich Vergleichbarkeit finden zu wollen - es bleibt anders, es bleibt..... Couvreur. Modrige, alt wirkende Aromen, weinige, kräutrig-süße Gummibärchen, Kirschsaft, wieder Eiche. Man kann suchen und suchen und man findet und findet in diesem Whisky. Sehr interessant finde ich, dass er den Oldschool-Charakter, der bei Couvreur oft zu finden ist, mit für heute typischere Eichen-Sherry-Whiskies verbindet. Gefällt mir ausgesprochen gut! Mit der Zeit kommen sich die Eindrücke näher und bilden einen Gesamteindruck, der nach einer Suche in meinem Geruchsgedächtnis etwas von Gummi oder Politur hat. Keineswegs negativ gemeint. Ich liebe das an einigen Sherry-Wänden. Nach noch mehr Zeit (Stunden) dominiert wieder Süße mit etwas Kräuter.
Gaumen: Süß und voll, nach kurzem Verweilen direkt mit Eiche, nussig, kräutrig, kitschig, modrig - es kommt eine Flut an Aromen, die man aus der Nase kennt! Trockenheit finde ich kaum, aber der ganze Rest ist da! Und sowas von da! Angenehm zartbitter und ledrig verbleibt es im Mund. Unglaublich süß im Gesamtbild, die Eiche macht sich zwar bemerkbar, verdrängt aber nichts. Zu den beiden wegweisenden Eindrücken tauchen sekündlich andere Sachen auf, die dann von neuen Eindrücken abgelöst werden. Auch der zweite Schluck ist ähnlich. Die ersten Sekunden unglaublich süß, dann kommt Würze und dann Leder und Modriges, das dann besonders stark nach dem Schlucken ist. Von Alkohol ist in keinster Weise etwas zu spüren.
Abgang: Der Rachen ist nicht der Schauplatz, an dem nach einem Abgang zu suchen ist - der Mund ist es! Der Geschmack bleibt im Mund und geht nicht mehr weg!
Bewertung: Er ergänzt seinen himmlischen Bruder aus dem Jahre 1984 in Richtung der Eichen-Fracht. Ebenbürtig bilden die beiden 84er meine persönliche Spitze. 95 Punkte!